Fünftes Rekordjahr für Exporte
Wachstumstempo verlangsamt sich aber
Wiesbaden Handelspolitische Stürme und die Abkühlung der Weltkonjunktur haben Kratzer in der deutschen Exportbilanz 2018 hinterlassen. Zwar stiegen die Ausfuhren das fünfte Jahr in Folge auf einen Rekordwert, das Tempo verlangsamte sich aber. Ausgeführt wurden Waren im Wert von 1317,9 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das war ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2017 waren die Exporte noch um 6,2 Prozent gestiegen. „Hier merkt man, dass die internationalen Krisen und die konjunkturelle Eintrübung ihre Spuren hinterlassen“, sagte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Holger Bingmann. Für dieses Jahr rechnet er mit einem Exportanstieg um bis zu drei Prozent. „International schwebt das Damoklesschwert der handelspolitischen Streitigkeiten zwischen den USA und China über uns“, erläuterte Bingmann. Beide Länder sind wichtige Exportmärkte für Waren „Made in Germany“.
Gustav Horn, wissenschaftlicher Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) warnte vor zu großem Pessimismus. Zwar lauerten große Risiken – etwa wenn der Brexit tatsächlich ohne Ausstiegsvertrag verlaufen sollte. „Es ist aber nicht die Zeit, in tiefen Pessimismus zu verfallen.“Der Kern der deutschen Konjunktur sei die Binnennachfrage, getragen von einem starken privaten Verbrauch, der nach wie vor intakt sei.
Die Importe stiegen im vergangenen Jahr um 5,7 Prozent auf den Rekordwert von 1090,0 Milliarden Euro. Sie legten stärker zu als die Ausfuhren. Dadurch verringerte sich der Überschuss Deutschlands im Handel mit anderen Ländern in der Außenhandelsbilanz um rund 20 Milliarden auf 227,8 Milliarden Euro. Europas größte Volkswirtschaft exportiert seit Jahren mehr, als sie einführt. Das sorgt bei Handelspartnern für Kritik.
Die meisten Waren gingen auch 2018 in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Im Geschäft mit Großbritannien machten sich allerdings Unsicherheiten bemerkbar. Wichtigster Einzelmarkt waren erneut die USA. In das Land gingen Waren im Wert von 113,5 Milliarden Euro (plus 1,5 Prozent). Das Exportgeschäft mit China wuchs um 8,1 Prozent, obwohl sich das Wirtschaftswachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt abgeschwächt hatte.