Politmord erschüttert Malta
Autobombe tötet kritische Journalistin
Valletta Ein allem Anschein nach politischer Mord mitten in einem EULand: Der Autobombenanschlag auf die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia hat in Europa großes Entsetzen ausgelöst. Der Sohn der 53-Jährigen machte der Regierung in Valletta schwere Vorwürfe. Caruana Galizia hatte der Regierung Korruption vorgeworfen und mit immer neuen Enthüllungen im Frühling eine Krise ausgelöst, die zu einer Neuwahl führte. Die Bloggerin starb, als ein an ihrem Wagen deponierter Sprengsatz explodierte.
Caruana Galizia war eine unbequeme Journalistin. Über die Grenzen Maltas hinaus erregte die dreifache Mutter Aufsehen mit der Enthüllung, eine später in den „Panama Papers“erwähnte Firma gehöre Muscats Frau. Muscat hatte dies als „glatte Lüge“bezeichnet. Die „Panama Papers“bestätigten später Galizias Recherchen: dass Regierungsmitglieder in Panama eigene geheime Firmen aufgezogen hatten. Muscat verurteilte den Mordanschlag gestern als „barbarisch“.
Die EU-Kommission und Journalistenverbände fordern Aufklärung. Der staatliche TV-Sender TVM berichtete, dass die Bloggerin der Polizei vor zwei Wochen Morddrohungen gemeldet hatte. In ihrem letzten Artikel, der gut eine halbe Stunde vor ihrem Tod online ging, schrieb sie: „Wo du auch hinschaust, überall sind Gauner. Die Lage ist hoffnungslos.“
Malta steht seit längerem in der Kritik, weil das Steuersystem Unternehmen einen Mini-Steuersatz ermöglicht. Auch deutsche Firmen sind wegen möglicher Tricksereien ins Visier der Steuerfahnder gerückt. Zu Geldwäsche und Steuerhinterziehung sagte sie auch im Untersuchungsausschuss des Europaparlaments aus. Der grüne EU-Abgeordnete Sven Giegold bezeichnete ihre Rolle als entscheidend bei der Aufdeckung schwerwiegender Vorwürfe. Der Anschlag erinnere ihn „an Putins Russland, nicht an die Europäische Union“.