Der Denkmalschutz setzt die Grenzen
Bürgerversammlung Ein Dießener will vom Bürgermeister wissen, was in Sachen Gastronomie in den Seeanlagen möglich ist
In Dießen stehen die nächste Zeit einige größere Projekte an. Die Gestaltung der Seeanlagen nebst Kiosk ist eines davon. Bürgermeister Herbert Kirsch referierte in der von rund 100 Dießenern inklusive Gemeinderäten besuchten Bürgerversammlung darüber. Er verwies vor allem auch auf den Bürgerinformationstag am 1. April im Gasthof Unterbräu. Dort könnten sich die Bürger an mehreren Stationen an Experten wenden und ihre Vorstellungen zu den Seeanlagen einbringen. Die dem Bürgerinformationstag vorgeschaltete Gruppe von verschiedenen Interessenvertretern wird sich auch nach dem 1. April noch einmal treffen, um die Anregungen zusammenzufassen.
Bereits beauftragt hat der Gemeinderat den Bau einer neuen Brücke über den Mühlbach, ein Beleuchtungskonzept und die Sanierung der Ufermauer. Vor allem Letzteres hält Kirsch für dringend nötig: „Irgendwann liegt sie im See.“Nachdem der Gemeindechef vergangene Woche nach den Kosten des Architektenwettbewerbs für den Kiosk gefragt worden war und aus dem Bauch heraus 100 000 Euro sagte, hatte er sich für die Versammlungen diese Woche von der Verwaltung die Zahlen geben lassen und sie kommen hin – zumindest, was die Kosten der Gemeinde betrifft: Insgesamt bezifferte Kirsch die Kosten auf 140000 Euro, es gibt aber 40000 Euro Zuschuss. In der Summe enthalten seien die Kosten für die alte Planung, die Kosten für den Bürgerentscheid, die Kosten für den Wettbewerb und die Änderung des Bebauungsplanes sowie die ausgefallenen Einnahmen der Miete. Der Bürgerentscheid habe 19 000 Euro gekostet, für den Wettbewerb müssten 73000 Euro ausgegeben werden.
Laut Kirsch haben sich 92 Architekturbüros Unterlagen zuschicken lassen. Er geht von aus, dass vielleicht 60 einen Entwurf einschicken werden, über den dann die Jury entscheidet. Dann werde ein Eingabeplan gemacht und parallel dazu die Bauleitplanung geändert. Bis man die Baugenehmigung habe und ausgeschrieben sei, „dürfte das Jahr 2017 um sein“. 2018 soll dann der Kiosk gebaut werden.
Ob es den Gedanken an eine Gastronomie gebe, wollte ein Dießener wissen. Seiner Information nach habe das Strandhotel ein Exklusivrecht auf die Bewirtung in den See- anlagen. Bürgermeister Kirsch verneinte dies. Im Vertrag mit dem Strandhotel sei nur festgelegt, dass es dort kein zweites Strandbad geben dürfe. Hinsichtlich der Gastronomie gebe es einen anderen Haken, so Kirsch. Limitierend ist seinen Ausführungen nach der Denkmalschutz. Er lässt, wie mehrfach berichtet, neben dem ADK-Pavillon nur ein Bauwerk zu, das dieses denkmalgeschützte Gebäude nicht negativ beeinflusst. „An der Größe darf sich nichts ändern und es gibt eine klare Absage an einen zweiten Stock.“Freiflächen sind aber laut Kirsch angedacht.
Weitere Themen waren: ● Senioren Dr. Ludger Stürwald sprach das Thema Altersarmut an und kritisierte den Umzug der Dießener Tafel in den Traidcasten, da der Weg den Berg hinauf für viele Senioren zu beschwerlich sei. Er fragte an, ob nicht die Gemeinde der Dießener Tafel eine Mietunterstüt- zung geben könne, damit zentralere Räumlichkeiten angemietet werden könnten. SPD-Gemeinderätin Hannelore Baur, die auch bei dem Träger der Einrichtung, der Awo, engagiert ist, erläuterte, dass es nicht an einer zu hohen Miete gelegen habe, dass man andere Objekte inmitten von Dießen nicht in Betracht zog. Bedürftige, die dort Lebensmittel abholten, wollten oft nicht gesehen werden. Die Awo biete auch an, Menschen mit dem Auto abzuholen oder die Lebensmittel zu bringen. Für Kirsch ist die Kirche „auch ein Mittelpunkt“. Er sei Pfarrer Josef Kirchensteiner dankbar, dass er die Räumlichkeiten zur Verfügung stelle, so der Gemeindechef.
Zur Altersarmut grundsätzlich sagte Kirsch, dass die Gemeinde nicht für die Grundsicherung zuständig sei. Dießen baue Sozialwohnungen und auch die bestehenden Gemeindewohnungen, bei denen bereits die Sozialbindung abgelaufen sei, würden an bedürftige Personen vermietet. Und bei Einzelschicksalen könne man sich auch an den Bürgermeister wenden. ● Radweg Professor Dr. Ernst Roeckl, der sich für eine Radwegeverbindung von Dießen nach Fischen entlang der Staatsstraße engagiert, wollte wissen, wie es in dieser Sache steht. Kirsch erläuterte, dass die Gemeinde die Machbarkeitsstudie auf ihre Homepage gestellt habe. Die Regierung von Oberbayern sei dazu zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine neuen Erkenntnisse gibt. Auf die Meinung aus München kommt es in starkem Maße an, da es sich um einen straßenbegleitenden Radweg an einer Staatsstraße handeln würde: „Sie können niemanden zu einem Planfeststellungsverfahren zwingen. Wenn es politisch nicht gewollt ist, können wir nichts machen.“Hinsichtlich der Verbindung Dießen-Raisting sei eine naturschutzfachliche Machbarkeitsstudie von den beiden betroffenen Landkreisen in Auftrag gegeben worden. Hinsichtlich des Trassenverlaufs sagte Kirsch, dass die Wegführung vorbei am SOS-Kinderdorf die einzige naturschutzfachlich mögliche und konsensfähige der sieben diskutierten Varianten sei. ● Parkverkehr Dass gerade im Bereich Frontorstraße, am Vogelherd beim SOS-Kinderdorf oder am Kirchsteig alles zugeparkt sei, kritisierte ein junger Mann. Mit dem Pkw komme man überall durch, so Kirschs Erfahrung. Wenn es jedoch an einer Stelle zu eng werde, damit ein Feuerwehrfahrzeug passieren könne, müsse man das melden. Dann könnten Halteverbote erlassen werden. Er schilderte aber auch die Schwierigkeiten für die Gemeinde, einzugreifen – beispielsweise wenn Anhänger auf der Straße geparkt werden. „Ich kann die Gesellschaft nicht besser machen, als sie ist.“