Opas Witz soll ihn zum Titel führen
Porträt Siegfried Sandner aus Obermeitingen möchte bayerischer Witzemeister werden. Der 80-Jährige spricht über seinen Humor, seinen Lebenstraum und eine Begegnung mit Sepp Maier – und er erzählt jede Menge Lustiges
Obermeitingen Siegfried Sandner kann fast als wandelndes Witzebuch bezeichnet werden. Mehr als 400 hat er im Repertoire. Wie viele Witze er in seinem Leben gehört hat? Vermutlich Tausende, sagt der 80-Jährige aus Obermeitingen. Die schlechten habe er sofort wieder vergessen, doch die lustigsten Witze merkt er sich. Er weiß bei vielen sogar, wer sie ihm wann und wo erzählt hat. Der Obermeitinger ist amtierender schwäbischer Witzemeister, nun greift er nach dem bayerischen Meistertitel.
Auf der Internetseite des Veranstalters sind die Videos aller fünf Kandidaten zu sehen. Sandners Witz, mit dem er sich zum bayerischen Witzemeister krönen möchte, ist 70 Jahre alt. Sein Opa hat ihm, dem damals gerade einmal zehn Jahre alten Siegfried, die Geschichte vom Förster und dem Dackel erzählt (siehe Infokasten). Alte Witze – das ist das Erfolgsgeheimnis von Sandner: „Zwei Jahre alte Witze haben einen langen Bart und keiner lacht mehr darüber. Aber meine Witze kennt kaum jemand, deswegen finden sie viele lustig.“
Doch nicht jeder kann über Sandners Erzählungen lachen. Sie sind teilweise makaber, schlüpfrig, mal knapp über und dann wieder unter der Gürtellinie. Doch das stört den 80-Jährigen nicht: „Wenn ich Witze über Kain und Abel erzähle, lacht ja keiner.“Und so gibt der Obermeitinger im Gespräch mit unserer Zeitung immer wieder Witze zum Besten; zum Beispiel von einem kleinen Jungen, der von seinen Eltern geschlagen wird und deswegen zu den Fußballern von 1860 München gehen möchte – da die bekanntlich niemanden schlagen.
Erfahrung auf der Bühne hatte Sandner bis zu seinem Auftritt in der Stadthalle Schwabmünchen im November 2018 keine. Seine Frau, mit der er seit 51 Jahren verheiratet ist, hat in unserer Zeitung von der Veranstaltung gelesen. Aufgeregt sei er vor dem Auftritt vor 170 Zuschauern nicht gewesen. „Wieso auch, ich habe wegen der hellen Lichter keinen einzigen Zuschauer gesehen“, sagt der 80-Jährige und lacht. Dass er in Schwabmünchen siegte, war für Sandner überra- schend: Manche Teilnehmer seien von Gruppen unterstützt worden, andere seien Auftritte auf der Bühne gewohnt; er selbst lag die Tage vor der Veranstaltung mit einer Grippe im Bett. Doch mit seinen Witzen holte sich Sandner den schwäbischen Meistertitel und qualifizierte sich für das Finale. Dort rechnet er sich keine Chancen auf den Sieg aus: „Mich kennt ja keiner, wer soll denn für mich abstimmen?“, sagt Sandner, der seit 15 Jahren in Obermeitingen wohnt.
Zuvor lebte er in München, als Rentner zog er aufs Lechfeld. „Mir gefällt es hier und ich bin sehr glücklich“, sagt der 80-Jährige, der geistig und körperlich topfit ist. Drei Mal in der Woche spielt er im Königsbrunner Schachclub; sein Vater habe nach der Kriegsgefangenschaft dem damals Zehnjährigen das Spiel der Könige beigebracht. Sandner ist zudem bei den Stockschützen und fährt im Winter gerne in Garmisch oder Sölden Ski. Bei einem dieser Ausflüge habe er vor rund 40 Jahren den ehemaligen deutschen Fußballnationaltorhüter Sepp Maier getroffen. „Ein sehr netter Mensch, aber Ski fahren konnte er nicht so gut“, sagt Sandner und lacht.
Seinen Lebenstraum erfüllte sich der gelernte Uhrmacher, der später als selbstständiger wissenschaftliche Geräte herstellte und im Deutschen Museum arbeitete, als Pensionär: Er hatte 20 Jahre lang eine Jacht, mit der er vier Monate im Jahr vor der kroatischen Küste unterwegs war. Diese habe er aus Altersgründen verkauft, doch die langen Urlaube in Kroatien bleiben. Jeden Tag vor dem Frühstück ein Kilometer im Meer schwimmen, ist für Sandner kein Problem. Wenn er sich mit seinen Schiffsfreunden trifft, sind seine Späße gern gehört. Das Wichtigste beim Witze-Erzählen: „Auf keinen Fall selbst lachen“, sagt Sandner.
