Glasfaser: Gemeinsam wird es günstiger
Mit einer Zusammenarbeit beim Glasfaserausbau könnten Scherstetten und Walkertshofen Geld sparen. Dies hängt aber von anderen Gemeinden ab.
Scherstetten/Walkertshofen Über einen eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau diskutierten die Gemeinderäte aus Scherstetten und Walkertshofen. „Wenn wir den Glasfaserausbau trotz Gigabitförderverfahren durchführen, kostet es für die Gemeinde Scherstetten circa 200.000 Euro“, sagte Bürgermeister Robert Wippel. Ähnlich sieht es in Walkertshofen aus. Hier müsste die Gemeinde circa 350.000 Euro aus eigener Tasche bezahlen. Keine Kosten fallen an, wenn sich beide Gemeinden für einen Glasfaserausbau mit der Firma UGG (Unsere Grüne Glasfaser) entscheiden.
Wie genau dies funktioniert, erläuterte während der Sitzung in Walkertshofen Frank Blum von der Firma UGG. Das Unternehmen ist ein Zusammenschluss der Allianz und der Telefonica, die es sich zum Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2026 gut 2,2 Millionen Hausanschlüsse mit Glaserfaser in ländlichen Gebieten zu errichten. Umsetzen würde dies die UGG auch in Walkertshofen und Scherstetten durch einen Verbund mit den Gemeinden Balzhausen und Münsterhausen sowie der Stadt Thannhausen aus dem Landkreis Günzburg. „Falls allerdings einer dieser fünf Beteiligten abspringt, müsse die UGG prüfen, ob eine Umsetzung aus wirtschaftlichen Gründen dann noch möglich ist“, sagte Blum.
Sollte es zum Vertragsabschluss kommen, würde die UGG gemeinsam mit den Gemeinden Walkertshofen und Scherstetten die Ausbaugebiete festlegen. Dafür werden Glasfaserleitungen bis an die jeweiligen Grundstücksgrenzen der Eigentümer im Gemeindebereich
gelegt. „Bereits vorhandene Glasfaseranschlüsse bleiben bestehen, Kupfer- und Vectoring-Leitungen werden durch die Firma UGG überbaut. Auch künftige Baugebiete werden in die Planung mit aufgenommen“, erläuterte Blum. Idealerweise erfolge die Planung über die Wintermonate, sodass bereits im Sommer 2023 mit den Arbeiten begonnen werden könnte. Als Vorteile nannte Blum, dass für die Gemeinden keine Kosten anfallen, die Bauarbeiten zügig durchgeführt werden und es keine Mindestmenge an Hausanschlüssen gebe. Für die Errichtung einer Verteilerstation benötigt die Firma
UGG allerdings jeweils ein Grundstück von den Gemeinden Scherstetten und Walkertshofen, für das ein Pachtvertrag geschlossen werden würde.
Entscheiden dürfen dann die Grundstücksbesitzer, ob auf ihrem Grundstück ein Hausanschluss mit einer Datengeschwindigkeit von bis zu 1000 Mbit/Sekunde durch die Firma UGG errichtet werden soll. Dieser Hausanschluss wäre dann für die Hauseigentümer kostenlos, sofern sie sich während der Angebotsphase für einen Vertrag mit einer Laufzeit von 24 Monaten mit dem Internetprovider O2 entscheiden. Mit anderen Internetprovidern sei dies derzeit noch nicht möglich, so Blum. Allerdings versucht die UGG, mit zwei bis drei weiteren Anbietern einen Vertrag abzuschließen. Falls Eigentümer nur die Verlegung eines Hausanschlusses ohne Vertragsabschluss möchten, hängen die Kosten von der Länge der Leitung ab.
Neben seinem Vortrag beantwortete der Experte auch etliche Fragen aus dem Gemeinderat. So konnte Blum nicht ausschließen, dass das Netz in Zukunft von der UGG weiter verkauft werden könne. Vermeiden will UGG allerdings, dass es zu einer Monopolstellung eines Netzanbieters komme. Die UGG sei bemüht, regionale Anbieter aufzuschalten. Blum erklärte: „Wir bekommen unser Geld über die Durchleitungsgebühren. Deshalb wollen wir viele Hausanschlüsse und Internetprovider.“Abschließend entschieden sich alle Räte der Gemeinden Walkertshofen und Scherstetten für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau durch die Firma UGG. Für Bürger und Bürgerinnen soll es nach Vertragsabschluss eine Infoveranstaltung geben.
Arbeiten könnten bereits im Sommer 2023 starten