Landsberger Tagblatt

Sie waren der Straße zu nah

Die Eschen bei Finning sollen krank gewesen sein. Bei Landsberg fielen Bäume einer Richtlinie zum Opfer

- VON THOMAS WUNDER

Es ist die Jahreszeit, in der die Bäume fallen – für Hochbauund für Straßenbau­maßnahmen. An der Staatsstra­ße von Finning nach Schondorf ließ das Staatliche Bauamt Weilheim 15 Eschen fällen (LT berichtete), neben der Kreisstraß­e von Landsberg nach Ummendorf liegen derzeit rund 40 Bäume. Proteste aus der Bürgerscha­ft lassen nicht auf sich warten. Die Eschen bei Finning sollen krank gewesen sein, die Bäume an der Ummendorfe­r Straße jedoch nicht. Sie fielen einer Richtlinie zum Opfer, die schon bei ihrer Einführung vor gut sechs Jahren umstritten war.

Die Neu- und Ersatzpfla­nzung von Bäumen an Straßen ist Teil der Richtlinie­n für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltes­ysteme. Sie gilt seit Anfang 2011. Oberste Baubehörde im Bayerische­n Innenminis­terium hatte seinerzeit Landkreise­n, Städten und Gemeinden empfohlen, diese Richtlinie­n zu übernehmen. Wird eine Straße neu gebaut, ertüchtigt oder muss ein kranker Baum gefällt werden, dann kommt sie zum Tragen. In der Richtlinie wird festgelegt, welche Bäume mit Schutzplan­ken zu versehen sind oder nur noch mit deutlichem Abstand zur Straße neu gepflanzt werden dürfen. Bäume dürfen im ebenen Gelände nur noch in einem Abstand von 7,5 Metern zur Fahrbahn gepflanzt werden, wenn keine Schutzplan­ke angebracht wird. Die Regelung gilt auf Straßen, auf denen schneller als 60 Stundenkil­ometer gefahren wird.

Dazu gehört die Kreisstraß­e zwischen Landsberg und Ummendorf. Innerorts wurde sie im vergangene­n Jahr ausgebaut. Ab dem Sommer ist der etwa 1300 Meter lange Abschnitt vom Ortsausgan­g Landsberg bis etwa 300 Meter nach der Einmündung zum Gut Pössing dran. Johannes Ried, der im Landratsam­t für den Straßenbau zuständig ist, schätzt, dass dieser Abschnitt in den 1950er-Jahren mit der bestehende­n Deckschich­t versehen wurde. Mittlerwei­le entspreche die Straße nicht mehr den aktuellen Anforderun­gen. Daher werde sie um etwa 50 Zentimeter auf sechs Meter verbreiter­t.

Aufgrund der geltenden Richtlinie und der Verkehrssi­cherungspf­licht des Landkreise­s seien bei Straßenbau­maßnahmen dieser Art Bäume zu entfernen oder durch Schutzplan­ken zu sichern. Sie würden inzwischen generell als Hinderniss­e eingestuft. Vorhandene Bäume, die näher als 1,10 Meter am Fahrbahnra­nd stehen, können laut Ried nicht durch Schutzplan­ken geDie sichert werden. Diese wurden nun gefällt. Die verbleiben­den Bäume würden im Zuge der Baumaßnahm­e durch Schutzplan­ken gesichert.

Johannes Ried geht davon aus, dass die Bauarbeite­n an der Straße im Sommer beginnen. Einen genauen Termin könne er noch nicht nennen, weil er die Ausschreib­ung der Maßnahme noch abwarten muss. Maximal zehn Wochen würden die Arbeiten in Anspruch nehmen. Und warum wurden die Bäume bereits jetzt gefällt? Mit der Fällung war laut Ried bereits im Januar begonnen worden. Jetzt sei sie abgeschlos­sen. Bis Ende der ersten Märzwoche wäre es rechtlich möglich gewesen, danach beginne die Brutzeit einzelner Vogelarten.

Der ehemalige Stadtrat Konrad Schmid lebt in Pitzling und fährt die Strecke täglich. „Mir blutet das Herz“, sagt er, wenn er die gefällten Eschen oder Ahorne sieht. Die meisten Bäume seien gesund gewesen. Schon einmal, im Januar 2011 hatte er sich an unsere Zeitung gewandt, als an der Straße nach Ummendorf fünf Eschen und eine Ulme gefällt wurden. Damals hatte das Landratsam­t schwere Schädigung­en an den Bäumen als Grund für die Fällung angegeben. Im selben Jahr wurde die Kreisstraß­e zwischen Scheuring und Prittrichi­ng ausgebaut. Aufgrund der seit Anfang 2011 geltenden Richtlinie mussten seinerzeit 52 Bäume gefällt werden.

Zum Ausgleich für die jetzt gefällten Bäume sollen laut Ried im Zuge des geplanten Neubaus des Geh- und Radweges zwischen Landsberg um Ummendorf Ersatzbäum­e gepflanzt werden. Was allerdings noch fehlt, ist die Zustimmung der Grundstück­besitzer, auf deren Flächen die Bäume stehen sollen.

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Foto: Thorsten Jordan Zwei stattliche Alleebäume liegen neben der Kreisstraß­e zwischen Landsberg und Ummendorf in Höhe der Einmündung zum Gut Pössing. Die Strecke soll im Sommer auf einer Länge von 1300 Metern ausgebaut werden. Die Bäume mussten laut Landratsam­t aufgrund...

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