Für die Union zeigt die Kurve nach oben
CDU und CSU scheinen vom Corona-Krisenmanagement zu profitieren: Ihre Umfragewerte steigen. Die Opposition hat hingegen zu kämpfen. Die Gründe dafür liegen aber wohl nicht nur in der Pandemie
Augsburg Sie sind momentan täglich in Talkshows oder auf Pressekonferenzen zu sehen und fällen in der Corona-Krise Entscheidungen, die Leben und Alltag aller Bürger betreffen: Politiker stehen momentan noch mehr im Rampenlicht als ohnehin schon. Sicherzustellen, dass die medizinische Versorgung der Bevölkerung gewährleistet ist und gleichzeitig den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen, gleicht einer Gratwanderung. Wie ein Blick auf die Umfrageergebnisse der vergangenen Wochen zeigt, scheint dies den regierenden Parteien aber zu gelingen. Union und SPD gewinnen auf Bundesebene in der Gunst der Wähler – während die Opposition zu kämpfen hat.
Die Meinungsforschungsinstitute sind sich einig: Wenn momentan Bundestagswahl wäre, würden CDU und CSU als stärkste Kraft hervorgehen - und zwar mit deutlichem Vorsprung. In den jüngsten Umfragen schneidet die Union besser ab als bei der Wahl im September 2017 – damals kam sie auf 32,9 Prozent der Stimmen. In der Corona-Krise sind offenbar viele Menschen davon angetan, wie Merkel, Spahn und Co. die Krise managen.
Anfang März lagen CDU und CSU in den Sonntagsfragen noch unter 30 Prozent und bewegten sich damit auf historischen Tiefstwerten. Als die Corona-Krise in den folgenden Wochen allerdings Fahrt aufnahm, gingen auch die Werte merkbar nach oben. Laut dem RTL/ntvTrendbarometer, das wöchentlich vom Meinungsforschungsinstitut Forsa erstellt wird, würde die Union aktuell bei der Bundestagswahl so
40 Prozent erreichen. Auch auf Landesebene zeichnet sich für die CSU ein positiver Trend ab. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion geben 48 Prozent der Befragten an, die CSU zu wählen, wenn am Sonntag Landtagswahl wäre. Die Partei würde damit wieder an der absoluten Mehrheit kratzen. Wie ebenfalls eine Civey-Umfrage ergab, waren Anfang des Monats allerdings nur noch knapp 60 Prozent mit der Arbeit des Ministerpräsidenten zufrieden.
Obwohl die SPD auf Bundesebegar ne mitregiert und auf Landesebene sieben Regierungschefs stellt, ist der Rückenwind für die Genossen schwächer. Aber auch für die Sozialdemokraten ging die Kurve in den vergangenen Wochen nach oben. Während die SPD zu Beginn des Jahres in der Forsa-Sonntagsfrage gerade einmal zwölf Prozent erreichte, schwanken die Werte seit Ende März zwischen 15 und 17 Prozent. Ebenso auffällig wie der Aufschwung der Regierungsparteien: Die Opposition hat während der Corona-Krise zu kämpfen. Die Umfragekurve der Grünen sticht besonders hervor – die vergangenen Wochen haben ihren Regierungsambitionen einen Dämpfer verpasst. Zwar hielt das Umfragehoch bei den Sonntagsfragen in den ersten Wochen das Jahres noch an. Seit Anfang März – damals standen sie laut RTL/ ntv-Trendbarometer noch bei 24 Prozent und wären zweitstärkste Kraft im Bundestag – geht der Trend jedoch nach unten. Mittlerweile würden nur noch 16 Prozent den Grünen ihre Stimme geben.
Die FDP rutscht laut Meinungsforschungsinstituten in den Umfragen gar gefährlich nah in Richtung der Fünf-Prozent-Hürde ab. Dabei spielt aber wohl auch die Regierungskrise in Thüringen eine Rolle: Am 5. Februar wurde Thomas Kemmerich in Erfurt mit Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten gewählt und kündigte drei Tage später seinen Rücktritt an. Bei potenziellen Wählern hat dies offenbar Eindruck hinterlassen – für die Freien Demokraten ging es in der Wählergunst anschließend bergab.
Auch die AfD kommt an jenen Wert (12,6 Prozent), den sie bei der Bundestagswahl im September 2017 erreicht hat, nicht mehr heran. In der letzten Forsa-Umfrage lag die Partei nur noch bei neun Prozent. Bei der Linken sind hingegen kaum Schwankungen zu erkennen - sie bewegt sich schon das ganze Jahr über zwischen sieben und zehn Prozent.