Jetzt ist München am Zug
Hamburg hat seine Elbphilharmonie. Wie aber steht es um das Projekt an der Isar?
München Hamburg im Glück. Die Elbphilharmonie vollendet, die Konzertsaalakustik phänomenal, die Gebäudearchitektur ein Leuchtsignal, die restliche Welt am Staunen. Wenn man irgendwo in dieser Republik in den letzten Wochen ganz besonders auf die stolz aufragende Philharmonie geblickt hat, dann war das zweifellos in München. Denn hier soll ja auch ein neues Konzerthaus entstehen, und eben, weil man sich als Weltstadt versteht, nicht irgendeines, sondern ein Musiktempel, der es an Funktionalität und Repräsentation mit dem neuen Wahrzeichen Hamburgs aufnehmen kann. Mindestens.
Bedeutsam soll der Bau in jeder Hinsicht werden, das ist sich München, ist sich der Freistaat Bayern als Träger des Projektes schuldig. Bedeutsam umso mehr, als das zu bebauende Areal in München – das im vergangenen Jahr nach viel Gezerre endlich bestimmte Werksviertel am Ostbahnhof – nach wie vor alles andere als unumstritten ist. Da es auf dem Areal einer ehemaligen Knödelfabrik nahe des Ostbahnhofs und damit abseits der Kernstadt gelegen ist, fürchten Kritiker von vornherein einen Standortnachteil.
Wie bei Projekten solcher Größe üblich, wurde auch für das Münchner Konzerthaus ein Architektenwettbewerb ausgelobt. 35 teilnehmende Büros wurden für das eingeschränkte Verfahren ermittelt, sechs von ihnen bereits vorab festgelegt. Allein an den Namen dieses Sextetts lässt sich erkennen, welche Bedeutung der Freistaat dem entstehenden Konzerthaus beimisst, handelt es sich doch durchwegs um Global Player der Szene: Gehry Partners (Los Angeles), gmp/Gerkan, Marg und Partner (Hamburg), Henning Larsen Architects (Kopenhagen/ München), Schultes Frank Architekten (Berlin), Snøhetta (Oslo) und Herzog & de Meuron (Basel/München) – letztere nicht nur bekannt wegen der Münchner Allianz-Arena, sondern eben auch als Architekten der Hamburger Elphilharmonie. International aufgestellte Büros, die sich allesamt – mit Ausnahme von Schultes Frank (die das Berliner Kanzleramt bauten) – bereits durch viel gerühmte Entwürfe für Konzertoder Opernhäuser empfohlen haben: Gehry durch die Disney Concert Hall in Los Angeles, die gmp-Architekten mit dem Grand Theatre im chinesischen Quingdao, Snøhetta durch das Osloer Opernhaus, Henning Larsen wegen des Konzerthauses in Reykjavik.
Gefordert für den Münchner Neubau ist nun auf einer Grundfläche von 5300 Quadratmetern ein Gebäude, das zwei Säle fassen soll: einen großen für 1800 Besucher – Hauptnutzer wird ja das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks sein – und einen kleineren, der 600 Zuhörern Platz bieten soll. Darüber hinaus soll die Münchner Musikhochschule in dem Gebäude einen Stützpunkt erhalten. Die gesamte Nutzungsfläche umfasst letztlich 9500 Quadratmeter.
Der Zeitrahmen des Planungswettbewerbs sieht vor, dass alle 35 geladenen Büros im März ihre Vorschläge abzugeben haben. Das Preisgericht wird Mitte Mai tagen, danach soll die Entscheidung öffentlich präsentiert werden. Dem Sieger winkt eine Prämie von 125000 Euro, insgesamt lobt der Freistaat für die Wettbewerbsteilnehmer ein Preisgeld von einer halben Million Euro aus. Der Baubeginn soll 2018 erfolgen, wann mit Fertigstellung zu rechnen ist, wird sich erst nach dem Wettbewerb abschätzen lassen.
Wie wichtig die Staatsregierung das prestigeträchtige Projekt nimmt, lässt sich nicht zuletzt daraus ermessen, dass Ministerpräsident Horst Seehofer in der Kommission der Sachpreisrichter vertreten ist. Was die Kosten des Neubaus betrifft, so gibt es darüber bisher keine offiziellen Angaben. Dass sich die Summe in der Höhe von mehreren hundert Millionen Euro bewegen wird, davon ist auszugehen – auch wenn es nicht die Höhe der Elbphilharmonie mit ihren 770 Millionen Euro sein muss. Kleckern wird man in München jedoch nicht. Schließlich hat der Ministerpräsident für das Konzerthaus die Losung von „Weltrang mit absoluter Spitzenakustik“ausgegeben. Ob dabei auch Elbphilharmonie-Akustiker Yasuhisa Toyota dabei mit von der Partie sein wird, wie schon gemutmaßt wurde, das steht noch nicht fest.