LiteraturDoppelpass mit Klose
Fußball-Profi kommt selbst zur Lesung
München Eigentlich hätte es noch Stunden so weitergehen können. Wenn sich ein Weltmeister, ehemaliger Bayern-Stürmer und FußballProfi dazu hinreißen lässt, alte Schoten aus der Kabine zu erzählen. Etwa, dass Spaßvogel Franck Ribéry den Socken seiner Mitspieler gern mal die Zehenspitzen abgeschnitten hat oder die Schuhe von Oliver Kahn unter Wasser setzte. Ihr ehemaliger Teamkollege Miroslav Klose ist zwar kein ausschweifender Geschichtenerzähler, doch wenn der 41-Jährige Anekdoten von den witzigsten Momenten seiner FußballerLaufbahn preisgibt, kugelt sich das Publikum vor Lachen.
Eigentlich sollte in der ruhmreichen und rappelvollen Fußballkneipe „Stadion an der Schleißheimer Straße“in München-Schwabing ja nur die neue Biografie „Miro“von Autor Ronald Reng in Form einer Lesung vorgestellt werden. Doch dann tauchte die Hauptfigur als Überraschungsgast selbst auf und wertete in bester Plauderlaune den Abend so richtig auf.
Denn Klose ergänzte die von Reng gelesenen Buchkapitel mit weiteren Geschichten. Etwa jenen aus dem Sommer 2007 in München, als er kurz nach seiner Verpflichtung beim FC Bayern drei Monate im Hotel Vier Jahreszeiten residierte – gemeinsam mit den anderen zwei Neuen, Luca Toni und Franck Ribéry. „Weißt du, wie die meisten Witze beginnen: ein Deutscher, ein Italiener und ein Franzose“, sagt Klose mit einem Schmunzeln um die Mundwinkel. Noch heute amüsiert er sich darüber, dass er, der in Polen geboren wurde, in dem Trio Infernale den klassischen Deutschen gab: also immer professionell, akkurat und pünktlich – außer er war mit Toni und Ribéry unterwegs, den tiefenentspannten Südländern.
Gekonnt schieben sich Reng und Klose im Gespräch die Bälle zu. Was früher auf dem Fußballfeld so perfekt geklappt hat, funktioniert auch beim literarischen Doppelpass. Reng serviert, Klose setzt die Pointen. „Oje Leute, bitte anschnallen“, warnt Klose das Publikum vor seinem ersten Fernseh-Interview. In dem er als 20-Jähriger im breiten Pfälzer Dialekt jegliche Ambitionen auf die Nationalmannschaft abstreitet. Nicht ahnend, dass er am Ende seiner aktiven Laufbahn 2016 ganze 137 Spiele und 71 Tore für Deutschland erzielt haben wird. Klose ist einer, der sich selbst auf die Schippe nimmt und sich schon mal über seine „schlechte Schussqualität“lustig macht („Außerhalb des Sechzehners war ich miserabel“). Auch heute, als aktueller U17-Trainer des FC Bayern München, geht Klose leider noch immer überpünktlich zu Bett.
Deshalb war der kurzweilige Lesungs-Abend viel zu schnell vorbei.
OMiro, Ronald Reng, Piper Verlag, 448 Seiten, 22,00 ¤