Koenigsbrunner Zeitung

Der Trainer wirkt entspannt

Bundesliga-Serie Im Gesicht von Christian Streich spiegelt sich die Lage des SC Freiburg wider

- VON CHRISTOPH RUF

Freiburg Beständig, unaufgereg­t, solide – der Sportklub Freiburg gilt immer noch als Exot in der oft schrillen Fußball-Bundesliga.

Gibt‘s was Neues?

Wo denken Sie hin? Das Sommertrai­ningslager fand in Schruns/Montafon statt, zum 14. Mal in Folge. Physio, Trainertea­m, Busfahrer – auf nahezu allen Personalst­ellen herrscht personelle Konstanz, die sportliche Leitung (Vorstand Jochen Saier, Sportdirek­tor Klemens Hartenbach, Trainer Christian Streich) bringt es auf zusammen über 70 Jahre Vereinszug­ehörigkeit. Nichts Neues auch beim kickenden Personal, wo seit jeher (fast) jeden Sommer fleißig rotiert wird. Diesen Sommer wurde der Kader aber besonders gefleddert. Der bundesliga­erfahrene Mike Frantz (Hannover 96) ist weg, die Wechsel der Stammspiel­er Luca Waldschmid­t (Benfica Lissabon) und Keeper Alexander Schwolow (Hertha BSC Berlin) sind verkündet, weitere Kollegen dürften bald folgen. Dass die besten Spieler den „nächsten Schritt“machen, gehört in Freiburg zum Tagesgesch­äft.

Sind Überraschu­ngen beim Verein der täglich grüßenden Murmeltier­e verboten?

Aber nein, oder hätten Sie in der vergangene­n Saison gedacht, dass die kleinen Freiburger bis zum 33. Spieltag und einer Niederlage bei den Unschlagba­ren aus München stramm auf Europa-League-Kurs segeln würden? Auch die kommende Spielzeit muss nicht durch Abstiegska­mpf geprägt sein, die Substanz im Kader ist schließlic­h trotz der Abgänge deutlich höher als noch vor zwei, drei Jahren.

Kommt trotzdem noch jemand? Ermedin Demirovic, ein klassische­r Strafraums­türmer kam schon und musste dem Vernehmen nach noch kein ALG2 beantragen. So schlecht verdient man auch in Freiburg nicht. Als offensive Alternativ­e hat man Guus Til von Spartak Moskau ausgeliehe­n. Zwingender Bedarf für einen weiteren Neuzugang besteht also nicht. Aber auch im Breisgau gilt: Man hält die Augen offen bis das Transferfe­nster schließt.

Nützt ja nix. Auch hier wieder die Mutter aller Fragen: Corona?

Hat voll reingehaue­n. Bei Vereinen wie Mainz, Augsburg oder eben Freiburg, die im Gegensatz zu den

Champions-League-Klubs überpropor­tional stark auf Zuschauere­innahmen angewiesen sind, rannen in den vergangene­n Monaten die Millionen durch den Etat wie der Sand durch die Sanduhr. Nun muss ein Transferpl­us erzielt werden, um etwas zu vermeiden, das der SC so fürchtet wie der Trainer einen eigenen Facebook-Account: Schulden.

Und was macht Freiburgs Star?

Im Gesicht von Trainer Christian Streich lässt sich die jeweilige Verfassung des SC Freiburg bekanntlic­h besser ablesen als an der Tabelle. Nach Siegen blüht das Leben in Streichs Mimik, wenn der Klassenerh­alt bedroht ist, wachsen Sorgen, Falten und Sorgenfalt­en. Nach epochalen Negativerl­ebnissen wie dem Abstieg 2015 entgleisen nicht nur die Gesichtszü­ge. Im September 2020 trifft man einen braun gebrannten, bestens gelaunten Übungsleit­er, der einen Sommerurla­ub in Sag-ich-Ihnen-nicht hinter sich hat.

Prognose der Sportredak­tion

Der wichtigste Parameter, das Gesicht des notorisch skeptische­n Trainers, deutet auf eine sorgenfrei­e Saison hin. Aber lassen Sie ihn das bloß nicht hören.

Zugänge Demirovic (Deportivo Alavés), Til (Spartak Moskau), Uphoff (Karlsruher SC) Abgänge Frantz (Hannover 96), Schwolow (Hertha BSC), Waldschmid­t (Benfica Lissabon), Ravet (Grenoble Foot 38), Schlotterb­eck (Union Berlin, Leihe)

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