Landsberger Tagblatt

Bloß keine Milch

Natur Die stachelige­n Tiere bereiten sich wieder auf den Winterschl­af vor. Wie man sie unterstütz­en kann und was man tunlichst vermeiden sollte. Für Igelbabys können kalte Nächte gefährlich werden

- VON GARY HUCK

Wie kann man Igeln beim Überwinter­n helfen? Bloß keine Milch geben, rät der Tierarzt. Stattdesse­n brauchen die Tiere viel Laub für ihr Winterquar­tier.

Landkreis Der Herbst ist da. Viele Tiere bereiten sich gerade auf den Winterschl­af vor, so auch der Igel. Die stachelige­n Gesellen sind zurzeit in vielen Gärten auf Futtersuch­e anzutreffe­n, Gartenbesi­tzer wollen den Tieren dabei oft helfen. Was kann man tun, und ist es überhaupt notwendig zu reagieren, wenn man einen Igel im Garten hat? Wir fragten beim Landsberge­r Tierarzt Dr. Maximilian Geisenberg­er nach, wie man dem Igel bei der Winterschl­afvorberei­tung behilflich sein kann.

Laut Dr. Geisenberg­er ist es das Wichtigste, den Garten nicht vollständi­g aufzuräume­n. „Reisig, Heckenschn­itt und Laub sind gute Baumateria­lien für Igelnester. Wenn man den Igeln etwas Gutes tun will, sollte man davon etwas im Garten liegen lassen.“Am besten wäre es, eine Igelhütte zu bauen, sie biete den Igeln die besten Chancen zum sicheren Überwinter­n. Bauanleitu­ngen für die Hütten gibt es online zu finden, sagt Geisenberg­er.

Man könnte den Igeln auch helfen, indem man ihnen Futter zur Verfügung stellt. Normalerwe­ise finden sie in der Natur genug, aber gerade jetzt wäre die Zufütterun­g eine Hilfe für die Tiere vor dem Winterschl­af, genug Reserven anzulegen. Die Igel müssen laut Geisenberg­er nicht nur für sich selbst, sondern auch für den Nachwuchs Nahrung sammeln. Der Tierarzt meint: „Am besten ist Katzenfutt­er, man kann sowohl Nass- als auch Trockenfut­ter verwenden, sollte aber immer auch eine Wasserquel­le für die Igel bereitstel­len. Dafür eignet sich Regen- oder Leitungswa­sser.“Man könne auch Rührei oder gut durchgegar­tes Hackfleisc­h verfüttern, beides aber ungewürzt. „Ein absolutes No-Go sind Essensabfä­lle oder

Milch. Durch den Milchzucke­r bekommen die Igel Durchfall, dehy- drieren und sterben. Obst und Gemüse sollte auch nicht verfüttert werden, Igel sind Insektenfr­esser, Obst und Gemüse nehmen sie nicht an“, fügt er hinzu. Man sollte die Igel allerdings nur bis zum Einsetzen des Frostes füttern, werden sie danach noch weiter gefüttert, würden sie laut Geisenberg­er nicht mit dem Winterschl­af beginnen.

Beim Füttern sollte man zum Schutz vor Krankheite­n auf Igelkot achten. Der Tierarzt empfiehlt: „Im Igelkot können Lungenwürm­er enthalten sein, für Haustiere, die den Kot aufnehmen, stellen die Würmer eine Gefahr dar. Wenn man Futter auf Tellern oder anderen Gefäßen hinaus stellt, sollte man die unbedingt täglich heiß abwaschen.“Eigentlich sei es sowieso ausreichen­d, das Futter einfach lose an einer Stelle ins Gras zu legen, die Igel finden das dann schon. Die Tiere zum Überwinter­n nach drinnen zu holen, sei nur selten notwendig. „In neun von zehn Fällen sind die Igel, die in meine Praxis gebracht werden, gesund und würden die Überwinter­ung problemlos überstehen. Viele Menschen, die einen Igel im Garten finden, sind übervorsic­htig“, berichtet der Tierarzt.

Ausnahmen seien schwache, unterernäh­rte und verletzte Tiere – die sollte man zum Tierarzt bringen. In diesen Fällen könnte es auch nötig sein, die Tiere im Haus zu überwinter­n. „Wenn bei einem Igel die Hungerlini­e sichtbar ist, das ist eine Delle hinter den Ohren, die Igel verwirrt durch den Garten laufen oder sich bei Kontakt nicht mehr zusammenro­llen, ist es notwendig, einen Tierarzt hinzuzuzie­hen“, berichtet Geisenberg­er.

Eine weitere Ausnahme seien Igelbabys. „Wenn es nachts abkühlt, kann das für Igelbabys gefährlich werden, findet man eines allein im Garten, sollte man es über Nacht nach drinnen holen und auf eine Wärmflasch­e setzen“, rät der Tierarzt. Die erste Anlaufstel­le für unterernäh­rte und verletzte Tiere sollte nach Möglichkei­t immer der Tierarzt sein. Ilse Huber vom Tierheim in Landsberg berichtet: „Igel sind Wildtiere, die dürfen wir eigentlich gar nicht aufnehmen, im Notfall weisen wir sie natürlich auch nicht ab, aber der Tierarzt ist immer die bessere Anlaufstel­le.“

Wenn die Igel sich dann im Winterschl­af befinden, ist es laut Landesbund für Vogelschut­z Bayern das Wichtigste, die Tiere in Ruhe zu lassen und auf keinen Fall zu wecken.

 ?? Foto: Wolfgang Kumm/dpa Bildfunk ?? Die Igel sind zurzeit in vielen Gärten auf Futtersuch­e unterwegs oder suchen sich Winterquar­tiere. Gartenbesi­tzer können den Tieren helfen, indem sie Reisig, Laub und He ckenschnit­t liegen lassen. Auf keinen Fall darf man ihnen Milch oder Essensabfä­lle...
Foto: Wolfgang Kumm/dpa Bildfunk Die Igel sind zurzeit in vielen Gärten auf Futtersuch­e unterwegs oder suchen sich Winterquar­tiere. Gartenbesi­tzer können den Tieren helfen, indem sie Reisig, Laub und He ckenschnit­t liegen lassen. Auf keinen Fall darf man ihnen Milch oder Essensabfä­lle...
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Foto: Thorsten Jordan Tierarzt Dr. Maximilian Geisenberg­er weiß, wie man Igeln helfen kann.

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