Diese Gefahren lauern auf dem Schulweg
Pius aus Schwabmünchen ist Erstklässler. Er macht zusammen mit Verkehrserzieher Michael Miller einen Rundgang durch die Stadt. Der Polizist erklärt ihm, auf was es ankommt
Schwabmünchen Die Sonne spiegelt sich auf dem polierten Blech zweier Fahrzeuge. Zwischen den beiden Autos spitzelt ein kleiner Kopf mit zugekniffenen Augen hervor: Der sechsjährige Pius will die Straße überqueren. Er dreht seinen Kopf hastig von links nach rechts und dann wieder nach links. Er sieht die vorbeifahrenden Autos, aber sehen sie auch ihn?
Eine Frage, die Polizist Michael Miller beantworten kann. Er zeigt dem Erstklässler bei einem Rundgang in der Stadt, welche Gefahren auf dem Schulweg lauern. „Kinder konzentrieren sich nur sehr kurz auf einzelne Dinge, dadurch lassen sich leicht ablenken“, sagt Miller. ● Straße „Kinder hören und sehen sehr gut“, sagt Miller, „können aber die Geschwindigkeit und die Richtung der Fahrzeuge nur unsicher bestimmen.“Daher soll Pius beim Überqueren der Straße besonders aufpassen. Das bedeutet: Eltern sollen demonstrativ an der abgesenkten Bordsteinkante mit ihrem Kind stehen bleiben, bevor sie die Straße überqueren. „Es soll schließlich so wirken, als gäbe es eine Mauer vor der Straße“, sagt Miller. Falls keine heranfahrenden
Autos zu hören sind, blickt Pius zuerst sorgfältig nach links, dann nach rechts und schließlich wieder nach links. Ist die Straße frei, soll sie zügig und auf dem kürzesten Weg überquert werden. „Stehen, hören, sehen, gehen.“So lautet der einfache Merkspruch des Polizisten, den Pius bereits verinnerlicht hat.
● Autos Kinder haben eine geringere Körpergröße. Daher sehen sie nur schwer über Hindernisse, wie etwa geparkte Autos oder Mülltonnen. Zudem werden sie von anderen Verkehrsteilnehmern meist erst spät bemerkt. An so einer Stelle steht Pius. Polizist Miller bittet den Sechsjährigen, vorsichtig an den geparkten Autos nach vorne zu schauen – damit ist der Blick frei. Nun kann Pius mit dem Merkspruch des Polizisten die Straße zügig und sicher überqueren.
● Ampel Sie ist kein Freibrief, um sicher über die Straße zu gelangen. Das heißt: Wenn die Ampel grün leuchtet, darf Pius nicht einfach blind loslaufen, sondern muss sich mit seiner Blickroutine versichern, ob auch alle Verkehrsteilnehmer die Ampelschaltung bemerkt haben. Erst dann überquert er die
Kinder können die Geschwindigkeit und die Richtung der Fahrzeuge nur unsicher bestimmen
Polizist Michael Miller
Straße. Zudem sollen laut Miller Fahrradfahrer vor der Überquerung der Ampel absteigen und das Rad zu der anderen Straßenseite hinüberschieben.
● Hofeinfahrt Sie ist eine typische Gefahrenstelle, bei der Erstklässler leicht in den sogenannten toten Winkel von rückwärts ausparkenden Fahrzeugen gelangen. Daher soll der Abc-Schütze vor solchen Einfahrten möglichst nicht stehen bleiben.
● Bushaltestelle Wie bei der Hofeinfahrt stellen anfahrende Fahrzeuge eine große Gefahrenquelle dar. Im Normalfall wartet Pius mit sicherem Abstand zur Bordsteinkante, bis der Bus abgefahren ist. Bei haltenden Bussen ist besonders Vorsicht geboten, da diese nahe am Randstein stehen und zusätzlich ein besonders großes Blickhindernis sind – was erschwerend hinzukommt: Oft überholen Autofahrer die Busse.
● Baustelle Laut dem Verkehrserzieher sollen Baustellen großräumig umgangen werden. Denn: Viele schwere Arbeitsgeräte behindern das Hörvermögen der Kinder. Zudem stellen Schotterwege und Baugruben eine große Gefahr dar. Pius meistert dieses
Zwischen Autos kann Pius kaum erfassen, was auf der Straße vor ihm passiert. Auch andere Verkehrsteilnehmer erkennen ihn schlecht.
Hindernis, indem er sich an die Absperrungen und den markierten Weg hält.
● Fahrzeuge mit Blaulicht Wenn ein Martinshorn den Lärm der Baustelle
übertönt, sollen die Kinder die Fahrbahn nicht betreten, sagt Miller. Die Einsatzfahrzeuge haben höchste Eile und irritieren die Kinder.