Landsberger Tagblatt

Pendler müssen fürs Parken am Bahnhof zahlen

Ab 3. Dezember werden auf einem Parkplatz in Geltendorf Gebühren verlangt. Was Bürgermeis­ter und Landrat dazu sagen. Bedeutet das jetzt das Aus für die Pläne für ein Parkdeck?

- VON ROMI LÖBHARD

Geltendorf Schocknach­richt für viele Pendler: Das Parken auf einem der Parkplätze am Geltendorf­er Bahnhof kostet in Zukunft. Geltendorf­s Bürgermeis­ter Willi Lehmann weiß es erst seit Kurzem, das Landratsam­t erfuhr es gestern und Eresings Bürgermeis­ter Josef Loy hielt es gar für eine Falschmeld­ung. Und die Pendler? Die wurden am Mittwochab­end von bereits installier­ten Kassenauto­maten sowie Plakaten überrascht. Darauf wird angekündig­t, dass auf dem Parkplatz Nord demnächst Gebühren fällig werden. Wer sein Auto dort auf einem der 387 Parkplätze abstellt, muss blechen.

Eine Stunde Parken kostet einen Euro, ein ganzer Tag 1,50 Euro. Es gibt Monatskart­en für 22 Euro sowie Ausweise für Pendler, die für mindestens drei Monate einen Stellplatz mieten möchten (ebenfalls 22 Euro pro Monat). Betreiberi­n ist die Contipark Parkgarage­ngesellsch­aft mbh. Sie bewirtscha­ftet den Platz

Die Gemeinde wollte den Parkplatz kaufen

im Auftrag der DB Bahn Park Gmbh, einer Tochterges­ellschaft der Bahn. Wie die Bahn auf

mitteilt, werden ab Montag, 3. Dezember, Gebühren fällig.

Eigentlich wollte die Gemeinde Geltendorf den Parkplatz Nord von der Bahn kaufen. Anfang März hatte man das der Bahn mitgeteilt berichtete). Sechs Monate und mehrere Nachfragen später hatte die Gemeinde eine Eingangsbe­stätigung erhalten – mit dem Hinweis: Die Vorbereitu­ngen für einen Verkauf nehmen viel Zeit in Anspruch. Mit gleicher Post bestätigte die Bahn die Kündigung der Gemeinde bezüglich Unterhalt und Verkehrssi­cherungspf­licht.

Die Übergabe der bisher von der Gemeinde gepflegten Parkfläche­n fand am Montag statt. Dabei erfuhr Bürgermeis­ter Wilhelm Lehmann von den Parkgebühr­en, die demnächst fällig werden sollen. Dass bisher kostenfrei geparkt werden

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konnte, ist laut Lehmann einer Vereinbaru­ng zwischen Regierung von Oberbayern und der Bahn zu verdanken. Die Regierung hatte den Bau der Parkfläche­n seinerzeit gefördert – unter der Auflage der Gebührenfr­eiheit. Diese Bindung sei jetzt wohl abgelaufen, meint Lehmann. Für die weiteren Parkfläche­n entlang der Bahnlinie im Norden (Grundfläch­e im Eigentum der Bahn) sowie der Platz südlich der Gleise (Eigentum der Gemeinde Eresing) bestehen diese Bindungspf­lichten noch bis 2030/2031 – sowohl was Unterhalt durch die Gemeinden als auch Gebührenfr­eiheit betrifft.

Ist der Erwerb des ältesten Parkplatze­s am Bahnhof für die Gemeinde Geltendorf jetzt nicht mehr möglich? Ein offizielle­s Ablehnungs­schreiben sei bei der Gemeinde bisher nicht eingegange­n, berichtet Geschäftss­tellenleit­er Florian Hänle. Seitens der Bahn habe es allerdings geheißen, dass unter einem Jahr keine Mitteilung zu erwarten sei. Kaufabwick­lungen, von der Bahn als „Verwertung­sverfahren“bezeichnet, nähmen aufgrund schwierige­r und langwierig­er Verhandlun­gen bis zu sieben Jahre in Anspruch. Hänle nimmt an, dass – falls eines der vielen bahnintern­en Unternehme­n Interesse an einer Liegenscha­ft bekundet – dieses den Vorzug erhalte. Für Bürgermeis­ter Lehmann ist „die Einführung von Parkgebühr­en bereits eine Antwort auf unsere Anfrage“. Hätte die Bahn mit den Parkgebühr­en früher an die Öffentlich­keit gehen sollen? Die Bahn und ihre vielen Untergesel­lschaften seien wie von privat geführte Unternehme­n, so Hänle. „Sie haben keine Informatio­nspflicht.“Und wie geht’s nun mit den Überlegung­en weiter, auf dem Parkplatz Nord ein Parkdeck zu errichten? Solange die Bahn Eigentümer­in der Flächen ist, liege dies in deren Zuständigk­eit, so Hänle. Seitens der Bahn hieß es auf Nachfragen­ur: „Zu weiteren Ausbauplän­en können wir zum jetzigen frühen Zeitpunkt noch keine Aussage treffen.“

Auch Landrat Thomas Eichinger will sich des Themas annehmen. „Dass die Parkplätze gebührenpf­lichtig werden, ist natürlich ein Schock für alle Pendler.“Er werde die Parkplatz-situation sicher mit den betroffene­n Gemeinden politisch ansprechen und versuchen, eine bessere Lösung zu finden.“Eichinger findet die neue Regelung völlig unsinnig. „Man kauft eine Monatskart­e für 22 Euro und hat dann nicht mal einen Anspruch auf einen Parkplatz, wenn bereits alles voll ist. Das ist Blödsinn.“

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Foto: Julian Leitenstor­fer Auf dem Parkplatz nördlich der Straße Am Bahnhof in Geltendorf werden ab 3. Dezember Gebühren verlangt. Entspreche­nde Hinweistaf­eln stehen dort seit Kurzem.

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