Hier entsteht ein neuer Wald
Schüler dürfen die ersten Pflänzchen für den Bürgerwald in der Hammerschmiede nahe der Autobahn setzen. Die weiteren Bäume werden von der Forstverwaltung gepflanzt
Eine Wiese mit Blick auf die A8 das war bisher am östlichen Ende des Hafenmühlweges zu sehen. Bald soll man hier statt Grünland den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Denn am Dienstag wurde mit einem Pflanzfest der erste Schritt für den Bürgerwald im bisher waldarmen Nordosten Augsburgs gemacht. 325 Kinder aus der Hammerschmiede und der Firnhaberau durften die ersten Pflänzchen setzen. Neben Schülern der Grundschule und der Mittelschule Firnhaberau waren Kinder der Freien Waldorfschule Augsburg sowie aus dem Kinderhaus St. Pankratius dabei. Die jugendlichen Helfer gingen unter beratender Aufsicht von 35 Mitarbeitern der Forstverwaltung ans Werk. Das Ziel: über 1200 Bäume an einem Tag pflanzen.
Diese Teilfläche ist nur der Beginn der Maßnahme, denn insgesamt wird der an den vorhandenen Lärmschutzwald angrenzende Bürgerwald Hammerschmiede ein vier Hektar großes Gebiet umfassen. Der Bürgerwald Hammerschmiede soll mehr sein als ein natürlicher Farbtupfer, der hübsch anzusehen ist. So werden die Bäume für Lärmschutz und ökologische Vielfalt sorgen. Auch soll der neue Wald Offenlandund Wald-Biotope vernetzen. Der Erholungsraum für die Menschen soll zudem Lebensraum für Tiere und Pflanzen schaffen. Der neue Wald leistet außerdem einen mehrfachen Beitrag zum Klimaschutz. „Die Bäume speichern beim Wachstum in ihrem Holz Kohlenstoffdioxid“, so Forstamtsleiter Jürgen Kircher. „Wenn sie irgendwann zu Holzprodukten verarbeitet werden, wird das CO2 langfristig der Atmosphäre entzogen.“
Die Einbindung der Bevölkerung in die Entstehung des Bürgerwaldes ist Forstverwaltungsleiter Jürgen Kircher nicht nur am Tag des Pflanzfestes ein wichtiges Anliegen: „Wir wollen den Mehrwert des Ökosystems Wald aufzeigen“, erklärt Kircher. „Wenn die Bäume groß genug sind, soll der Wald ja auch als Naherholungsort dienen und da ist eine entsprechende Wertschätzung besonders wichtig.“Die Mission, den Kindern die Natur nahe zu bringen, war am Dienstag von Erfolg gekrönt.
Bester Beweis: Die Begeisterung der Kinder für die Aktion führte dazu, dass sie bereits nach zweieinhalb Stunden die anvisierte Anzahl von 1200 Jungbäumen überschritten hatten. Den Rest der Aufgabe übernimmt die Forstverwaltung: Über 10 000 neue Bäume sollen – idealerweise bereits im Frühjahr 2020 – einen Laub-Mischwald bilden. 16 verschiedene Baum- und zehn verschiedene Straucharten werden dazu gepflanzt. Unter anderem Elsbeere,
Die Bäume sollen mit dem Klimawandel klarkommen
Spitzahorn und – am Waldrand – Wildapfel und Wildbirne. Wichtiges Kriterium: Die Pflanzen sollen klimatolerant sein. Will heißen: Temperaturerhöhungen um zwei Grad dürfen ihnen nichts anhaben. Schließlich handelt es sich beim Bürgerwald um ein Zukunftsprojekt, welches noch in kommenden Jahrhunderten Bestand haben soll.
„Kaum zu glauben, dass daraus mal ein großer Baum wird“, staunte ein Schüler mit Blick auf das von ihm gepflanzte Bäumchen, welches derzeit optisch noch einen recht unscheinbaren Strauch abgibt. Die Begeisterung für die Aktion war allen Schülern anzumerken. Darüber freute sich nicht nur Bürgermeisterin und Forstreferentin Eva Weber, sondern auch Jürgen Kircher und Eva Ritter von der Forstverwaltung. „Die Verbindung der Kinder zu dem Wald vor ihrer Haustür wird hoffentlich ein Leben lang halten“, sagt Eva Ritter: „Es soll der Wald der jungen Bürger dieser Stadt sein, den sie selbst gepflanzt haben – ein wahrer Bürgerwald.“