Kinder leiden weltweit unter brutaler Gewalt
Kriege Sie werden immer mehr zu Zielscheiben. Unicef spricht von schockierenden Ausmaßen
New York/München Die Gewalt gegen Kinder in Kriegen und Konflikten hat 2017 nach Angaben des UNKinderhilfswerks Unicef schockierende Ausmaße angenommen. Kinder würden in ihrem Zuhause, in Schulen und auf ihren Spielplätzen angegriffen und brutaler Gewalt ausgesetzt, erklärte Unicef-Nothilfe-Direktor Manuel Fontaine in New York. Allein in Afghanistan seien von Januar bis September fast 700 Kinder getötet worden.
„Auch wenn diese Angriffe Jahr um Jahr weitergehen, dürfen wir nicht abstumpfen. Solche Brutalität kann nicht zur neuen Normalität werden“, warnte Fontaine. Viele Konfliktparteien missachteten eklatant die internationalen Regeln zum Schutz der Schwächsten. In manchen Konflikten rund um den Erdball seien Kinder zu Zielen an der Frontlinie geworden, kritisierte Unicef. Sie würden als menschliche Schutzschilde missbraucht, getötet, verstümmelt und als Kämpfer rekrutiert.
Vergewaltigung, Zwangsheirat, Entführung und Versklavung seien zu Standard-Kriegstaktiken in Ländern wie dem Irak, Syrien, Jemen, Nigeria, Südsudan und Myanmar geworden, sagte Unicef-Direktor Fontaine. An manchen Orten würden von Extremisten entführte Kinder nach ihrer Freilassung von Sicherheitskräften misshandelt. Zudem leiden Millionen Buben und Mädchen laut Unicef infolge von Konflikten unter Mangelernährung, Krankheiten, Traumata, Wassermangel und fehlender Gesundheitsfürsorge.
In der Zentralafrikanischen Republik wurden Unicef zufolge zahlreiche Kinder im Zuge monatelanger Gewalt vergewaltigt, verschleppt, als Soldaten missbraucht und getötet. Im Ostkongo wurden 850 000 Minderjährige in die Flucht getrieben. Schätzungen zufolge sind dort 350 000 Buben und Mädchen unterernährt. Im Nordosten Nigerias und in Kamerun zwang die Ter- rormiliz Boko Haram heuer mindestens 135 Kinder zu Selbstmordanschlägen, wie Unicef betonte.
Im Irak und in Syrien seien Kinder als menschliche Schutzschilde missbraucht und von Scharfschützen anvisiert worden. Im Südsudan sind laut Unicef mehr als 19 000 Minderjährige als Kindersoldaten rekrutiert worden. Im Konflikt im Jemen kamen mindestens 5000 Kinder ums Leben.
Bayerns Europaministerin Beate Merk forderte ein stärkeres Engagement der internationalen Gemeinschaft. „Die zunehmende Brutalität gegen Jungen und Mädchen in Kriegsgebieten ist schockierend“, sagte sie. Was mit den Kindern passiere, sei „besonders verabscheuungswürdig“. Die CSU-Politikerin setzte sich für eine Verbesserung der Lebenssituation der Menschen in
Bayern unterstützt gezielt Ausbildungsprojekte
den Krisengebieten ein. Der Freistaat Bayern finanziere beispielsweise ein Unicef-Projekt im Nordirak, das 6000 Kindern und Jugendlichen erstmals nach längerer Zeit wieder einen geregelten Schulbesuch ermöglicht. 200 Jugendliche und junge Erwachsene werden gezielt in den Fächern Englisch und IT/Computer unterrichtet. Merk: „So schaffen wir Perspektiven für junge Menschen und die Grundlage für eine bessere Zukunft.“
Außerdem hat Bayern, so Merk, ein Sonderprogramm zur Bekämpfung von Fluchtursachen im Umfang von 20 Millionen Euro für die Jahre 2017 und 2018 aufgelegt. Das Geld fließt neben dem Nordirak auch noch in den Libanon, nach Tunesien und in Projekte im Senegal, vorrangig in der Wasser- und Gesundheitsversorgung, der schulischen und beruflichen Bildung sowie zur Verbesserung von Verwaltungsstrukturen. Dazu auch der Kommentar. (epd, bom)