Mehr Kinder in die Feuerwehr?
Die Löschkräfte in Bayern haben Nachwuchssorgen. Im Landtag wird heute beraten, wie die Politik helfen kann. Dabei gibt es verschiedene Lösungsansätze
Viele Feuerwehren in Bayern klagen über Nachwuchssorgen. Die Zahl der aktiven Feuerwehrler sinkt immer weiter, seit 2012 haben 75 Wehren im Freistaat den Betrieb eingestellt. „Es wird immer schwieriger, die Jugendlichen für unsere Sache zu gewinnen“, sagt beispielhaft Robert Spiller, Kreisbrandrat in Günzburg. Zwar kämen immer wieder junge Leute dazu, viele von ihnen würden jedoch wieder austreten, bevor sie in den aktiven Dienst kommen. „Weil es ihnen irgendwann zu viel wird“, sagt Spiller und spricht dabei eines der größten Probleme der Feuerwehren an. Sie stehen in direkter Konkurrenz mit (Sport-)Vereinen, die ihre Mitglieder bereits in jungen Jahren anwerben. Zur Feuerwehr darf aber erst, wer zwölf Jahre alt ist. So steht es im Landesfeuerwehrgesetz.
Genau dieses soll jedoch geändert werden – auch, um den Feuerwehren beim Kampf gegen den Mitgliederschwund zu helfen. Allerdings gibt es im Landtag unterschiedliche Ansichten über das „Wie“. Stefan Schuster, feuerwehrpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, fordert, das Eintrittsalter für die Jugendfeuerwehren zu senken. Seine Fraktion will, dass in Zukunft bereits Zehnjährige aufgenommen werden dürfen. So ist es in sämtlichen anderen Bundesländern geregelt, in manchen liegt die Grenze sogar bei acht Jahren.
Zehn Jahre seien ideal, erklärt Schuster. In diesem Alter wechseln die Kinder auf weiterführende Schulen. „Da entscheidet sich, für was sich die Kinder in Zukunft in ihrer Freizeit interessieren.“Wegen des Schulstresses sei häufig nur ein Hobby möglich. Oftmals fiele die Wahl dann auf den Sportverein, in dem der Jugendliche bereits seit vielen Jahren aktiv ist – und die Feuerwehr ziehe den Kürzeren. Die CSU ist davon nicht überzeugt. Die Altersgrenze nach unten anzupassen, sei „nicht erforderlich“, sagt der zuständige CSU-Abgeordnete, Florian Herrmann. Zwar sei es wichtig, die Jugendarbeit zu stärken. Aber dafür sei im neuen Gesetzentwurf bereits gesorgt. Es gebe schon jetzt die Möglichkeit, Gruppen einzurichten, in denen Kinder schon ab sechs Jahren spielerisch das Löschen lernen können. Diese Kinderfeuerwehren sollen im neuen Gesetz verankert werden, damit sie unter den Schutz der kommunalen Unfallversicherung fallen. Der Eintritt in die Jugendfeuerwehr, bei der der Nachwuchs verstärkt an den aktiven Dienst herangeführt wird, soll laut Herrmann weiter erst ab zwölf Jahren möglich sein. Die CSU lehne den Antrag zur Senkung der Altersgrenze daher ab. Das Thema wird heute im Innenausschuss des Landtags behandelt. Unterstützung bekommen die Christsozialen vom schwäbischen Bezirksfeuerwehrverband. Dessen Vorsitzender, Michael Seger, sieht eine Senkung des Einstiegsalters skeptisch. Einen Zehnjährigen mit einem 17-Jährigen in die gleiche Gruppe stecken? Schwierig. Mit Zwölfjährigen gehe das eher, sagt Seger: „Die sind auch einen Kopf größer.“
Weniger umstritten ist eine Änderung der Altersgrenze nach oben. Statt wie bisher mit 63 Jahren können Feuerwehrler künftig den aktiven Dienst erst mit 65 Jahren beenden. Die Freien Wähler beantragen sogar, Mitglieder bis 67 Jahre einzusetzen. „Sonst geht auch Erfahrung verloren“, sagt Abgeordneter Joachim Hanisch. Ein Arzt müsse dann eben die Eignung bestätigen und der Kommandant entscheiden, für welche Aufgaben ein älterer Kamerad geeignet ist.