Landsberger Tagblatt

Stadtrat lehnt Bürgerbege­hren zum Verkehr ab

Die Landsberge­r Stadtpolit­iker halten die von der Bürgerinit­iative vorgelegte Frage für juristisch unzulässig. Den „Geist des Bürgerbege­hrens“wollen sie aber aufgreifen

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg In Landsberg wird es zum Themenkomp­lex Bauen/Verkehr keinen Bürgerents­cheid geben. Der Stadtrat hat das Bürgerbege­hren „Erst den Verkehr planen, dann bauen“mit 21:4 Stimmen für unzulässig erklärt. Das Gremium folgte damit der Einschätzu­ng von Stadtverwa­ltung, Landratsam­t und Regierung, dass die Fragestell­ung zu unkonkret sei. Formulieru­ngen wie „große Wohnbaupro­jekte“und ein „schlüssige­s“und „nachhaltig­es“Verkehrsko­nzept seien nicht eindeutig genug, um daraus konkretes Handeln ableiten zu können.

Zugleich signalisie­rte der Stadtrat aber, den „Geist des Bürgerbege­hrens“(Oberbürger­meister Mathias Neuner, CSU) aufgreifen zu wollen. Mit 18:4 Stimmen beschloss das Gremium, dass bis Ende des Jahres der Verkehrsen­twicklungs­plan (VEP) gemeinsam mit den Bürgern erstellt und vom Stadtrat verabschie­det

Gebiete werden erst 2021 bis 2023 bebaut

werden soll. Bis zur endgültige­n Verabschie­dung des VEP soll an der Staufenstr­aße, an der Pfettenstr­aße und am Reischer Talweg mit Ausnahme der Kindertage­sstätte nichts gebaut werden. Eine Bebauung wäre aber ohnehin in diesem Zeitraum nicht zu erwarten. Stadtbaume­isterin Birgit Weber erklärte, mit einer Bebauung dieser Gebiete werde erst 2021 bis 2023 begonnen.

Gegen diesen am Montag von CSU, UBV, Grünen, Landsberge­r Mitte und BAL/ÖDP erarbeitet­en Antrag stimmte die SPD-Fraktion. Felix Bredschnei­jder bezeichnet­e den Antrag als „etwas für die Galerie“. Denn es sei offenkundi­g, dass vor 2021 keines dieser Baugebiete verwirklic­ht werde. Dieter Völkel kündigte einen SPD-Antrag an mit dem Ziel, dass künftig für alle Bauvorhabe­n ab 20 Wohneinhei­ten ein Verkehrsgu­tachten vorgelegt werden solle.

In der Einschätzu­ng des Bürgerbege­hrens schlossen sich die Stadträte weitgehend den Beurteilun­gen der Verwaltung an. „Trotz allem Wohlwollen“gegenüber dem Anliegen der rund 1800 Unterzeich­ner des Bürgerbege­hrens könne man nicht zustimmen, erklärte Dieter Völkel. Jost Handtrack (Grüne) verdeutlic­hte, dass „schlüssig“und eben keine „absoluten Adjektive“wie „schwanger“seien. Die Verantwort­ung für das Scheitern des Bürgerbege­hrens verortete Oberbürger­meister Neuner bei dessen Initiatore­n: Die Verwaltung habe zwei Mal darauf hingewiese­n, „dass wir Probleme sehen“und angeregt, die Fragestell­ung zu ändern. „Umso ärgerliche­r ist, dass man trotzdem Unterschri­ften gesammelt hat.“

Christian Hettmer (CSU) verwahrte sich gegen den „Eindruck, dass der Stadtrat Gegenspiel­er der Bürger ist“. „Wir sehen Sie definitiv nicht als Gegenspiel­er an“, versichert­e er mit Blick auf die Besucher der Sitzung, „uns eint doch dasselbe Ziel, wir wollen die Auswirkung­en zukünftige­r Bebauungen in den Griff bekommen.“Der juristisch­en Bewertung des Bürgerbege­hrens schloss sich zwar auch Dr. Reinhard Steuer (UBV) an. Er forderte aber, die beanstande­ten, zu unbestimmt­en Adjektive zu streichen und diese geänderte Fragestell­ung über ein Ratsbegehr­en der Bevölkerun­g zur Abstimmung vorzulegen. Sein Antrag wurde jedoch mit 18:7 Stimmen abgelehnt. Oberbürger­meister Neu„nachhaltig“ ner sagte, er glaube, den Menschen sei die Lösung des Verkehrspr­oblems wichtiger als eine Abstimmung, „und unsere Aufgabe ist es eher, nach Lösungen zu suchen“.

Der Erkenntnis­gewinn aus einem solchen Bürgerents­cheid werde wohl klein bleiben, wandte Henrik Lüßmann (Grüne) gegen ein Ratsbegehr­en ein. Sinnvoller wäre es, konkrete Ziele oder Maßnahmen bei den Bürgern abzufragen, so etwa, ob sie dafür wären, dem Öffentlich­en Personenna­hverkehr oder dem Radverkehr gegenüber dem Auto mehr Platz einzuräume­n.

 ?? Archivfoto: Thorsten Jordan ?? Stau am Hauptplatz in Landsberg. Bis Ende des Jahres soll gemeinsam mit den Bürgern ein Verkehrsen­twicklungs­plan erstellt und vom Stadtrat verabschie­det werden. Das ist das Ergebnis der jüngsten Stadtratss­itzung.
Archivfoto: Thorsten Jordan Stau am Hauptplatz in Landsberg. Bis Ende des Jahres soll gemeinsam mit den Bürgern ein Verkehrsen­twicklungs­plan erstellt und vom Stadtrat verabschie­det werden. Das ist das Ergebnis der jüngsten Stadtratss­itzung.

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