Schnelle Hilfe für Rübenbauern bei Eis und Schnee
Landwirt Martin Scherer ist mit einer Erfindung für Zuckerrübenmieten erfolgreich. Ein Weg mit vielen Rückschlägen
Mering Ganz am Anfang war Landwirt Martin Scherer begeistert, später fast am Verzweifeln, und mittlerweile ist er so erfolgreich, dass er manchmal nicht mehr weiß, wie er die vielen Aufträge bearbeiten soll. Aus einer Idee wurde ein Geschäftsmodell, das ihn in Süddeutschland an die Spitze brachte. Er hat ein Gerät entwickelt, durch das sich die Zuckerrübenmieten bei Eis und Schnee einfach aufdecken lassen.
Als in der Europäischen Union die Zuckerrübenquote fiel, wurden auch in Bayern wieder mehr Rüben angebaut. „Mering und Umgebung galt immer schon als Rübenhochburg“, sagt Scherer.
Die sogenannte Rüben-Kampagne läuft nun länger und fängt bereits im September an. Die Landwirte lagern die Rüben jetzt am Feldrand, und damit den Ackerfrüchten Forst und Nässe nichts anhaben, werden sie mit einem speziellen Vlies ab November zugedeckt. Wenn die Lastwagen ab Mitte Dezember anrollen, um die Rüben zu Südzucker nach Rain am Lech zu bringen, wird diese Plane wieder entfernt. Einige Landwirte machen das von Hand, andere setzen auf den Dienst von Martin Scherer, der mit seiner Maschine in kürzester Zeit die Plane abzieht. „Das hört sich nicht so schlimm an“, sagt er. Doch bis alles so reibungslos verlaufen konnte, wie es heute der Fall ist, lagen viele Monate harte Arbeit hinter ihm und seiner Frau Hella.
„Ich war Mitte 20 und unbedarft“, schildert er die Anfänge. Gesehen hat er die Methode bereits bei seinem Schwager Jochen Constien, der einen Betrieb in der Lüneburger Heide hat. Oben im Norden werden schon länger die Zuckerrübenmieten maschinell zugedeckt. „Es war Jochens Idee, und die funktionierte so gut, dass ich dachte, das geht bei uns hier sicher auch“, sagt Scherer. Als die Firma Südzucker noch bei einer Versammlung der Zuckerrübenbauern jemanden suchte, der die maschinelle Vliesbedeckung übernehmen wollte, und einen Zuschuss anbot, dachte sich Scherer kurzentschlossen: „Das mach ich.“Das war vor neun Jahren. Damals lebte seine Frau noch in der Lüneburger Heide und betrieb dort mit ihrem Vater einen Erlebnisbauernhof.
„Wenn ich gewusst hätte, wie viel Arbeit und welche Herausforderungen da auf mich zukommen, ich weiß nicht, ob ich mich das noch mal trauen würde“, blickt der Jungunternehmer zurück. Denn was Scherer nicht bedacht hatte, war, dass die Winter hier weitaus kälter und mit mehr Schnee verbunden sind als im Norden. Bei Eis und Schnee fuhr er mit seinem Schlepper zur Zuckerrübenmiete, oft war schon der Weg dorthin nicht immer einfach. „Und dann stand ich da, bis oben hin im Dreck und Matsch und bekam dieses Vlies nicht um alles von der Miete“, sagt er. Erst war es der viele Schnee, der sich nicht abschütteln ließ, dann war die Plane festgefroren – nichts ging mehr. „Wir hatten nur noch Fetzen des teuren Vlies in der Hand, aber egal, es musste runter von den Rüben“, sagt Scherer. Denn die Lastwagen standen schon da. „Und das Werk in Rain darf nicht stillstehen, weil sonst die Maschinen verkleben“, sagt Scherer.
Er habe viel Lehrgeld gezahlt, doch hat sich sein Durchhaltevermögen gelohnt. Mittlerweile schreibt er mit diesem Teil seines Betriebs schwarze Zahlen. Doch es sei ein enorm hohes finanzielles Risiko gewesen. „Ich dachte mir, so geht das nicht mehr weiter, und habe gemeinsam mit der Meringer Baywa ein Gerät entwickelt, das ganz auf meine Anforderungen ausgerichtet ist“, schildert er den Durchbruch. Mit einer speziellen Vorrichtung, die an dem mobilen Kran angebracht ist, kann Scherer das Vlies vorsichtig auch bei Frost lösen, den Schnee abschütteln und es ohne Risse abziehen. „Mein Vater und ich standen oft bis spät nachts in der Werkstatt und schweißten, starteten wieder von vorne und endlich hatten wir das gebaut, was wir brauchten.“Schließlich übernahm ein Gerätebauer aus NordrheinWestfalen die Idee und produziert seitdem die Maschine in Serie.
Mittlerweile decken Scherer und seine sieben Mitarbeiter, darunter sind Landwirte und Helfer, die während der Kampagne für ihn fahren, 600 Rübenmieten zu und ab. Dafür sind die Maschinen in Mering und Rain stationiert. „Etwa 1500 Bahnen Vlies werden aufgewickelt und gelagert.“Alles benötigt ein logistisches Management. „Ich selbst fahre nicht mehr viel, denn alles will koordiniert sein“, sagt er. Nebenbei klingelt sein Handy immer wieder.