Hoffnung für Zoos: Die Tierhäuser sind offen
Nach Millionenverlusten herrscht im Augsburger Zoo und im Münchner Tierpark Hellabrunn noch kein vollständiger Normalbetrieb. Investitionen sind ausgesetzt. Eine zweite Welle könnte die Existenz gefährden
Augsburg Wer derzeit den Zoo in Augsburg betritt, wird am Eingang gleich von drei Mitarbeitern empfangen. Obwohl es nur Online-Tickets gibt, ist der Personalaufwand wegen der Corona-Beschränkungen gestiegen. Gleichzeitig blieben bis Mitte August alle Tierhäuser geschlossen. Die Einnahmen liegen nach wie vor unter denen in einem normalen Sommer.
2000 Menschen gleichzeitig dürfen in den Augsburger Zoo, damit jeder Besucher unter Wahrung des Mindestabstands genug Platz für sich hat. Pro Tag kommen bei optimalem Wetter laut Geschäftsführerin Dr. Barbara Jantschke gut 4000 Gäste: „Mehr ist auch kaum zu verantworten. Aber bei gutem Wetter wären es sonst sicher auch mal 6000 Leute. Wir können mit diesen 4000 Besuchern die Regentage mit weniger Andrang nicht kompensieren.“Das Verständnis der Menschen für die Maskenpflicht im Eingangsbereich lässt unterdessen nach. „Unseren Mitarbeitern wurden sogar schon Schläge angedroht, nachdem sie Besucher darauf hingewiesen hatten“, berichtet Jantschke.
Die Verluste des Zoos sind riesig: Etwa 1,5 Millionen Euro fehlen bisher – alle geplanten Investitionen
Öffnung der Tierhäuser mit Maskenpflicht
werden zurückgestellt. „Wir freuen uns über eine große Spendenbereitschaft und eine wachsende Zahl an Tierpatenschaften“, sagt Jantschke. „Aber wir reden über einen mittleren fünfstelligen Betrag, den wir dadurch einnehmen. Das steht in keiner Relation zu den Einnahmeausfällen durch die Schließung im Frühjahr und die nun geltenden Beschränkungen.“
Jantschke hatte Anfang August einen Antrag an die Politik gestellt, der mittlerweile bewilligt wurde: In den Tierhäusern, die vorher nur von sehr wenigen Personen hätten betreten werden dürfen und deshalb monatelang dicht blieben, sind nun mehr Besucher zugelassen – bei Tragen einer Maske und Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern. Vorher wären beispielsweise im Augsburger Elefantenhaus nur zehn Personen gleichzeitig erlaubt gewesen. „Das würde Schlangen davor bedeuten und einen Personalaufwand, den wir nicht stemmen können“, meinte Jantschke seinerzeit. Nun beauftragt der Zoo eine Sicherheitsfirma mit der Überwachung der Vorgaben und muss die zusätzlichen Kosten schultern.
Auch von der Stadt Augsburg erhofft sich Jantschke in der Krise Hilfe. Sie will einen Zuschuss zu künftigen Investitionen wie der geplanten Fahrradstation beantragen, um zumindest die nötigsten Maßnahmen finanzieren zu können. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen hat Bayern keinen Fonds zur Unterstützung von Zoos in der Corona-Krise ins Leben gerufen.
Der Zoo Augsburg hatte nach einem Rekordjahr 2019 zwar ein finanzielles Polster gebildet. Das ist mittlerweile allerdings so gut wie aufgebraucht. Auch deshalb hat Geschäftsführerin Jantschke Sorge vor einer zweiten Infektionswelle: „Der Trend geht gerade ja eher wieder zu Verschärfungen der Regeln. Müssten wir schließen, verlieren wir jeden Monat weitere 400 000 Euro. Und der Winter ist ohnehin hart.“
„Mit zwei blauen Augen“davongekommen ist bisher der Münchner Tierpark Hellabrunn, wie Dennis Späth berichtet. Der Leiter der Unternehmenskommunikation sagt: „Wir freuen uns über ein Rettungspaket der Stadt München.“Ende Juli hatte der Stadtrat den Tierpark mit einer Sonderzuwendung in nicht genannter Höhe vor dem finanziellen Kollaps gerettet. Auch der Bau der neuen Löwenanlage kann nun wohl wie geplant stattfinden.
Dennis Späth meint dazu: „Zwei Monate Schließung und die Öffnung mit Einschränkungen danach haben natürlich hohe Verluste mit sich gebracht.“Erfreulich sei die hohe Spendenbereitschaft in der Krise – der Tierpark Hellabrunn verzeichnet nach eigenen Angaben sowohl mehr Direktspenden als auch mehr Unterstützer im traditionellen „Förderkreis Hellabrunn“. Zudem können Facebook-Fans jetzt auch eigene Spendenaktionen für den Tierpark Hellabrunn auf Facebook initiieren.
Nicht nur die Hilfe von Stadt und Privatpersonen gibt Grund zur Hoffnung: 8740 Besucher dürfen mittlerweile wieder pro Tag kommen. „In den Sommerferien haben wir sonst an schönen Tagen etwa 10 000 Menschen im Park, an den Wochenenden noch mehr“, sagt der Leiter der Unternehmenskommunikation. Insofern bewegen sich die Einnahmen noch nicht auf Normalniveau, man nähere sich aber einem wirtschaftlichen Betrieb.
Einige Einschränkungen sind nach wie vor in Kraft: Die Kassen im Tierpark Hellabrunn bleiben bis auf Weiteres geschlossen, um eine Staubildung zu vermeiden. Tickets müssen Tierfreunde spätestens einen Tag vor ihrem Besuch online kaufen. Sie berechtigen dann einen ganzen Tag zum Eintritt – ebenfalls eine Maßnahme, um Besucherströme zu entzerren. Eine Öffnung der großen Tierhäuser, darunter die Gehege von Nashörnern und Giraffen, ist in München noch nicht in Sicht. „Wir bräuchten bei den geltenden Auflagen zusätzliches Personal, um sie zu betreiben. Das wäre jedoch nicht wirtschaftlich für uns“, sagt Dennis Späth vom Tierpark Hellabrunn.