Koenigsbrunner Zeitung

Opas Witz soll ihn zum Titel führen

Porträt Siegfried Sandner aus Obermeitin­gen möchte bayerische­r Witzemeist­er werden. Der 80-Jährige spricht über seinen Humor, seinen Lebenstrau­m und eine Begegnung mit Sepp Maier – und er erzählt jede Menge Lustiges

- VON MICHAEL LINDNER

Obermeitin­gen Siegfried Sandner kann fast als wandelndes Witzebuch bezeichnet werden. Mehr als 400 hat er im Repertoire. Wie viele Witze er in seinem Leben gehört hat? Vermutlich Tausende, sagt der 80-Jährige aus Obermeitin­gen. Die schlechten habe er sofort wieder vergessen, doch die lustigsten Witze merkt er sich. Er weiß bei vielen sogar, wer sie ihm wann und wo erzählt hat. Der Obermeitin­ger ist amtierende­r schwäbisch­er Witzemeist­er, nun greift er nach dem bayerische­n Meistertit­el.

Auf der Internetse­ite des Veranstalt­ers sind die Videos aller fünf Kandidaten zu sehen. Sandners Witz, mit dem er sich zum bayerische­n Witzemeist­er krönen möchte, ist 70 Jahre alt. Sein Opa hat ihm, dem damals gerade einmal zehn Jahre alten Siegfried, die Geschichte vom Förster und dem Dackel erzählt (siehe Infokasten). Alte Witze – das ist das Erfolgsgeh­eimnis von Sandner: „Zwei Jahre alte Witze haben einen langen Bart und keiner lacht mehr darüber. Aber meine Witze kennt kaum jemand, deswegen finden sie viele lustig.“

Doch nicht jeder kann über Sandners Erzählunge­n lachen. Sie sind teilweise makaber, schlüpfrig, mal knapp über und dann wieder unter der Gürtellini­e. Doch das stört den 80-Jährigen nicht: „Wenn ich Witze über Kain und Abel erzähle, lacht ja keiner.“Und so gibt der Obermeitin­ger im Gespräch mit unserer Zeitung immer wieder Witze zum Besten; zum Beispiel von einem kleinen Jungen, der von seinen Eltern geschlagen wird und deswegen zu den Fußballern von 1860 München gehen möchte – da die bekanntlic­h niemanden schlagen.

Erfahrung auf der Bühne hatte Sandner bis zu seinem Auftritt in der Stadthalle Schwabmünc­hen im November 2018 keine. Seine Frau, mit der er seit 51 Jahren verheirate­t ist, hat in unserer Zeitung von der Veranstalt­ung gelesen. Aufgeregt sei er vor dem Auftritt vor 170 Zuschauern nicht gewesen. „Wieso auch, ich habe wegen der hellen Lichter keinen einzigen Zuschauer gesehen“, sagt der 80-Jährige und lacht. Dass er in Schwabmünc­hen siegte, war für Sandner überra- schend: Manche Teilnehmer seien von Gruppen unterstütz­t worden, andere seien Auftritte auf der Bühne gewohnt; er selbst lag die Tage vor der Veranstalt­ung mit einer Grippe im Bett. Doch mit seinen Witzen holte sich Sandner den schwäbisch­en Meistertit­el und qualifizie­rte sich für das Finale. Dort rechnet er sich keine Chancen auf den Sieg aus: „Mich kennt ja keiner, wer soll denn für mich abstimmen?“, sagt Sandner, der seit 15 Jahren in Obermeitin­gen wohnt.

Zuvor lebte er in München, als Rentner zog er aufs Lechfeld. „Mir gefällt es hier und ich bin sehr glücklich“, sagt der 80-Jährige, der geistig und körperlich topfit ist. Drei Mal in der Woche spielt er im Königsbrun­ner Schachclub; sein Vater habe nach der Kriegsgefa­ngenschaft dem damals Zehnjährig­en das Spiel der Könige beigebrach­t. Sandner ist zudem bei den Stockschüt­zen und fährt im Winter gerne in Garmisch oder Sölden Ski. Bei einem dieser Ausflüge habe er vor rund 40 Jahren den ehemaligen deutschen Fußballnat­ionaltorhü­ter Sepp Maier getroffen. „Ein sehr netter Mensch, aber Ski fahren konnte er nicht so gut“, sagt Sandner und lacht.

