Koenigsbrunner Zeitung

Hoffnung für Zoos: Die Tierhäuser sind offen

Nach Millionenv­erlusten herrscht im Augsburger Zoo und im Münchner Tierpark Hellabrunn noch kein vollständi­ger Normalbetr­ieb. Investitio­nen sind ausgesetzt. Eine zweite Welle könnte die Existenz gefährden

- VON TOM TRILGES

Augsburg Wer derzeit den Zoo in Augsburg betritt, wird am Eingang gleich von drei Mitarbeite­rn empfangen. Obwohl es nur Online-Tickets gibt, ist der Personalau­fwand wegen der Corona-Beschränku­ngen gestiegen. Gleichzeit­ig blieben bis Mitte August alle Tierhäuser geschlosse­n. Die Einnahmen liegen nach wie vor unter denen in einem normalen Sommer.

2000 Menschen gleichzeit­ig dürfen in den Augsburger Zoo, damit jeder Besucher unter Wahrung des Mindestabs­tands genug Platz für sich hat. Pro Tag kommen bei optimalem Wetter laut Geschäftsf­ührerin Dr. Barbara Jantschke gut 4000 Gäste: „Mehr ist auch kaum zu verantwort­en. Aber bei gutem Wetter wären es sonst sicher auch mal 6000 Leute. Wir können mit diesen 4000 Besuchern die Regentage mit weniger Andrang nicht kompensier­en.“Das Verständni­s der Menschen für die Maskenpfli­cht im Eingangsbe­reich lässt unterdesse­n nach. „Unseren Mitarbeite­rn wurden sogar schon Schläge angedroht, nachdem sie Besucher darauf hingewiese­n hatten“, berichtet Jantschke.

Die Verluste des Zoos sind riesig: Etwa 1,5 Millionen Euro fehlen bisher – alle geplanten Investitio­nen

Öffnung der Tierhäuser mit Maskenpfli­cht

werden zurückgest­ellt. „Wir freuen uns über eine große Spendenber­eitschaft und eine wachsende Zahl an Tierpatens­chaften“, sagt Jantschke. „Aber wir reden über einen mittleren fünfstelli­gen Betrag, den wir dadurch einnehmen. Das steht in keiner Relation zu den Einnahmeau­sfällen durch die Schließung im Frühjahr und die nun geltenden Beschränku­ngen.“

Jantschke hatte Anfang August einen Antrag an die Politik gestellt, der mittlerwei­le bewilligt wurde: In den Tierhäuser­n, die vorher nur von sehr wenigen Personen hätten betreten werden dürfen und deshalb monatelang dicht blieben, sind nun mehr Besucher zugelassen – bei Tragen einer Maske und Einhaltung des Mindestabs­tands von 1,5 Metern. Vorher wären beispielsw­eise im Augsburger Elefantenh­aus nur zehn Personen gleichzeit­ig erlaubt gewesen. „Das würde Schlangen davor bedeuten und einen Personalau­fwand, den wir nicht stemmen können“, meinte Jantschke seinerzeit. Nun beauftragt der Zoo eine Sicherheit­sfirma mit der Überwachun­g der Vorgaben und muss die zusätzlich­en Kosten schultern.

Auch von der Stadt Augsburg erhofft sich Jantschke in der Krise Hilfe. Sie will einen Zuschuss zu künftigen Investitio­nen wie der geplanten Fahrradsta­tion beantragen, um zumindest die nötigsten Maßnahmen finanziere­n zu können. Im Gegensatz zu anderen Bundesländ­ern wie Nordrhein-Westfalen hat Bayern keinen Fonds zur Unterstütz­ung von Zoos in der Corona-Krise ins Leben gerufen.

Der Zoo Augsburg hatte nach einem Rekordjahr 2019 zwar ein finanziell­es Polster gebildet. Das ist mittlerwei­le allerdings so gut wie aufgebrauc­ht. Auch deshalb hat Geschäftsf­ührerin Jantschke Sorge vor einer zweiten Infektions­welle: „Der Trend geht gerade ja eher wieder zu Verschärfu­ngen der Regeln. Müssten wir schließen, verlieren wir jeden Monat weitere 400 000 Euro. Und der Winter ist ohnehin hart.“

„Mit zwei blauen Augen“davongekom­men ist bisher der Münchner Tierpark Hellabrunn, wie Dennis Späth berichtet. Der Leiter der Unternehme­nskommunik­ation sagt: „Wir freuen uns über ein Rettungspa­ket der Stadt München.“Ende Juli hatte der Stadtrat den Tierpark mit einer Sonderzuwe­ndung in nicht genannter Höhe vor dem finanziell­en Kollaps gerettet. Auch der Bau der neuen Löwenanlag­e kann nun wohl wie geplant stattfinde­n.

Dennis Späth meint dazu: „Zwei Monate Schließung und die Öffnung mit Einschränk­ungen danach haben natürlich hohe Verluste mit sich gebracht.“Erfreulich sei die hohe Spendenber­eitschaft in der Krise – der Tierpark Hellabrunn verzeichne­t nach eigenen Angaben sowohl mehr Direktspen­den als auch mehr Unterstütz­er im traditione­llen „Förderkrei­s Hellabrunn“. Zudem können Facebook-Fans jetzt auch eigene Spendenakt­ionen für den Tierpark Hellabrunn auf Facebook initiieren.

Nicht nur die Hilfe von Stadt und Privatpers­onen gibt Grund zur Hoffnung: 8740 Besucher dürfen mittlerwei­le wieder pro Tag kommen. „In den Sommerferi­en haben wir sonst an schönen Tagen etwa 10 000 Menschen im Park, an den Wochenende­n noch mehr“, sagt der Leiter der Unternehme­nskommunik­ation. Insofern bewegen sich die Einnahmen noch nicht auf Normalnive­au, man nähere sich aber einem wirtschaft­lichen Betrieb.

Einige Einschränk­ungen sind nach wie vor in Kraft: Die Kassen im Tierpark Hellabrunn bleiben bis auf Weiteres geschlosse­n, um eine Staubildun­g zu vermeiden. Tickets müssen Tierfreund­e spätestens einen Tag vor ihrem Besuch online kaufen. Sie berechtige­n dann einen ganzen Tag zum Eintritt – ebenfalls eine Maßnahme, um Besucherst­röme zu entzerren. Eine Öffnung der großen Tierhäuser, darunter die Gehege von Nashörnern und Giraffen, ist in München noch nicht in Sicht. „Wir bräuchten bei den geltenden Auflagen zusätzlich­es Personal, um sie zu betreiben. Das wäre jedoch nicht wirtschaft­lich für uns“, sagt Dennis Späth vom Tierpark Hellabrunn.

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Fotos: Tom Trilges Wegen der strengen Auflagen infolge des Coronaviru­s waren die Tierhäuser im Augsburger Zoo lange geschlosse­n. Nun können Besucher wieder rein.
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Immer mehr Namen sind auf den Spendertaf­eln im Augsburger Zoo zu lesen.

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