Deutsche und britische Banken schneiden schlecht ab
Der Stresstest zeigt, wie gut die Institute für eine Krise gerüstet sind. Vor allem ein Institut im Norden macht Sorgen
Die europäischen Banken sind im Allgemeinen zwar besser für eine neue Wirtschafts- und Finanzkrise gerüstet als noch vor einigen Jahren. Deutsche und britische Banken schneiden aber eher schlecht ab. Das geht aus dem jüngsten Stresstest der Europäischen Banken-Aufsichtsbehörde EBA hervor, der in London veröffentlicht wurde. Dabei wurde getestet, wie stark das Eigenkapital der Banken innerhalb von drei Jahren schrumpft, wenn die Konjunktur einbricht, die Arbeitslosenzahlen steigen und die Immobilienpreise in den Keller gehen.
Die Kapitalpuffer der deutschen Banken schrumpften im Stressszenario im Vergleich zu den Instituten aus anderen Ländern deutlich. Ähnliches gilt für britische Banken. Das liege vor allem an der geringen Profitabilität sagte Statistik-Direktor Mario Quagliariello bei der Vorstellung der Zahlen am Freitag. Am schwächsten schnitt unter den deutschen Geldhäusern die NordLB ab, sie kann im schlimmsten Fall nur noch mit einer Kapitaldecke von etwas über 7 Prozent rechnen. Die Deutsche Bank schneidet mit 8,14 Prozent etwas besser ab. Die Commerzbank hätte noch 9,93 Prozent ihres Eigenkapitals zur Verfügung.
Untersucht wurden in dem Test 48 Banken aus 15 europäischen Staaten. Darunter sind acht deutsche Institute, die alle direkt von der Europäischen Zentralbank beaufsichtigt werden: Neben der Deutschen Bank und der Commerzbank sind das die DZ Bank als Spitzeninstitut des genossenschaftlichen Sektors, die vier führenden Landesbanken LBBW, BayernLB, Helaba und NordLB sowie das staatliche Förderinstitut NRW-Bank.
Das vergleichsweise schwache Ergebnis der NordLB, an dem die Länder Niedersaschen und SachsenAnhalt beteiligt sind, war erwartet worden. „Die Eigenkapitalpuffer der Banken sind generell zu niedrig“, meinte Stefan Wenzel, der finanzpolitische Sprecher der Grünen im niedersächsischen Landtag. Für die NordLB müsse nun ein Sanierungskonzept vorgelegt werden, bei dem eine Zusammenarbeit mit anderen Landesbanken Priorität haben müsste. Die NordLB und die vor zwei Jahren von ihr übernommene Bremer Landesbank hätten sich zwischen 2004 und 2012 an Schiffskrediten „schwer verhoben“. Die Suche nach Investoren für das angeschlagene Institut läuft seit einiger Zeit. Im Stresstest mussten die Banken auf Basis der Bilanzen zum Jahresende 2017 durchrechnen, wie viel dünner ihre Kapitaldecke in drei Jahren werden würde, wenn die Konjunktur einbricht, die Arbeitslosenzahlen steigen und die Immobilienpreise in den Keller gehen. Die Aufseher versprechen sich Erkenntnisse darüber, wie anfällig Banken für Krisen wären und ob sie ihre Kapitalpuffer für schlechte Zeiten verstärken müssen. (dpa, afp)