So verrückt kann Fußball sein
In zwei Wochen beginnt die WM. Wenn’s mal langweilig wird: Kurioses aus der Historie zum Erheitern von Fernsehrunden
Unentschieden? Werfen wir doch einfach eine Münze! Was macht man bloß bei einem Unentschieden? Heute ist die Antwort klar: Elfmeterschießen. Doch das war nicht immer so. Bis 1970 entschied man das Unentschieden ganz einfach mit einem Münzwurf. Geht ja schließlich auch. Erst 1970 änderte sich das mit der Einführung des Elfmeterschießens. Die erste Weltmeisterschaft, bei der die neue Regelung ausprobiert wurde, war die WM 1982 in Spanien. Im Halbfinale gegen Frankreich gewann Deutschland schließlich das Elfmeterschießen dank Hrubesch.
Torwart verkleinert sein Tor Eigentlich ist ein Tor ja 7,32 Meter breit. Eigentlich. Kim Christensen war das im Jahr 2009 aber ein bisschen zu viel. So setzte der Torwart des IFK Göteborg mitten im Spiel gegen den Örebro SK ganz einfach den Torpfosten um und machte sein Tor damit ein paar Zentimeter kleiner. Sein Pech: Fernsehkameras filmten ihn dabei und so flog die ganze Aktion auf. Seine Ausrede: „Die Pfosten sind manchmal nicht fest verankert. Das macht doch jeder.“ Nur zwei Sekunden auf dem Platz Im Oktober des Jahres 2000 schaffte es der britische Stürmer Lee Todd bei dem Spiel Cross Farm Park Celtic gegen Taunton East Reach Wanderers, nach nur zwei Sekunden vom Platz zu fliegen. Was für eine Leistung! Grund für den Verweis: Er hatte den Anpfiff des Spiels mit „Fuck me, that was loud!“kommentiert.
Vier Rote Karten Ricky Broadley von den walisischen Mountain Rangers fing sich bei einem Pokalspiel gegen Penrhyndeudraeth im Jahre 2010 gleich vier Rote Karten ein. Die erste bekam er von Schiedsrichter John Owen dafür, dass er einem gegnerischen Spieler mit dem Fuß an den Kopf getreten hat. Aus Wut über die Rote Karte schnappte Ricky sich einen Eimer Wasser, der am Spielfeldrand stand, und kippte den Inhalt über dem Unparteiischen aus, der dafür gleich zum zweiten Mal Rot zückte. Schließlich verließ Broadley dann doch das Spielfeld – allerdings nicht, ohne sich lauthals zu beschweren, was ihm gleich die dritte Rote Karte einbrachte. Die vierte Rote Karte fing sich Broadley schließlich ein, als er nach Spielschluss im Vereinsheim noch einmal auf den Schiedsrichter losging.
Zuschauer spielten mit Früher war eben doch alles besser, 1910 zumindest. Da fehlten der deutschen Mannschaft beim Länderspiel gegen Belgien in Duisburgs Grunewaldstadion doch glatt noch vier Mann. Kein Problem, dachte man sich damals, dann lassen wir einfach ein paar Zuschauer mitspielen. Kleiner Wermutstropfen: Belgien gewann trotzdem 3:0.
Elfmeter zu dritt Auf den FäröerInseln kann es ganz schön windig werden, und so darf dort – und zwar nur dort – ein dritter Spieler beim Elfmeter den Ball festhalten, damit dieser nicht vom Elfmeterpunkt geblasen wird. Die Fifa hat das ganz offiziell abgenickt.
Elchtest mal anders Der norwegische Fußballer Svein Grondalen stieß in den 1970er Jahren beim Joggen im Wald auf einen schlafenden Elch. Das Tier war nicht erfreut darüber, so unsanft aus seinen Träumen gerissen zu werden, und so entschied sich Grondalen lieber zur Flucht – die allerdings bald darauf in der Botanik endete. Das nächste Spiel konnte er daraufhin krankheitsbedingt erst einmal vergessen.
