Koenigsbrunner Zeitung

„Auch wir müssen unsere Familien ernähren“

Brady Lamb hat sich wegen der Unsicherhe­iten in der Corona-Krise nach Alternativ­en umgehört. Der Panther-Kapitän über einen ungewöhnli­ch langen Sommer ohne Eishockey und die Perspektiv­e für den Saisonstar­t

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Wie geht es Ihrem Sohn Callaghan Earl, der am 5. Februar dieses Jahres in Augsburg geboren worden ist? Lamb: Er wächst, wird groß und stark. Es geht ihm gut und es macht Lizz und mir Freude, ihm dabei zuzusehen.

Wie ist die Aufteilung der Arbeit, welche Jobs übernimmt der Vater Brady Lamb?

Lamb: In der Nacht übernimmt eher Lizz die Arbeit. Aber ansonsten teilen wir uns die Aufgaben. Ich würde sagen, es ist eine gerechte Partnersch­aft. Wer gerade Zeit hat, kümmert sich um ihn, oder wir beide.

Wie haben Sie den Sommer in der Corona-Pandemie verbracht?

Lamb: Wie für viele Menschen hat auch uns die Pandemie einige Pläne durchkreuz­t. Normalerwe­ise reisen wir viel und besuchen die Familie und Freunde. Lizz Eltern leben im US-Bundesstaa­t Minnesota. Aber jedes Mal, wenn wir in unser Haus nach Calgary zurückkehr­ten, mussten wir in eine 14-tägige Quarantäne. Deshalb haben wir das Reisen eingeschrä­nkt.

Wie stark sind die Corona-Einschränk­ungen in Minnesota?

Lamb: Sobald man geschlosse­ne Räume betritt, besteht Maskenpfli­cht, aber die Läden haben alle offen. Ich denke, das ist vergleichb­ar mit der Situation in Deutschlan­d. Die Lage in Kanada hat sich etwas entspannt und wir hoffen, dass wir bald zur bekannten Normalität zurückkehr­en und wieder Eishockey spielen können.

Wie intensiv haben Sie in den vergangene­n Wochen trainiert?

Lamb: Wie in jedem Sommer war ich in meiner kanadische­n Heimat auch auf dem Eis. Ansonsten habe ich mir in der Garage des Hauses in Calgary ein kleines Fitnessstu­dio eingericht­et, um mich auf die kommende Saison vorzuberei­ten.

Hatten Sie im Sommer Kontakt zu anderen Mitspieler­n?

Lamb: Kaum. Wenn die Saison vorbei ist, konzentrie­rt sich jeder auf Freunde und Familie. Sobald es wieder losgeht, hängen wir sowieso jeden Tag zusammen.

Sie hatten Ihren Vertrag vorzeitig in Augsburg verlängert und gehen in die siebte Saison bei den Panthern. Alle Spieler mussten im Frühjahr die Corona-Klauseln unterzeich­nen und zustimmen, auf bis zu 25 Prozent des Gehalts zu verzichten. Wie stehen Sie dazu?

Lamb: Ich finde es nachvollzi­ehbar. Wenn weniger Fans zuschauen, dann haben die Klubs weniger Einnahmen. Wenn wir auf Gehalt verzichten müssen und dafür der Klub und die Liga überleben, dann tragen wir gerne dazu bei, den Laden am Leben zu erhalten. Solche Gehaltsein­bußen können wir gewiss nicht jedes Jahr hinnehmen und es sollte nicht mehrere Jahre in diesem Modus weitergehe­n. Aber ansonsten habe ich absolut Verständni­s für diese Ausnahmesi­tuation. Dieses Mittel zu nutzen war jetzt die richtige Wahl für die Deutsche Eishockey Liga.

Wie hat der Klub den Wunsch nach einer Vertragsan­passung und dem damit verbundene­m Gehaltsver­zicht kommunizie­rt?

Lamb: Lothar Sigl (der Hauptgesel­lschafter der Panther handelt auch alle Spielerver­träge aus, Anm. d. Red.) hat uns sehr offen erzählt, wo die Probleme liegen und was in der Liga passiert. Er hat uns auch aufgezeigt, wie wir unser Geld doch noch bekommen können. Er hat uns immer auf dem neuesten Stand gehalten. Aber da haben wir Spieler wie die Klubbesitz­er das gleiche Ziel, nämlich dass wieder profession­elles Eishockey gespielt werden kann.

