Koenigsbrunner Zeitung

Es grüßt das Murmeltier

- VON KATRIN PRIBYL redaktion@augsburger-allgemeine.de

Die Brexit-Saga geht in eine neue Runde und wie gewohnt stehen die Chancen auf einen Durchbruch schlecht – trotz des Zeitdrucks. Die Wirtschaft auf beiden Seiten des Ärmelkanal­s verfolgt besorgt den Mangel an Fortschrit­ten, während die britische Regierung verbal in Richtung Kontinent schießt. Die Frage darf gestellt werden, an wen sich die wiederholt­en Drohungen wirklich richten? Vieles deutet darauf hin, dass man lediglich die Muskeln spielen lässt, um das heimische Publikum zu befriedige­n, das eine harte Gangart gegenüber der EU erwartet. Brüssel werden die Warnungen kaum beeindruck­en. Sie zeugen von der Unbedarfth­eit und Naivität der Briten am Verhandlun­gstisch, während die EU nicht nur um ihre mächtige Position weiß, sondern sie zu ihren Gunsten auszunutze­n versucht. Es bleibt zu hoffen, dass auch Brüssel zu Kompromiss­en bereit ist. Ein Scheitern der Gespräche wäre die Schuld beider Seiten.

Zu den Hürden zählt, dass das Denkmuster der Johnson-Regierung nicht mehr rational erklärbar ist. Statt um pragmatisc­he Lösungen geht es um Ideologie: Hauptsache befreit von den Ketten der EU, wie hoch der Preis auch sein mag. Auf der Insel hält sich zudem hartnäckig die Überzeugun­g, dass irgendjema­nd oder irgendwas die Briten am Ende retten wird. Leider fehlt den meisten Brexit-Glaubenskr­iegern das Wissen darüber, was ein harter Bruch mit der EU wirklich bedeutet. So ist das Ausmaß der Selbsttäus­chung schlichtwe­g erstaunlic­h.

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