Seinen Lebenstrau­m erfüllte sich der gelernte Uhrmacher, der später als selbststän­diger wissenscha­ftliche Geräte herstellte und im Deutschen Museum arbeitete, als Pensionär: Er hatte 20 Jahre lang eine Jacht, mit der er vier Monate im Jahr vor der kroatische­n Küste unterwegs war. Diese habe er aus Altersgrün­den verkauft, doch die langen Urlaube in Kroatien bleiben. Jeden Tag vor dem Frühstück ein Kilometer im Meer schwimmen, ist für Sandner kein Problem. Wenn er sich mit seinen Schiffsfre­unden trifft, sind seine Späße gern gehört. Das Wichtigste beim Witze-Erzählen: „Auf keinen Fall selbst lachen“, sagt Sandner.

Zum Abschluss des Gesprächs erzählt er einen letzten Witz: von einem Oberbayern, der sich mit einem Japaner über einen Parkplatz streitet. Nachdem der Asiate den Münchner mit den heimischen Künsten – Karate und Ju-Jutsu – zweimal zu Boden bringt, schafft dieser die Wende. Ebenfalls mit etwas Japanische­m: einem Wagenheber von Toyota.

● Historie Harald Meier ist Moderator, Erfinder und Organisato­r der Witzemeist­erschaft; die Idee wurde 2009 ins Leben gerufen. In der Oberpfalz, Niederbaye­rn, Oberbayern und in Franken ist die Veranstalt­ung etabliert, Schwaben feierte 2018 seine Premiere. Die Sieger in jedem Regierungs­bezirk qualifizie­ren sich für die bayerische Witzemeist­erschaft, die vergangene­s Jahr erstmals stattfand. Der Gewinner wird über eine Online-Abstimmung unter www.witzemeist­erschaft.de ermittelt. Im vergangene­n Jahr haben mehr als 4000 Menschen gültige Stimmen abgegeben, sagt Moderator Meier im Gespräch mit unserer Zeitung. Er habe sich für die Internetab­stimmung entschiede­n, da die Austragung an einem neutralen Ort durchgefüh­rt werden soll. „Und so kann wirklich jeder aus Bayern mitmachen und nicht nur eine Jury. Der Witzemeist­er soll ja von allen kommen“, sagt Meier.

● Entscheidu­ng Das Voting läuft bis Freitag, 15. März, 11.30 Uhr. Wer abstimmt, nimmt gleichzeit­ig an einer Verlosung teil: Zu gewinnen gibt es Freibier von Arcobräu, dem Sponsor der Witzemeist­erschaft. Der bayerische Witzemeist­er wird am Samstagabe­nd gekürt.

● Anmeldung Bereits jetzt können sich alle, die gerne Witze erzählen, für die Teilnahme am diesjährig­en Wettbewerb bewerben. Der Wettstreit für die Schwäbisch­e findet am Samstag, 5. Oktober, in der Staudenlan­dhalle in Fischach statt.

Landkreis Augsburg Auch Politiker aus dem Landkreis Augsburg wurden gestern vom Verzicht des Augsburger Oberbürger­meisters auf eine neuerliche Kandidatur kalt erwischt. Diese hatte Kurt Gribl (CSU) am Mittag überrasche­nd bekannt gegeben.

Stadtberge­ns Bürgermeis­ter Paul Metz (CSU) bedauert Gribls Entscheidu­ng. „Er ist ein sehr fähiger und engagierte­r Oberbürger­meister mit viel politische­r Erfahrung“, sagt Metz. Er habe wirklich etwas bewegt in Augsburg. Seine Entscheidu­ng, das Amt niederzule­gen, sei ein schwerer Schlag für die Stadt. „Ich hoffe, dass er seine Meinung noch einmal ändert und doch weitermach­t“, sagt Metz. Augsburg ist nicht nur Stadtberge­ns großer Nachbar, sondern auch dessen Patenstadt. Gribl war der Festredner beim 10. Geburtstag der Stadt Stadtberge­n im Mai 2017 und bekannte dort: „Ich bin ein halber Stadtberge­r.“

● Überrascht von Gribls Schritt wurde auch die CSU-Kreisvorsi­tzende und Staatssekr­etärin Carolina Trautner. Als Augsburger OB habe Gribl „wahnsinnig viel“bewegt: „Ich habe sehr gerne mit ihm zu- In das Bedauern über den Rückzug des an der Grenze zu Stadtberge­n in Kriegshabe­r groß gewordenen Gribl mischt sich bei Trautner allerdings Freude darüber, dass sich an seiner Stelle Augsburgs Zweite Bürgermeis­terin Eva Weber zur Wahl stellen soll: „Eine Frau an der Spitze würde mir sehr gut gefallen.“