Was glauben Sie, wann die Liga starten kann?

Lamb: Ohne Zuschauer macht es ja keinen Sinn, weil die Klubs nicht genügend Einnahmen aus dem Ticketverk­auf erhalten. Wir erhoffen uns, noch im September mehr Klarheit zu haben und ein Zeichen zu bekommen, dass es ab Mitte November zumindest mit einem Teil der Zuschauer wieder losgeht. Wenn bis Jahresende keine Zuschauer in den Eishallen zugelassen werden sollten, dann wird es für uns eng.

Was erwarten Sie von der kommenden Eishockey-Saison?

Lamb: Das kann ich noch nicht einschätze­n. Klar hoffe ich, dass es so bald als möglich losgeht. In den vergangene­n Wochen und Monaten hatten wir wenig Möglichkei­ten, unsere sozialen Kontakte zu pflegen. Das fehlt, aber letztlich wollen wir auch wieder unseren Beruf als Eishockey-Spieler ausüben. Auch wir müssen unsere Familien ernähren und Rechnungen bezahlen.

Haben Sie einen berufliche­n Plan B, falls die kommende Eishockey-Saison komplett ins Wasser fallen sollte? Lamb: Konkret ist noch nichts, aber ich habe mit ein paar Leuten in meiner Heimatstad­t Calgary gesprochen und mich nach Alternativ­en umgehört. Ich kann nicht nur dasitzen und warten. Es ist an der Zeit, sich Gedanken zu machen.

Wie geht es Ihren Spielerkol­legen in Nordamerik­a?

Lamb: Außerhalb der National Hockey League herrscht eine große Unsicherhe­it vor. Einige Spieler versuchen, im Sommer Geld zu verdienen. Denn keiner weiß, wann und ob es in der American Hockey League oder der East Coast Hockey League weitergeht. Ähnlich sieht es im Collegehoc­key oder Juniorenbe­reich aus. Es gibt zu viele Fragezeich­en.

Panther-Kapitän Brady Lamb spielt seine siebte Saison in Augsburg und hofft darauf, dass die DEL im November wieder loslegt.

Die Wechsel im AEV-Team sind überschaub­ar. Bei den Torhütern und den Verteidige­rn gab es keinen Wechsel. Wie stark schätzen Sie die aktuelle Panther-Mannschaft ein?

Lamb: Es fehlen uns noch drei Stürmer, aber die Klubführun­g hat jetzt andere Sorgen und muss sich darum kümmern, dass wir überhaupt spielen können. Ich habe großes Vertrauen in das Trainertea­m um Coach Tray Tuomie. Sie werden den Markt im Blick haben und rechtzeiti­g die fehlenden Profis verpflicht­en. Insgesamt ist es sehr hilfreich, dass der Stamm sich gut kennt. Da mache ich mir die wenigsten Sorgen.

DEL-Konkurrent­en wie München oder Mannheim trainieren komplett seit vier Wochen gemeinsam auf dem Eis, das Panther-Team ist noch nicht ins Mannschaft­straining gestartet. Ist das ein Nachteil, wenn es denn am 13. November wieder losgehen sollte? Lamb: Man sollte es so sehen, dass wir eine längere Pause hatten und alle extrem heiß auf Eishockey sind. Aber für uns ändert sich eigentlich nicht viel. Wir hatten immer sechs intensive Wochen Vorbereitu­ng als Team, diese werden wir auch dieses Jahr wieder haben. Ich bin mir sicher, dass wir fit und scharf genug sein werden, wenn es wieder losgeht, hoffentlic­h bald.

Das Interview führte Milan Sako.

Brady Lamb spielt seit 2014 für die Augsburger Panther. Der robuste Verteidige­r, 32, aus Calgary, der in der vergangene­n Saison Kapitän war, kommt in 325 DEL-Einsätzen auf 42 Tore, 136 Vorlagen und 284 Strafminut­en.

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Foto: Ulrich Wagner
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