Der EM Titel soll nur der Anfang sein
Porträt Leonie Fiebich hat in Landsberg das Basketballspielen gelernt. Jetzt schlägt sie einen neuen Weg ein und hat sogar eine eigene Managerin
Landsberg/Wasserburg Für die 18-jährige Leonie Fiebich hat nach den Sommerferien ein völlig neuer Lebensabschnitt begonnen. Die Basketballerin besucht die Fachoberschule. An sich ja nichts Ungewöhnliches für eine junge Frau ihres Alters. Doch Leonie geht nicht mehr in Landsberg zur Schule, sondern in Wasserburg. Dort nämlich kann sie Basketball und Schule perfekt miteinander in Einklang bringen. In Wasserburg hat sie die Möglichkeit, in der Bundesliga zu spielen, und erfüllt die Voraussetzung, in den Damenkader der Nationalmannschaft berufen werden zu können. Mitglied der U 18-Nationalmannschaft ist die 1,92 Meter große Schülerin schon.
Erst diesen Sommer haben es die U 18-Mädchen des Deutschen Basketball Bundes (DBB) geschafft und sich im italienischen Udine die Goldmedaille bei der Europameisterschaft geholt. Für Leonie Fiebich ist das übrigens schon der zweite große Erfolg bei einer EM. Mit der U16 wurde sie vor zwei Jahren bereits Vize-Europameisterin. Gleichzeitig sicherte sich das Team mit der Goldmedaille die Teilnahme an der Weltmeisterschaft. „Als feststand, dass wir zur WM fahren, war das ein unglaublich überwältigendes Gefühl“, sagt die 18-Jährige im Gespräch mit dem Landsberger Tagblatt. „Das war noch besser und schöner als der Finalsieg“, schwärmt sie.
Welcher nächste Traum sich damit erfüllt, das werde sie wohl erst richtig realisieren, wenn sie im Juli 2019 im Flieger in Richtung WMAustragungsort sitze. Der steht nämlich noch gar nicht fest. „Wahrscheinlich aber außerhalb Europas“, sagt Fiebich und fügt fast beiläufig an: „Das Timing ist perfekt, dann ist mein Abitur nämlich grade vorbei.“Leonie weiß um die enorme Belastung, die Schule und Hochleistungssport mit sich bringen. Auch in ihrem Heimatort galt es in den vergangenen Jahren, das Training bei der DJK Landsberg, die Spiele am Wochenende, das Auswahl-Training und die Schule unter einen Hut zu bringen.
Ein bisschen Hilfe hat sich Leonie Fiebich in der Zwischenzeit aber geholt. Alexandra Shaw ist seit einem Dreivierteljahr ihre Managerin. „Sie lebt in den USA und betreut viele deutsche Nationalspielerinnen. Sie nimmt mir alles Mögliche ab.“Shaw sei es auch gewesen, die Leonie dabei geholfen habe, sich zwischen Nördlingen und Wasserburg für die weitere sportliche Laufbahn zu entscheiden. „Wasserburg ist ein schönes Städtchen und ich fühle mich dort auch im Training und in der Mannschaft wohl. Das Konzept passt einfach sehr gut zu mir.“
Zuversichtlich blickt Leonie Fiebich in die Zukunft. Dabei waren die vergangenen Monate für Leonie in sportlicher Hinsicht zunächst einmal alles andere als perfekt. „Im April 2017 habe ich mir bei der deutschen Meisterschaft der U 18 im Halbfinale einen Kreuzbandriss zugezogen“, erzählt sie. Zehn lange Monate sei sie ausgefallen, habe weder trainieren noch spielen können. „Das war nicht einfach. Vor allem am Anfang hatte ich sehr große Angst davor, den Anschluss zu verpassen.“
Zum Glück sei der Heilungsprozess positiv verlaufen. Längst ist Leonie wieder topfit. Sie spricht aber auch über die Angst, die sie gehabt habe, erneut eine schwere Verletzung zu erleiden und auszufallen. „Da hatte ich echt viele Probleme. Die habe ich aber mit professioneller Hilfe in den Griff bekommen. Heute spiele ich wieder völlig angstfrei.“Sonst wäre ihr vermutlich auch der EM-Sieg nicht gelungen.
Europameisterin zu sein, zur WM reisen zu dürfen und dem Nationalmannschaftskader anzugehören, das reicht der zielstrebigen Basketballerin noch lange nicht. „Olympia steht ganz oben auf meiner Liste“, schwärmt Leonie Fiebich, die aus einer Basketball-begeisterten Familie stammt. „Aber bis dahin ist es noch lange hin.“
Jetzt hat die 18-Jährige erst einmal ihre Koffer gepackt und ihr neues Domizil in Wasserburg aufgeschlagen. Mit einer Mitspielerin teilt sie sich ein Zimmer. Von dort aus will sie ihr sportliches Ziel, nach ganz oben zu kommen, konsequent weiterverfolgen. Und wer weiß: Vielleicht kann die DJK irgendwann einmal berichten, dass eines ihrer Eigengewächse Weltmeisterin und auch Olympiasiegerin im Basketball ist.
Den Rückschlag gut weggesteckt