Gassenhauer sehen anders aus Eines der am schlechtesten besuchten Spiele der Welt dürfte wohl am 6. Dezember 1930 im West-Ham-Stadion zwischen Luton Town FC und dem Thames Association FC stattgefunden haben. Von den damals insgesamt 120 000 Sitzplätzen des Stadions blieben nämlich ganze 119531 leer. Auch bei der allerersten Weltmeisterschaft überhaupt, die 1930 in Montevideo stattfand, war die Begegnung Peru gegen Rumänien mit nur 300 Fans nicht allzu gut besucht. Ganz auf Zuschauer verzichten eigentlich nur die „Geisterspiele“, wie etwa das Wiederholungsspiel Alemannina Aachen gegen den 1. FC Nürnberg am 26. Januar 2004. Bei der ersten Begegnung hatten Zuschauer den Nürnberger Trainer Wolfgang Wolf in der 73. Minute mit einem Wurfgeschoss am Kopf getroffen.
Sicherheit geht vor Sicherheitsvorkehrungen sind keine Erfindung der Neuzeit. Schon beim allerersten WM-Endspiel 1930 in Montevideo nahm man den Zuschauern, die ins Stadion wollten, vor dem Spiel ganze 1600 Schusswaffen ab.
Alleine weitergespielt 1956 überraschte dichter Nebel die Spieler auf dem Platz, sodass das Spiel Chelsea gegen Charlton Athletic abgebrochen werden musste. Sam Bartram, Torwart von Charlton Athletic, merkte das aber ganze fünfzehn Minuten lang überhaupt nicht. Erst ein Polizist, der über das Spielfeld ging, machte ihn darauf aufmerksam, dass alle anderen den Platz längst verlassen hatten. Bartram erinnerte sich später in seiner Autobiografie: „Was, um alles in der Welt, machen Sie hier noch?“, fragte der Polizist. „Das Spiel wurde schon vor einer Viertelstunde abgebrochen. Der Platz ist absolut leer.“
Alle Spieler vom Platz gestellt Im Jahr 2011 stellten die Fußballer der fünften Liga in Argentinien einen bemerkenswerten Weltrekord auf: Sämtliche Spieler, alle Ersatzspieler und sogar die Betreuer flogen im Spiel Claypole gegen Victoriano Arenas kurzerhand allesamt vom Platz. Schiedsrichter Damien Rubino sah rot, und das gleich 36-mal, als die Rangeleien, die auf dem Spielfeld begonnen hatten, immer mehr ausuferten. Endergebnis: 36 Rote Karten und ein unvergesslicher Weltrekord.
Spielstand 333:293 Die Cotswold All Stars besiegten im längsten Fußballspiel der Welt im Jahr 2010 den Cambray FC locker mit 333 zu 293 Toren. 35 Stunden lang hatten sich die Vereine für einen wohltätigen Zweck gegenseitig die Bälle abgejagt, dann wurde das Spiel aufgrund starken Regens abgebrochen und für beendet erklärt. Auch wenn die insgesamt 36 Spieler, die eingesetzt werden durften, nach dieser Zeit durchaus noch fit aussahen, so galt das nicht für den Rasen. Das Grün war beim Spielstand von 333:293 schon derart zertreten, dass ihm der beginnende Regen den Rest gab.
Roboter wollen 2050 den Weltmeister schlagen Roboter können heute ja schon eine ganze Menge. Da ist es wohl kein Wunder, dass sie inzwischen auch schon Fußball spielen. Seit 1997 findet sogar eine eigene Fußball-Weltmeisterschaft im Roboterfußball statt, der RoboCup. Wer nun meint, dass da lediglich ein paar verkabelte Blechbüchsen ziellos vor sich hin wackeln, der irrt ganz gewaltig. Fußballroboter sind längst in der Lage, sich den Ball in packenden Duellen abzujagen und gekonnt auf das Tor zu schießen. Spannend anzuschauen ist das schon heute. Das ganz große Ziel, das man sich beim RoboCup gesteckt hat, ist aber noch in weiter Ferne: Im Jahr 2050 wollen die Roboter den amtierenden Weltmeister schlagen.