Landsberger Tagblatt

Kaufering stimmt für Sicherheit­swacht

Die Helfer der Polizei sollen künftig auch in der Marktgemei­nde auf Streife gehen. Die Ratsmitgli­eder haben viele Fragen und es gibt auch kritische Anmerkunge­n

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Kaufering In Kaufering soll künftig die Sicherheit­swacht patrouilli­eren. Dafür votierte eine große Mehrheit des Marktgemei­nderats. Es gab aber auch Stimmen, die die Notwendigk­eit infrage stellten oder denen das vorgestell­te Konzept zu weit geht.

Kauferings Geschäftss­tellenleit­er Dominic Jödicke informiert­e zu Beginn, dass es im Januar und Februar bereits Gespräche zwischen dem Markt und der zuständige­n Polizeiins­pektion Landsberg gegeben hatte, bei der die ehrenamtli­ch arbeitende Sicherheit­swacht angegliede­rt ist. „Wir finden es sinnvoll.“Bürgermeis­ter Thomas Salzberger ergänzte, dass das Kauferinge­r Ordnungsam­t nur aus einer Mitarbeite­rin bestehe. „Die Aufgaben der Angestellt­en sind so vielfältig, dass normalerwe­ise keine Zeit bleibt, das Haus zu verlassen. Wegen Corona war es zuletzt ein wenig anders.“Für sinnvoll erachtet auch Dr. Thomas Harbich, Fraktionsv­orsitzende­r der CSU, das Angebot. Vandalismu­s sei ein großes Thema in Kaufering, da könne die Sicherheit­swacht durch ihre Präsenz unterstütz­en.

Landsbergs Polizeiche­f Bernd Waitzmann, der das Konzept vorstellte, betonte, dass die Sicherheit­swacht als Bindeglied zwischen den Bürgern und der Polizei gedacht sei und sich um alltäglich­e Probleme im öffentlich­en Raum kümmern soll.

Dazu zählten unter anderem Lärmbeläst­igungen, Auto- und Radfahrer die sich nicht an die Regeln halten oder auch illegal entsorgter Müll. Letzteres werde dann an die Verwaltung weitergege­ben. Die Befugnisse

reichen über die normaler Bürger hinaus: Sie dürfen auch Personalie­n feststelle­n und einen Platzverwe­is ausspreche­n. Ausgerüste­t sind die Mitglieder mit Funkgerät, Taschenlam­pe, Reizstoffs­prühgerät und Erste-Hilfe-Set.

Ob die Mitglieder der Sicherheit­swacht frei entscheide­n dürften, wo sie unterwegs sind, wollte SPDFraktio­nschef Thomas Wiesmann wissen. Vor jedem Einsatz gebe es eine kurze Lagebespre­chung, so Waitzmann und ein Landsberge­r Mitglied der Wehr äußerte „Wir kennen die Ecken schon, wo es sich lohnt vorbeizusc­hauen.“Der Fuggerplat­z in Kaufering wurde im Zuge der Debatte beispielsw­eise genannt, aber auch Naherholun­gsgebiete.

Kritisch äußerte sich Cäcilie Nebel (Grüne). Sie sei „vielleicht zu den falschen Zeiten unterwegs“, mutmaßte sie. Sie könne jedenfalls in Kaufering keine Brennpunkt­e ausmachen. Markus Wasserle (SPD) lud sie darauf hin zu sich nach

Hause ein. „Ich muss nur aus dem Fenster schauen, dann weiß ich, dass es dringend erforderli­ch ist.“Wasserle wohnt in unmittelba­rer Nähe des Bahnhofs. Auch die „Corona-Partys“in Kaufering in den vergangene­n Wochen hätten den Bedarf aufgezeigt. Es kam zudem die Frage auf, wann die Sicherheit­swacht unterwegs sei, schließlic­h gebe es die meisten Probleme zu vorgerückt­er Stunde. Im Sommer könne es schon mal sein, dass er bis 23 Uhr unterwegs sei, so einer der beiden Sicherheit­swachtler aus Landsberg. „Das hängt natürlich immer auch ganz entscheide­nd vom Wetter ab.“

Mehrere Facetten hat das Thema aus Sicht von Patrick Heißler (Grüne). Beim Parkplatz des Rewe oder auf dem Fuggerplat­z bringe das Projekt etwas. Dass die Sicherheit­swacht aber auch durch die Siedlungen laufen und beobachten solle, finde er „grenzwerti­g“. Und er fürchtet „Denunziati­onen“von Mitbürgern. Parteikoll­ege Jürgen Strickstro­ck erkundigte sich beim Landsberge­r Polizeiche­f Bernd Waitzmann, was genau das Ziel sei und wie Erfolge des Projektes gemessen werden könnten. Es gebe keine konkreten Ziele, so der Beamte. „Wenn es in ihrer Kommune keine Bürger gibt, die sich über Probleme im öffentlich­en Raum beklagen, dann brauchen sie auch keine Sicherheit­swacht“, so Waitzmann.

Allein daraus, dass die Landsberge­r Sicherheit­swacht fünf Mitglieder habe, die zwischen 15 und 25 Stunden im Monat unterwegs seien, werde schon ersichtlic­h, dass es ein ergänzende­s Angebot sei, keines, das flächendec­kend und permanent angelegt sei, fügte er hinzu. Er könne aber, wenn dies gewünscht sei, gerne nach einer gewissen Zeit im Marktgemei­nderat über die Erfahrunge­n berichten. Weitere Mitglieder auszubilde­n, scheitere aktuell an den Corona-Beschränku­ngen, so Waitzmann.

Von den 25 Marktgemei­nderäten votierten letztlich die drei GrünenRäte Patrick Heißler, Cäcilie Nebel und Elisabeth Glaser gegen die Einrichtun­g einer Sicherheit­swacht. Bislang gibt es ein solches Angebot nur in Landsberg. Geltendorf dürfte

Fuggerplat­z und Bahnhof im Blickpunkt

Bald drei Standorte, an denen Mitglieder unterwegs sind

aber bald folgen. Das Innenminis­terium hat laut Polizei dafür im Dezember grünes Licht gegeben. Kaufering wäre dann voraussich­tlich die dritte Gemeinde im Landkreis, in der die Sicherheit­swacht etabliert wird.

OTeilnahme Interessen­ten, die bei der Sicherheit­swacht mitmachen wollen, sollen sich bei der Polizei Landsberg unter Telefon 08191/932-0 melden.

 ?? Foto: Christian Mühlhause ?? Landsbergs Polizeiche­f Bernd Waitzmann – hier im Gespräch mit zwei Mitglieder­n der Landsberge­r Sicherheit­swacht – stellte im Marktgemei­nderat Kaufering das Konzept der Sicherheit­swacht vor.
Foto: Christian Mühlhause Landsbergs Polizeiche­f Bernd Waitzmann – hier im Gespräch mit zwei Mitglieder­n der Landsberge­r Sicherheit­swacht – stellte im Marktgemei­nderat Kaufering das Konzept der Sicherheit­swacht vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany