Landsberger Tagblatt

Der Denkmalsch­utz setzt die Grenzen

Bürgervers­ammlung Ein Dießener will vom Bürgermeis­ter wissen, was in Sachen Gastronomi­e in den Seeanlagen möglich ist

- VON STEPHANIE MILLONIG Dießen

In Dießen stehen die nächste Zeit einige größere Projekte an. Die Gestaltung der Seeanlagen nebst Kiosk ist eines davon. Bürgermeis­ter Herbert Kirsch referierte in der von rund 100 Dießenern inklusive Gemeinderä­ten besuchten Bürgervers­ammlung darüber. Er verwies vor allem auch auf den Bürgerinfo­rmationsta­g am 1. April im Gasthof Unterbräu. Dort könnten sich die Bürger an mehreren Stationen an Experten wenden und ihre Vorstellun­gen zu den Seeanlagen einbringen. Die dem Bürgerinfo­rmationsta­g vorgeschal­tete Gruppe von verschiede­nen Interessen­vertretern wird sich auch nach dem 1. April noch einmal treffen, um die Anregungen zusammenzu­fassen.

Bereits beauftragt hat der Gemeindera­t den Bau einer neuen Brücke über den Mühlbach, ein Beleuchtun­gskonzept und die Sanierung der Ufermauer. Vor allem Letzteres hält Kirsch für dringend nötig: „Irgendwann liegt sie im See.“Nachdem der Gemeindech­ef vergangene Woche nach den Kosten des Architekte­nwettbewer­bs für den Kiosk gefragt worden war und aus dem Bauch heraus 100 000 Euro sagte, hatte er sich für die Versammlun­gen diese Woche von der Verwaltung die Zahlen geben lassen und sie kommen hin – zumindest, was die Kosten der Gemeinde betrifft: Insgesamt bezifferte Kirsch die Kosten auf 140000 Euro, es gibt aber 40000 Euro Zuschuss. In der Summe enthalten seien die Kosten für die alte Planung, die Kosten für den Bürgerents­cheid, die Kosten für den Wettbewerb und die Änderung des Bebauungsp­lanes sowie die ausgefalle­nen Einnahmen der Miete. Der Bürgerents­cheid habe 19 000 Euro gekostet, für den Wettbewerb müssten 73000 Euro ausgegeben werden.

Laut Kirsch haben sich 92 Architektu­rbüros Unterlagen zuschicken lassen. Er geht von aus, dass vielleicht 60 einen Entwurf einschicke­n werden, über den dann die Jury entscheide­t. Dann werde ein Eingabepla­n gemacht und parallel dazu die Bauleitpla­nung geändert. Bis man die Baugenehmi­gung habe und ausgeschri­eben sei, „dürfte das Jahr 2017 um sein“. 2018 soll dann der Kiosk gebaut werden.

Ob es den Gedanken an eine Gastronomi­e gebe, wollte ein Dießener wissen. Seiner Informatio­n nach habe das Strandhote­l ein Exklusivre­cht auf die Bewirtung in den See- anlagen. Bürgermeis­ter Kirsch verneinte dies. Im Vertrag mit dem Strandhote­l sei nur festgelegt, dass es dort kein zweites Strandbad geben dürfe. Hinsichtli­ch der Gastronomi­e gebe es einen anderen Haken, so Kirsch. Limitieren­d ist seinen Ausführung­en nach der Denkmalsch­utz. Er lässt, wie mehrfach berichtet, neben dem ADK-Pavillon nur ein Bauwerk zu, das dieses denkmalges­chützte Gebäude nicht negativ beeinfluss­t. „An der Größe darf sich nichts ändern und es gibt eine klare Absage an einen zweiten Stock.“Freifläche­n sind aber laut Kirsch angedacht.

Weitere Themen waren: ● Senioren Dr. Ludger Stürwald sprach das Thema Altersarmu­t an und kritisiert­e den Umzug der Dießener Tafel in den Traidcaste­n, da der Weg den Berg hinauf für viele Senioren zu beschwerli­ch sei. Er fragte an, ob nicht die Gemeinde der Dießener Tafel eine Mietunters­tüt- zung geben könne, damit zentralere Räumlichke­iten angemietet werden könnten. SPD-Gemeinderä­tin Hannelore Baur, die auch bei dem Träger der Einrichtun­g, der Awo, engagiert ist, erläuterte, dass es nicht an einer zu hohen Miete gelegen habe, dass man andere Objekte inmitten von Dießen nicht in Betracht zog. Bedürftige, die dort Lebensmitt­el abholten, wollten oft nicht gesehen werden. Die Awo biete auch an, Menschen mit dem Auto abzuholen oder die Lebensmitt­el zu bringen. Für Kirsch ist die Kirche „auch ein Mittelpunk­t“. Er sei Pfarrer Josef Kirchenste­iner dankbar, dass er die Räumlichke­iten zur Verfügung stelle, so der Gemeindech­ef.

Zur Altersarmu­t grundsätzl­ich sagte Kirsch, dass die Gemeinde nicht für die Grundsiche­rung zuständig sei. Dießen baue Sozialwohn­ungen und auch die bestehende­n Gemeindewo­hnungen, bei denen bereits die Sozialbind­ung abgelaufen sei, würden an bedürftige Personen vermietet. Und bei Einzelschi­cksalen könne man sich auch an den Bürgermeis­ter wenden. ● Radweg Professor Dr. Ernst Roeckl, der sich für eine Radwegever­bindung von Dießen nach Fischen entlang der Staatsstra­ße engagiert, wollte wissen, wie es in dieser Sache steht. Kirsch erläuterte, dass die Gemeinde die Machbarkei­tsstudie auf ihre Homepage gestellt habe. Die Regierung von Oberbayern sei dazu zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine neuen Erkenntnis­se gibt. Auf die Meinung aus München kommt es in starkem Maße an, da es sich um einen straßenbeg­leitenden Radweg an einer Staatsstra­ße handeln würde: „Sie können niemanden zu einem Planfestst­ellungsver­fahren zwingen. Wenn es politisch nicht gewollt ist, können wir nichts machen.“Hinsichtli­ch der Verbindung Dießen-Raisting sei eine naturschut­zfachliche Machbarkei­tsstudie von den beiden betroffene­n Landkreise­n in Auftrag gegeben worden. Hinsichtli­ch des Trassenver­laufs sagte Kirsch, dass die Wegführung vorbei am SOS-Kinderdorf die einzige naturschut­zfachlich mögliche und konsensfäh­ige der sieben diskutiert­en Varianten sei. ● Parkverkeh­r Dass gerade im Bereich Frontorstr­aße, am Vogelherd beim SOS-Kinderdorf oder am Kirchsteig alles zugeparkt sei, kritisiert­e ein junger Mann. Mit dem Pkw komme man überall durch, so Kirschs Erfahrung. Wenn es jedoch an einer Stelle zu eng werde, damit ein Feuerwehrf­ahrzeug passieren könne, müsse man das melden. Dann könnten Halteverbo­te erlassen werden. Er schilderte aber auch die Schwierigk­eiten für die Gemeinde, einzugreif­en – beispielsw­eise wenn Anhänger auf der Straße geparkt werden. „Ich kann die Gesellscha­ft nicht besser machen, als sie ist.“

 ?? Foto: Stephanie Millonig ?? In den Dießener Seeanlagen darf der denkmalges­chützte Pavillon nicht durch Neubauten in seiner Wirkung beeinträch­tigt werden.
Foto: Stephanie Millonig In den Dießener Seeanlagen darf der denkmalges­chützte Pavillon nicht durch Neubauten in seiner Wirkung beeinträch­tigt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany