Wenn Torjäger nicht ins Tor treffen
Gegen Eintracht Frankfurt lassen Finnbogason, Niederlechner und Richter Torchancen liegen. Das sagt FCA-Trainer Herrlich zur Abschlussschwäche seiner Angreifer
Als Heiko Herrlich und die beiden Geschäftsführer Stefan Reuter (Sport) und Michael Ströll (Finanzen) nach Spielschluss neben dem Rasen der Augsburger Arena beieinanderstanden und sich austauschten, eröffneten sich ihnen etliche Gesprächsthemen. Der FC Augsburg hatte eine ordentliche Leistung gezeigt, dennoch unterlag er Eintracht Frankfurt mit 0:2 (0:0). Ein Eigentor hatte die Gäste in Front gebracht, später verweigerte Schiedsrichter Daniel Siebert den Augsburgern einen Strafstoß. Die Niederlage des FCA begründete sich indes nicht nur in Pech, der Fußball-Bundesligist hatte selbst maßgeblich dazu beigetragen: mit der Abschlussschwäche seiner Angreifer.
Bislang war die Effektivität vor des Gegners Gehäuse ein Grund für die ansprechende Punktausbeute in der laufenden Bundesliga-Saison (16). Als Torschützen traten jedoch eher selten die dafür vorgesehenen Akteure in Erscheinung, zuletzt musste ein später Treffer des Innenverteidigers Jeffrey Gouweleeuw für drei Punkte in Bielefeld herhalten.
Während ein Mangel an Chancen oft das Problem war, boten sich gegen Frankfurt genügend Gelegenheiten. Fortwährend trafen die Augsburger Angreifer aber falsche Entscheidungen: Mal zielten sie zu ungenau, mal schossen sie drucklos, mal ließen sie sich bis zu ihrem Abschluss zu viel Zeit. Weil auf der anderen Seite die Frankfurter es den Augsburgern gleichtaten, musste ein Eigentor herhalten, um die Partie in eine Richtung zu lenken.
FCA-Angreifer Alfred Finnbogason sprach im Nachgang der Partie davon, dass das Spiel 4:4 hätte ausgehen können – und übertrieb damit nicht einmal. FCA-Trainer Herrlich kritisierte, wie „harmlos“seine Spieler vor dem Tor agiert hätten und wie „leichtfertig“sie Chancen vergeben hätten.
Finnbogason garantierte in seiner Glanzzeit für den FCA Tore und Erfolge, nach etlichen Verletzungen sucht er seine Form. Bei seinem zweiten Startelfeinsatz in dieser Saison spielte er ordentlich, war eingebunden, stieß in Räume, setzte Nebenmann Florian Niederlechner in Szene. Was fehlte, war aber das Entscheidende: ein Tor.
Als Finnbogason allgemein über das Auslassen von Torchancen sprach, meinte er wohl auch sich selbst. „Die Lockerheit vor dem Tor ist uns in den letzten Spielen nicht gelungen. Da sind wir momentan zu verkrampft.“Vor einigen Spieltagen ließ der 31-jährige Isländer gegen Mönchengladbach eine Großchance liegen, gegen Frankfurt schoss er einmal aus wenigen Metern Torwart Kevin Trapp an, einmal schickte er den Ball aus der Drehung heraus übers Gebälk.
Nicht nur Finnbogason wartet in der laufenden Runde darauf, einen eigenen Treffer zu bejubeln. Einmal mehr offenbarte Niederlechner, wie sehr es ihm an Selbstvertrauen mangelt. In der vergangenen Saison hatte er 13 Treffer erzielt, jetzt setzte sich seine Torkrise fort. Trainer Herrlich, selbst einmal als Torjäger in den Bundesligastrafräumen unterwegs, verwies auf die Trainingseindrücke der beiden Stürmer. „Dort bringen sie sehr gute Leistungen und machen solche Möglichkeiten immer. Das gibt mir die Hoffnung, dass sie auch im Spiel wieder diese Erfolgserlebnisse haben.“
Einen Saisontreffer hat Marco Richter bislang erzielt, gegen Schalke glückte ihm der späte Ausgleich. Diesmal indes traf auch er eine falsche Entscheidung. Statt den Ball gezielt ins Tor zu schieben, wollte er Frankfurts Torwart Trapp mit einem lässigen Heber überwinden. Richter gab sich später einsichtig, ärgerte sich über seinen laxen Abschluss. Finnbogason, der sich von Berufs wegen in die Lage seines Kollegen hineinversetzen konnte, zeigte Verständnis. „Wenn man so eine Chance verschießt, sieht das nie gut aus. Wenn er drin ist, ist er aber der Held.“
Vor Weihnachten bleibt den Augsburger Angreifern noch ein Spiel, um ihre torlose Zeit zu beenden. Am Dienstag empfängt der FCA RB Leipzig in der 2. Hauptrunde des DFB-Pokals (18.30 Uhr/ Sky). Die Partie findet folglich in einem Wettbewerb statt, der schon so manchen Helden hervorgebracht hat.