Landsberger Tagblatt

Die Baustelle auf dem Orff Anwesen ruht

Bei den Arbeiten am Ziegelstad­el gibt es offenbar Klärungsbe­darf. Bürgermeis­ter Kirsch hat ein neues Amt

- VON GERALD MODLINGER Dießen

Die seit mehr als drei Jahren laufenden Renovierun­gstätigkei­ten auf dem Anwesen des Komponiste­n Carl Orff am Ziegelstad­el oberhalb von Dießen sind eingestell­t worden. Ursache dafür waren in der vergangene­n Woche nicht etwa die eisigen Temperatur­en, sondern eine Entscheidu­ng des Vorstands der CarlOrff-Stiftung zusammen mit dem neuen Vorsitzend­en des Stiftungsk­uratoriums: Der heißt seit Mittwoch Herbert Kirsch. Und dieser braucht, wie er am Montag erklärte, erst einmal Zeit, um sich einen Überblick von der Baustelle auf dem Orff-Anwesen zu verschaffe­n.

Dass die Dinge bei der Carl-OrffStiftu­ng in Bewegung geraten sind, deutete sich bereits vor einigen Wochen an. Nachdem nun aber auch die Renovierun­g am Ziegelstad­el bis auf Weiteres gestoppt wurde, ging Kirsch an die Öffentlich­keit. Wie er berichtete, trat vor acht Tagen der bisherige Kuratorium­svorsitzen­de Dr. Reinhold Kreile zurück, aus gesundheit­lichen Gründen, wie Kirsch betonte. Zum Nachfolger des 87-Jährigen wurde am Mittwoch Dießens Bürgermeis­ter bestimmt. Er gehört dem Gremium seit 2009 an. Nun sei die Wahl auf ihn gefallen, weil er vor Ort sei. Die CarlOrff-Stiftung hat nicht nur seit ihrer Gründung durch den 1982 verstorben­en Komponiste­n ihren rechtliche­n Sitz in Dießen, nach dem Tod seiner Witwe Liselotte 2012 wurde auch das Büro von Geschäftsf­ührerin Ute Hermann von Raisting in das Orff-Anwesen verlegt.

Schon bald nach Liselotte Orffs Tod begannen die Renovierun­gsarbeiten am Ziegelstad­el. Was damit bezweckt werden sollte, darüber verlautete vonseiten der Stiftung praktisch nichts, lediglich ein 2014 eingereich­ter Bauantrag gab darüber Aufschluss: Zu diesem Zeitpunkt war die Sanierung von Orffs Arbeitshau­s bereits abgeschlos­sen, die Büros der Stiftung waren im Parterre eingericht­et worden. Teile Anwesens sollten der Öffentlich­keit zugänglich gemacht werden, im Wohnhaus war auch geplant, Gäste zu beherberge­n, im Speicher wurde ein weiteres Büro vorgesehen. Weitere Punkte waren die Verbesseru­ng des Wärmeschut­zes und des Brandschut­zes. Darüber hinaus deutete damals schon Bürgermeis­ter Kirsch an, es werde auch noch über eine Verlegung des CarlOrff-Museums vom Rinkhof an den Ziegelstad­el zu reden sein. Kirsch machte aber auch deutlich, dass es dabei nicht darum gehen solle, ein weiteres Gebäude zu errichten. Eine erweiterte Nutzung müsse auch zur Identität des Anwesens in einem weitläufig­en Park passen.

Um diese Themen dreht sich offenbar nach wie vor die Diskussion, jedenfalls kam Kirsch jetzt genau auf die Museumsfra­ge zurück, als er davon sprach, „das Nutzungsko­nzept nochmals zu optimieren“. Zuallerers­t will sich Kirsch, der sich als Chef des Kuratorium­s vor allem auch als Kontrollin­stanz sieht, einen Überblick auf die Situation am Ziegelstad­el verschaffe­n.

Das Stiftungsk­uratorium hat die Aufgabe, die Arbeit des Vorstands zu begleiten, zu beaufsicht­igen und an der Erfüllung der satzungsge­mäßen Aufgaben mitzuwirke­n, heißt es auf der Internetse­ite der Stiftung. Es setzt sich aus Personen zusammen, die sich um das Werk Carl Orffs verdes dient gemacht haben. Mitglied des Kuratorium­s sind neben Kirsch und dem ehemaligen Gema-Vorsitzend­en Kreile Dr. Peter Hanser-Strecker vom Verlag Schott Music, der Musikpädag­oge Prof. Rainer Kotzian, das Rundfunkra­tsmitglied Axel Linstädt, der Leiter des Münchner Orff-Zentrums, Dr. Thomas Rösch, und der Madrider Musikethno­loge Dr. Polo Vallejo.

Nun, so führt Kirsch aus, seien „baustellen­spezifisch­e Mehrkosten“entstanden, er betont aber zugleich, dass der siebenstel­lige Kostenrahm­en „zum größten Teil eingehalte­n“sei. Über weitere konzeption­elle Details wird momentan nicht gesprochen. Kirsch erklärte zur Frage, wie es nun weitergehe­n soll, nachdem die Handwerker weggeschic­kt wurden, nur, dass man sich als Nächstes mit dem Brandschut­zkonzept beschäftig­en müsse. Das habe angesichts der in dem Haus lagernden persönlich­en Gegenständ­e von Carl Orff Vorrang. Die Bauarbeite­n, die nach einer Einschätzu­ng zu 80 Prozent erledigt sind, werden derweil wohl für längere Zeit ruhen. „Ich gehe von Monaten aus, bis man Entscheidu­ngen trifft, um das Nutzungsko­nzept zu optimieren“, sagt Kirsch. Bis dahin, sagt der Bürgermeis­ter weiter, werde die Orff-Stiftung neben der Tätigkeit im Rathaus für ihn eine „Samstagsar­beit“bleiben.

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Foto: Gerald Modlinger Die seit mehreren Jahren laufenden Bauarbeite­n auf dem Orff Anwesen am Ziegelstad­el ruhen seit einigen Tagen.

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