50 Millionen plus X
FC Bayern Rummenigge schiebt Boateng-Transfer nach Paris an und plaudert noch weitere interessante Personalien aus
Philadelphia In der Football-Arena des Super-Bowl-Champions Philadelphia Eagles war Karl-Heinz Rummenigge in Plauderlaune. Und pünktlich zum Trainingseinstieg der meisten Münchner WM-Teilnehmer in der Heimat brachte der Vorstandsvorsitzende ordentlich Bewegung in den Kader des FC Bayern. Jérôme Boateng steht vor dem Absprung zu Paris Saint-Germain, Arturo Vidal könnte ebenfalls im Sommer gehen. Im übervollen Mittelfeld soll dagegen auch künftig Platz für den Spanier Thiago sein – und sowieso für den von Real Madrid vorerst noch ausgeliehenen Kolumbianer James Rodríguez.
Zu den in Russland entzauberten deutschen Weltmeistern, die exakt vier Wochen nach dem historischen Vorrunden-Aus die Arbeit aufnehmen sollten, zählt auch Boateng. Doch der 29 Jahre alte Innenverteidiger könnte in Kürze seinen Spind auf dem Vereinsgelände ausräumen. Der Umzug zum zahlungskräftigen Neymar-Klub Paris Saint-Germain mit Trainer Thomas Tuchel scheint in einer finalen Phase.
Tuchel will Boateng, der Nationalspieler sucht eine neue Herausforderung. Und Rummenigge würde Boateng ziehen lassen, wenn die Kasse stimmt. Es geht also – für Boateng, Bayern und PSG – um die finanziellen Konditionen. Fast 7000 Kilometer entfernt von München schob Rummenigge den Wechsel verbal an. „Man muss jetzt mal in Ruhe abwarten, ob man eine Basis findet, die zu dem Transfer führt“, sagte der Vorstandschef, während unten auf dem Rasen Trainer Niko Kovac das Team auf das Spiel gegen Juventus Turin vorbereitete. „Es gibt im Moment keinen direkten Kontakt zwischen den beiden Klubs“, sagte Rummenigge. Er verwies aber auf Kontakte der Berater von Boateng mit PSG, auch diese Seiten müssen sich einigen. Und der Bayern-Chef sprach von einer „akzeptablen“Ablösesumme. Die Rede ist von 50 Millionen Euro plus X. Der große Handel ist angeschoben. Boateng könnte ein erster Dominostein sein. Weltmeister Benjamin Pavard könnte dann womöglich ein Jahr früher vom VfB Stuttgart kommen. In der Innenverteidigung hätte man aber ohnehin „genug Spieler“, sagte Rummenigge. Javi Martínez kann ja auch hinten eingesetzt werden. So handhabt das Trainer Kovac gerade in der Vorbereitung. „Wenn ich in der Abwehr spielen muss, ist es kein Problem. Ich will spielen, egal auf welcher Position“, sagte Mittelfeldspieler Martínez in Philadelphia. Das Mittelfeld ist die größte Kampfzone. Sie ist so
groß, dass Präsident Uli Hoeneß urteilte: „Der Kader ist zu groß.“Rummenigge rechnet vor: „Wir haben neun Mittelfeldspieler für drei bis vier Positionen.“Es muss personell ausgedünnt werden. Ein Wechselkandidat ist Arturo Vidal. Der 31 Jahre alte Chilene ist aktuell nach einer Knie-Operation im Aufbautraining. In diesem Sommer könnte er noch Geld einbringen. „Arturo hat bekanntermaßen noch ein Jahr Vertrag bei uns. Und wenn er möglicherweise länger bei einem Klub unterschreiben will, wird er sich damit befassen“, sagte Rummenigge. „Wir werden von unserer Seite aus nicht tätig werden. Wenn er auf uns zukommt und er den Klub verlassen möchte, werden wir uns damit auseinandersetzen.“Der spanische WM-Teilnehmer Thiago, 27, steht laut Rummenigge nicht im Schaufenster. „Thiago ist ein wichtiger Spieler für uns. Wir haben in der Richtung überhaupt noch nie Gedanken geäußert, dass er den Klub verlässt.“
Zugleich kündigte Rummenigge an, dass der Verein die Kaufoption beim von Real Madrid bis 2019 ausgeliehenen Kolumbianer James „mit ziemlich großer Sicherheit ziehen“werde. „Wir sind sehr happy mit dem Spieler.“Und James sei „sehr glücklich“in München. Dorthin wird spätestens zum Jahreswechsel Nachwuchsspieler Davies ziehen. Der Offensivspieler spielt noch für die Vancouver Whitecaps in der Major League Soccer. Trainer Niko Kovac schätzt das Tempo und das technische Vermögen des Teenagers, der immerhin zehn Millionen Euro kosten soll.