Augsburger Hoteliers sehnen sich nach Gästen
Kontaktloser Check-in und Frühstück auf Etageren: Von heute an dürfen Hotels und Jugendherbergen wieder Touristen empfangen. Die Hygienevorschriften sind streng. Wie die Stimmung bei zwei Hoteliers ist
Manchmal geht der stellvertretende Hoteldirektor persönlich ans Telefon an der Rezeption. Eine Frau möchte wissen, wann sie wieder im Drei Mohren in der Maximilianstraße übernachten kann. Und wie das abläuft, wenn da immer noch die Gefahr dieses Virus ist. Michael Artner beantwortet geduldig alle Fragen der Frau. Na klar, sagt Artner, könne der Stammgast auch Champagner zum Frühstück bekommen.
Von heute an dürfen Hotels sowie Campingplätze im Freistaat wieder öffnen, Gäste Ferienwohnungen und Jugendherbergen buchen. Damit sich niemand ansteckt, macht das Gesundheitsministerium Vorgaben: Hotelbetreiber müssen Mitarbeiter schulen und darauf achten, dass der 1,5-Meter-Abstand eingehalten wird. Ein Zimmer zusammen belegen dürfen nur Personen, die sich auch gemäß Kontaktbeschränkungen treffen dürfen. Das sind Menschen aus demselben Haushalt, Lebenspartner, Verwandte in gerader Linie, Geschwister sowie Angehörige eines weiteren Hausstands.
Wer die Internetseite des Hotels
Drei Mohren anklickt, kommt an einer Liste mit 14 Punkten nicht vorbei. Sie zeigt Maßnahmen, die den Aufenthalt sicher machen sollen. Kostenlose Masken, Desinfizieren der Schlüsselkarte, kontaktloser Check-in und Check-out, eine Lüftungsanlage ohne Umluft, Frühstück auf Etageren.
Auch der stellvertretender Hoteldirektor Artner trägt Mundschutz, als er durch das Drei Mohren führt. Trotz der Maßnahmen möchte er Gästen ein Gefühl von Urlaub vermitteln. „Auch wenn es nur kleine Schritte zurück zur Normalität sind“, sagt der 33-Jährige. Das Drei Mohren sei derzeit zu 20 Prozent ausgelastet. „Das ist nicht wirtschaftlich.“Zwischen März und Anfang April hatte das Hotel, in dem eine Nacht im Doppelzimmer 139 Euro je Person aufwärts kostet, komplett zu. Seit ein paar Wochen dürfen immerhin wieder Geschäftskunden kommen. Auch Vereine der Fußball-Bundesliga gastieren wie gewohnt im Drei Mohren.
Für Michael Artner ist es das Schönste, wenn Leben in der Lobby herrscht. „Da checken drei Gäste aus Amerika ein, dort holt sich eine
Reisegruppe aus China Tipps.“Weil es während der Corona-Krise ruhig war, waren die vergangenen Wochen für Artner schwer erträglich. 90 der 110 Mitarbeiter des Drei Mohren sind in Kurzarbeit. Vor allem Auszubildende würden gerade den Laden schmeißen.
Dass Hotels von heute auch wieder für Touristen öffnen, freut auch Ruth Meder, 48, vom Augsburger Hof im Georgsviertel. „Es tut sich ein bisschen was“, sagt sie mit Blick auf Buchungen. Trotzdem liegt die Auslastung ihres Hotels derzeit bei nicht mal 20 Prozent. Wenn dann aber doch mal fünf, sechs Buchungen kommen, „sieht die Welt schon wieder anders aus“, sagt Meder. 13 von 15 Mitarbeitern sind noch zu 100 Prozent in Kurzarbeit.
Dass Bayern langsamer als andere Bundesländer die Corona-Beschränkungen lockere, führe hin und wieder zu überspitzten Ansichten. Im Augsburger Hof riefen potenzielle Gäste aus NordrheinWestfalen an und fragten, „ob man sich im Polizeistaat Bayern überhaupt frei bewegen dürfe“, sagt Meder und lacht. Wenn noch nicht mal ein Preuße vorbeikommt, tun es vermutlich Italiener oder Spanier auch nicht. Die zählen im Augsburger Hof zu den Hauptgästen in normalen Sommern. Meder hofft, dass bald mehr Geschäftsgäste und innerdeutsche Touristen kommen und der Betrieb von Ende Juni an wieder normal läuft.
Neben Hotels dürfen auch Jugendherbergen wieder öffnen. Die Jugendherberge am Unteren Graben, die auch unter dem Namen Hostel Sleps firmiert, will das nach eigenen Angaben erst nach den Pfingstferien am 15. Juni tun – mit begrenzter Zimmerzahl. Lediglich Zweibettzimmer sind buchbar. Geschlossen ist sie seit Mitte März. Ein Sprecher des Herbergswerks sagt, dass manche Häuser länger bräuchten, um Hygiene-Auflagen zu erfüllen.
Dazu zählt unter anderem, dass Bewohner eines Zimmers nur eine eigene Sanitäranlage nutzen dürfen. Es gelten Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht in öffentlichen Bereichen. Diese Regeln führen dazu, dass das Augsburger Übernacht-Hostel von Juni an gar nicht mehr aufmacht. Der Betreiber kann nur noch 38 Prozent der Betten anbieten (wir berichteten), was sich nicht mehr lohnt.