Sie waren der Straße zu nah
Die Eschen bei Finning sollen krank gewesen sein. Bei Landsberg fielen Bäume einer Richtlinie zum Opfer
Es ist die Jahreszeit, in der die Bäume fallen – für Hochbauund für Straßenbaumaßnahmen. An der Staatsstraße von Finning nach Schondorf ließ das Staatliche Bauamt Weilheim 15 Eschen fällen (LT berichtete), neben der Kreisstraße von Landsberg nach Ummendorf liegen derzeit rund 40 Bäume. Proteste aus der Bürgerschaft lassen nicht auf sich warten. Die Eschen bei Finning sollen krank gewesen sein, die Bäume an der Ummendorfer Straße jedoch nicht. Sie fielen einer Richtlinie zum Opfer, die schon bei ihrer Einführung vor gut sechs Jahren umstritten war.
Die Neu- und Ersatzpflanzung von Bäumen an Straßen ist Teil der Richtlinien für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme. Sie gilt seit Anfang 2011. Oberste Baubehörde im Bayerischen Innenministerium hatte seinerzeit Landkreisen, Städten und Gemeinden empfohlen, diese Richtlinien zu übernehmen. Wird eine Straße neu gebaut, ertüchtigt oder muss ein kranker Baum gefällt werden, dann kommt sie zum Tragen. In der Richtlinie wird festgelegt, welche Bäume mit Schutzplanken zu versehen sind oder nur noch mit deutlichem Abstand zur Straße neu gepflanzt werden dürfen. Bäume dürfen im ebenen Gelände nur noch in einem Abstand von 7,5 Metern zur Fahrbahn gepflanzt werden, wenn keine Schutzplanke angebracht wird. Die Regelung gilt auf Straßen, auf denen schneller als 60 Stundenkilometer gefahren wird.
Dazu gehört die Kreisstraße zwischen Landsberg und Ummendorf. Innerorts wurde sie im vergangenen Jahr ausgebaut. Ab dem Sommer ist der etwa 1300 Meter lange Abschnitt vom Ortsausgang Landsberg bis etwa 300 Meter nach der Einmündung zum Gut Pössing dran. Johannes Ried, der im Landratsamt für den Straßenbau zuständig ist, schätzt, dass dieser Abschnitt in den 1950er-Jahren mit der bestehenden Deckschicht versehen wurde. Mittlerweile entspreche die Straße nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Daher werde sie um etwa 50 Zentimeter auf sechs Meter verbreitert.
Aufgrund der geltenden Richtlinie und der Verkehrssicherungspflicht des Landkreises seien bei Straßenbaumaßnahmen dieser Art Bäume zu entfernen oder durch Schutzplanken zu sichern. Sie würden inzwischen generell als Hindernisse eingestuft. Vorhandene Bäume, die näher als 1,10 Meter am Fahrbahnrand stehen, können laut Ried nicht durch Schutzplanken geDie sichert werden. Diese wurden nun gefällt. Die verbleibenden Bäume würden im Zuge der Baumaßnahme durch Schutzplanken gesichert.
Johannes Ried geht davon aus, dass die Bauarbeiten an der Straße im Sommer beginnen. Einen genauen Termin könne er noch nicht nennen, weil er die Ausschreibung der Maßnahme noch abwarten muss. Maximal zehn Wochen würden die Arbeiten in Anspruch nehmen. Und warum wurden die Bäume bereits jetzt gefällt? Mit der Fällung war laut Ried bereits im Januar begonnen worden. Jetzt sei sie abgeschlossen. Bis Ende der ersten Märzwoche wäre es rechtlich möglich gewesen, danach beginne die Brutzeit einzelner Vogelarten.
Der ehemalige Stadtrat Konrad Schmid lebt in Pitzling und fährt die Strecke täglich. „Mir blutet das Herz“, sagt er, wenn er die gefällten Eschen oder Ahorne sieht. Die meisten Bäume seien gesund gewesen. Schon einmal, im Januar 2011 hatte er sich an unsere Zeitung gewandt, als an der Straße nach Ummendorf fünf Eschen und eine Ulme gefällt wurden. Damals hatte das Landratsamt schwere Schädigungen an den Bäumen als Grund für die Fällung angegeben. Im selben Jahr wurde die Kreisstraße zwischen Scheuring und Prittriching ausgebaut. Aufgrund der seit Anfang 2011 geltenden Richtlinie mussten seinerzeit 52 Bäume gefällt werden.
Zum Ausgleich für die jetzt gefällten Bäume sollen laut Ried im Zuge des geplanten Neubaus des Geh- und Radweges zwischen Landsberg um Ummendorf Ersatzbäume gepflanzt werden. Was allerdings noch fehlt, ist die Zustimmung der Grundstückbesitzer, auf deren Flächen die Bäume stehen sollen.