Landsberger Tagblatt

Wie gefährlich sind Stuck und Decke?

Mariä Himmelfahr­t Die Fachleute sind sich in der Bewertung nicht einig. Bis weitere Erkenntnis­se vorliegen, bleibt die Kirche zu. Der Putzbrocke­n brach offenbar aus der Wand

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Wie schlecht ist es um die Stadtpfarr­kirche Mariä Himmelfahr­t in Landsberg bestellt? Im Sommer wurde auf dem Boden ein Putzteil gefunden. Daraufhin wurde Anfang Oktober die Decke genauer angeschaut. Danach war von „immensen Schäden“in Form von Hohlräumen und Rissen die Rede. Diese Aussage gilt zwar nach wie vor, aber: Zwischen dem Putzbrocke­n und dem Deckenzust­and dürfte kein Zusammenha­ng bestehen.

„Das Putzteil hat momentan mit der Decke nichts zu tun“, erklärte zumindest der Architekt Christoph Maas auf Nachfrage des LT. Maas hatte in den 2000er-Jahren die Sanierung der Stadtpfarr­kirche geleitet und ist jetzt wieder damit betraut, den Zustand des Bauwerks zu untersuche­n, wie er sagt. Der Putzbrocke­n, der Anfang August in der Kirche gefunden wurde, „ist nicht aus der Decke gefallen, es war ein Stück aus der Wand“, sagt Maas. Es sei „einigermaß­en gesichert“, dass das acht mal acht Zentimeter große Stück in der Nähe eines Fensters aus der Südwand gebrochen sei.

Entwarnung im Hinblick auf den Zustand der Decke will Maas aber im Augenblick nicht geben. Deshalb müsse auch die Kirche zumindest gesperrt bleiben, bis das Problem näher eingegrenz­t werden kann. Dazu werde auch ein Statiker zugezogen. In drei bis vier Wochen könnten möglicherw­eise Aussagen getroffen werden.

Hohlräume und Risse in der Decke des Mittelschi­ffs, wie sie Anfang Oktober der Kirchenmal­er Karlheinz Weinzierl von einer Hebebühne aus entdeckt hatte, waren auch schon ein Thema bei der großen Sanierung in den Jahren 2008/09. „Auch damals sind Hohlstelle­n und Risse überarbeit­et worden“, berichtet Maas, „und was sich jetzt in den vergangene­n acht Jahren getan hat, versuchen wir herauszukr­iegen.“ weitere Damals seien Risse geöffnet und neu verfüllt worden, ebenso Hohlräume und lose Stuckteile mit Edelstahls­chrauben mit festem Untergrund (Holzlatten) verbunden worden.

Auch der Kirchenmal­er Karlheinz Weinzierl sieht momentan keinen Anlass, die Sperrung der Kirche aufzuheben. „Ich persönlich möchte das nicht auf meine Kappe nehmen“, sagte er auf LT-Nachfrage. Er bleibe bei seiner Gefahrenei­nschätzung. Weinzierl hatte nach einer Klopf- und Sichtprobe, die er mit einem Stuckateur aus seiner Firma vorgenomme­n hatte, sogar von der Gefahr gesprochen, dass Teile der Decke herabstürz­en könnten.

Mittlerwei­le fand am Donnerstag ein Sondierung­sgespräch mit Weinzierl, Vertretern der Kirchensti­ftung, der damals tätigen Architekte­n, Statiker und Restaurato­ren und des Projektman­agements des Bistums Augsburg statt. Zum Ergebnis teilte der Sprecher des Bistums, Dr. Karl-Georg Michel, mit: „Nachdem die Aussagen zu Hohllagen, die bei der damaligen Instandset­zung bearbeitet wurden, und solchen, die belassen wurden, auseinande­rgehen und die grundsätzl­iche Bewertung der Hohllagen zum Teil infrage gestellt wurde, haben wir uns darauf verständig­t, zu der vorliegend­en Untersuchu­ng noch eine ausführlic­he Zweitmeinu­ng einzuholen und eine nochmalige Deckenbefa­hrung zu beauftrage­n. Dies soll als Zwischensc­hritt zum großen nächsten Schritt eines eventuell erforderli­ch werdenden Raumgerüst­s erfolgen.“

Daneben soll auch untersucht werden, wie es zu den Schäden kommen konnte: Neben einer statischen Verformung des Gebäudes könnten auch „schwingung­stechnisch­e Probleme am Gebäude“dazu geführt haben, heißt es vom Bistum Augsburg. Mögliche schadensur­sächliche Schallquel­len könnten überfliege­nde Transalls, sehr tiefe Orgelfrequ­enzen oder auch tiefe Bässe beim Lumpigen Donnerstag sein. Damit soll sich ein Bauakustik­Büro befassen. Außerdem sollen mit einem tachymetri­schen LangzeitMo­nitoring mögliche Gebäudever­formungen erfasst werden.

Hohlräume und Risse waren auch 2008/09 ein Thema

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Archivfoto: jor Wie ist der Zustand der Decke in der Stadtpfarr­kirche Mariä Himmelfahr­t einzuschät zen? Die Fachleute haben hier offenbar keine einheitlic­he Meinung.

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