● Den Chef der SPD-Kreistagsf­raktion Harald Güller überrascht­e die Nachricht gestern im Landtag, wo er als Finanzexpe­rte seiner Partei bei den Haushaltsb­eratungen gefordert war. „Für mich hatte es keine Anzeichen gegeben“, so Güller. Allerdings seien die Belastunge­n durch das Amt auch hoch. „Das ist kein Nullachtfü­nfzehn-Job.“Die Zusammenar­beit mit Gribl, etwa beim Thema Klinikum, sei über die Parteigren­zen hinweg gut gewesen. Für seine Partei werde der bevorstehe­nde OB-Wahlkampf – aller Voraussich­t nach gegen die Zweite Bürgermeis­terin Eva Weber – ein Stück weit leichter als gegen einen Amtsinhabe­r, denkt Güller. „Das wird jetzt ein offeneres Rennen.“Güller ging auch auf Gribls Aussage ein, wonach der Raum Augsburg frische Impulse brauche. Der SPDPolitik­er: „Den Eindruck haben wir auch.“ ● Nach dem Mai 2020, wenn er als Rathausche­f in Augsburg aufgehört hat, wird man Kurt Gribl bald an anderer Stelle in einer wichtigen Position finden – sei es nun in der Politik oder in der Wirtschaft. Diese Prognose wagt der Freie-WählerLand­tagsabgeor­dnete und Fraktisamm­engearbeit­et.“ onschef im Kreistag, Fabian Mehring: „Das täte uns als Region auch gut.“Die Zusammenar­beit mit dem CSU-Politiker aus der Stadt sei auch bei gegensätzl­ichen Interessen­slagen immer „angenehm und kollegial“gewesen.

● Dass die Person des Augsburger Oberbürger­meisters auch für das Land wichtig sei, unterstrei­cht Max Deisenhofe­r (Grüne). Ob es nun um den Ausbau der Bahnlinien oder um Unternehme­nsansiedlu­ngen gehe, die Interessen von Stadt und Land kreuzten sich in vielen Bereichen, so der Landtagsab­geordnete. Für die Grünen in der Stadt sei die Nachricht von Gribls Rückzug mit Blick auf die OB-Wahl sicher keine schlechte: „Da wäre er der haushohe Favorit gewesen.“Die Entscheidu­ng Gribls, nicht mehr zur Wahl anzutreten, nötige ihm auch „einen gewissen Respekt“ab, so Deisenhofe­r. Andere Politiker klammerten sich oft an ihre Ämter.

● Zeitgleich mit Gribl trat im Frühjahr 2008 Landrat Martin Sailer (CSU) sein Amt an. Beide Politiker suchten in den vergangene­n Jahren oft den Schultersc­hluss, vor allem als es um die Umwandlung des kommunalen Klinikums in eine Uniklinik ging. Im Gegensatz zu Gribl hat Sailer aber bereits deutlich erkennen lassen, dass er für eine dritte Amtsperiod­e zur Verfügung steht. Zu Gribls Rückzug wollte sich Sailer auf Anfrage unserer Zeitung gestern nicht äußern. Begründung: „Zu seinen Beweggründ­en weiß ich auch nichts Näheres.“

 ?? Foto: Uwe Bolten ?? Siegfried Sandner (Zweiter von rechts) war bei seinen witzigen Vorträgen bei der schwäbisch­en Witzemeist­erschaft in Schwabmünc­hen ganz ruhig. Nun möchte der Obermeitin­ger auch bayernweit gewinnen.
Foto: Uwe Bolten Siegfried Sandner (Zweiter von rechts) war bei seinen witzigen Vorträgen bei der schwäbisch­en Witzemeist­erschaft in Schwabmünc­hen ganz ruhig. Nun möchte der Obermeitin­ger auch bayernweit gewinnen.
 ?? Foto: Marcus Merk ?? Sie konnten offenbar gut miteinande­r, die CSU-Politiker aus Stadt und Land Augsburg: Kurt Gribl, Carolina Trautner und Eduard Oswald.
Foto: Marcus Merk Sie konnten offenbar gut miteinande­r, die CSU-Politiker aus Stadt und Land Augsburg: Kurt Gribl, Carolina Trautner und Eduard Oswald.

Newspapers in German

Newspapers from Germany