Koenigsbrunner Zeitung

Von starken Frauen und kleinen Inseln

In der Stadthalle Schwabmünc­hen werden die Landfrauen gebührend gefeiert – mitsamt vielen Ehrengäste­n und einer besonderen Rednerin. Die hatte nicht geglaubt, je einen Bauernhof zu führen. Dann kam alles anders.

- Von Anna Mohl

Farbenfroh, vielfältig und fröhlich – so kam der diesjährig­e Landfrauen­tag in Schwabmünc­hen daher. Das Vortragsth­ema dieses Jahr: „Starke Frauen – Gemeinsame Wege in die Zukunft“. Die Kreisbäuer­in und Buchautori­n Sabine Schindler aus der Oberpfalz, die den Vortrag hielt, kann nicht nur schick auf einer Bühne stehen, sondern auch einen Hof führen, beteuerte sie. „Ich habe heute Morgen auch gemolken. Ich erzähle das, weil sonst viele denken, aha, das ist so eine, die da hineingehe­iratet hat“, sagt Schindler. Und fügte, nachdem leise Lacher im Saal ertönten, hinzu: „Gell, haben sich’s denkt!“Nicht nur damit sorgte sie für viel Applaus. Ihre Einladung war eine große Bereicheru­ng für den Landfrauen­tag Schwabmünc­hen.

Sie selbst, studierte Sozialpäda­gogin, habe nicht geglaubt, einmal selbst einen Hof zu führen. „Ich habe nicht von oben auf Bauern geschaut, die waren schon wichtig – aber ich wollte keiner sein“, sagte Schindler ehrlich. Doch als sie sich entschied, ein Jahr in einer Behinderte­neinrichtu­ng in Reichenbac­h in der Oberpfalz zu absolviere­n,

kam alles anders: Der Kuppelvers­uch der „hellsichti­gen Reinigungs­kraft Martha“glückte und die Oberbayeri­n landete auf einem Milchviehb­etrieb in der Oberpfalz. Heute ist sie dort Kreisbäuer­in. Auf ihrem Weg habe sie viel gelernt über Zusammenha­lt auf dem Hof und auf dem Dorf – und über den Stellenwer­t schöner Geranien im Vorgarten. „Das ist wichtig, das macht uns aus, dass man schaut und es ist schön im Haus. Man kommt zusammen, man ratscht, man hilft sich aus und ist füreinande­r da. Man lebt zusammen, man feiert, man kümmert sich. Das macht eine lebendige Gemeinscha­ft aus.“Es gäbe aber eine Voraussetz­ung dafür: Dass es einem selbst gut gehe – und dass zu Hause alles passe. Ihr Vortrag ist eine Erzählung über den Zusammenha­lt von Frauen – darüber, wie man gemeinsam arbeitet und lebt, wie man sich zusammenra­uft, zusammenwä­chst und voneinande­r lernt.

Ein wichtiges Anliegen an diesem Tag war den Landfrauen eines: Ihr Wissen an die Kinder weiterzuge­ben.

„Seit elf Jahren kämpfen wir um das Schulfach Alltagskom­petenzen. Die Kinder wissen nicht, wo die Lebensmitt­el herkommen. Und woher auch, viele Eltern wissen es ja auch nicht“, sagte die Kreisbäuer­in Andrea Mayr. Und appelliert­e an die Politik: „Kämpft mit uns für unsere Kinder.“Kurz mussten noch drei Ehrengäste, der Schwabmünc­hner Bürgermeis­ter Lorenz Müller, Behördenle­iter Axel Heiß und Landrat Martin Sailer auf der Bühne ihre Alltagskom­petenzen beim Eiertrenne­n und Eierschlag­en beweisen, sehr zur Freude des Publikums.

Dann schlugen auch sie ernstere Töne an: Als „wichtige Partner“und als „Fels in der Brandung“wurden sie von Heiß und Sailer bezeichnet. Müller betonte: „Wir sind hier, um uns auszutausc­hen, um Probleme zu teilen. Und wir hören Ihnen zu.“

Die Planung im Vorfeld sei nicht einfach gewesen, sagte Mayr in der Eröffnung. „Keiner wusste, was dieses Jahr an Hürden auf uns zukommt.“Umso dankbarer seien

sie, zusammenko­mmen zu können und umso mehr wollten sie es genießen. Insgesamt war dieser Tag von der Vielfalt der Mitmachend­en geprägt. Die Mühe der vielen Helferinne­n und Helfer war der mit Blumen geschmückt­en Stadthalle anzusehen. Und auch die Besucherin­nen und Besucher hatten sich in Schale geworfen.

Mit besinnlich­en Gedanken eröffnet, wurde der Landfrauen­tag musikalisc­h und tänzerisch eingerahmt vom Landfrauen­chor und den Gardegrupp­en des Mittelstet­ter Faschingsc­lubs. Um Austausch zu ermögliche­n, gab es eine Pause mit verschiede­nen Einkaufsmö­glichkeite­n im Foyer, bei dem es viele handgefert­igte Dinge zu kaufen gab. Aber: Müssen Landfrauen eigentlich immer stark sein? „Ja, eigentlich schon“, findet die Bäuerin Karin Zedelmeier. „Weil die viel zu bewältigen haben. Aber man sollte bestimmte Dinge nicht auf der Strecke lassen und auch mal weinen können.“Sie findet hierbei vor allem Ehrlichkei­t untereinan­der wichtig, nur so könne man sich weiterentw­ickeln. „Nein, müssen sie nicht“, sagt Siglinde Heckel aus Großaiting­en dagegen. Landfrauen seien genauso mit der Gesellscha­ft verbunden und dürften Schwäche zeigen. Dass hierbei bereits ein Wandel stattfinde­t, sieht sie positiv. Und was denkt Sabine Schindler? „Landfrauen müssen schon ihren Mann stehen, aber es braucht auch kleine Inseln, wo man auch mal schwach sein darf.“

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Axel Heiß, Lorenz Müller und Martin Sailer mussten ihre Alltagskom­petenzen beweisen: Eier trennen und schlagen.
 ?? Mohl Fotos: Anna ?? Drei starke Frauen: Iris Foag, Sabine Schindler und Andrea Mayr.
Mohl Fotos: Anna Drei starke Frauen: Iris Foag, Sabine Schindler und Andrea Mayr.
 ?? ?? Der Landfrauen­chor Augsburg umrahmte den Landfrauen­tag in Schwabmünc­hen musikalisc­h.
Der Landfrauen­chor Augsburg umrahmte den Landfrauen­tag in Schwabmünc­hen musikalisc­h.

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