Zum Abschluss des Gesprächs erzählt er einen letzten Witz: von einem Oberbayern, der sich mit einem Japaner über einen Parkplatz streitet. Nachdem der Asiate den Münchner mit den heimischen Künsten – Karate und Ju-Jutsu – zweimal zu Boden bringt, schafft dieser die Wende. Ebenfalls mit etwas Japanischem: einem Wagenheber von Toyota.
● Historie Harald Meier ist Moderator, Erfinder und Organisator der Witzemeisterschaft; die Idee wurde 2009 ins Leben gerufen. In der Oberpfalz, Niederbayern, Oberbayern und in Franken ist die Veranstaltung etabliert, Schwaben feierte 2018 seine Premiere. Die Sieger in jedem Regierungsbezirk qualifizieren sich für die bayerische Witzemeisterschaft, die vergangenes Jahr erstmals stattfand. Der Gewinner wird über eine Online-Abstimmung unter www.witzemeisterschaft.de ermittelt. Im vergangenen Jahr haben mehr als 4000 Menschen gültige Stimmen abgegeben, sagt Moderator Meier im Gespräch mit unserer Zeitung. Er habe sich für die Internetabstimmung entschieden, da die Austragung an einem neutralen Ort durchgeführt werden soll. „Und so kann wirklich jeder aus Bayern mitmachen und nicht nur eine Jury. Der Witzemeister soll ja von allen kommen“, sagt Meier.
● Entscheidung Das Voting läuft bis Freitag, 15. März, 11.30 Uhr. Wer abstimmt, nimmt gleichzeitig an einer Verlosung teil: Zu gewinnen gibt es Freibier von Arcobräu, dem Sponsor der Witzemeisterschaft. Der bayerische Witzemeister wird am Samstagabend gekürt.
● Anmeldung Bereits jetzt können sich alle, die gerne Witze erzählen, für die Teilnahme am diesjährigen Wettbewerb bewerben. Der Wettstreit für die Schwäbische findet am Samstag, 5. Oktober, in der Staudenlandhalle in Fischach statt.
Landkreis Augsburg Auch Politiker aus dem Landkreis Augsburg wurden gestern vom Verzicht des Augsburger Oberbürgermeisters auf eine neuerliche Kandidatur kalt erwischt. Diese hatte Kurt Gribl (CSU) am Mittag überraschend bekannt gegeben.
Stadtbergens Bürgermeister Paul Metz (CSU) bedauert Gribls Entscheidung. „Er ist ein sehr fähiger und engagierter Oberbürgermeister mit viel politischer Erfahrung“, sagt Metz. Er habe wirklich etwas bewegt in Augsburg. Seine Entscheidung, das Amt niederzulegen, sei ein schwerer Schlag für die Stadt. „Ich hoffe, dass er seine Meinung noch einmal ändert und doch weitermacht“, sagt Metz. Augsburg ist nicht nur Stadtbergens großer Nachbar, sondern auch dessen Patenstadt. Gribl war der Festredner beim 10. Geburtstag der Stadt Stadtbergen im Mai 2017 und bekannte dort: „Ich bin ein halber Stadtberger.“
● Überrascht von Gribls Schritt wurde auch die CSU-Kreisvorsitzende und Staatssekretärin Carolina Trautner. Als Augsburger OB habe Gribl „wahnsinnig viel“bewegt: „Ich habe sehr gerne mit ihm zu- In das Bedauern über den Rückzug des an der Grenze zu Stadtbergen in Kriegshaber groß gewordenen Gribl mischt sich bei Trautner allerdings Freude darüber, dass sich an seiner Stelle Augsburgs Zweite Bürgermeisterin Eva Weber zur Wahl stellen soll: „Eine Frau an der Spitze würde mir sehr gut gefallen.“
● Den Chef der SPD-Kreistagsfraktion Harald Güller überraschte die Nachricht gestern im Landtag, wo er als Finanzexperte seiner Partei bei den Haushaltsberatungen gefordert war. „Für mich hatte es keine Anzeichen gegeben“, so Güller. Allerdings seien die Belastungen durch das Amt auch hoch. „Das ist kein Nullachtfünfzehn-Job.“Die Zusammenarbeit mit Gribl, etwa beim Thema Klinikum, sei über die Parteigrenzen hinweg gut gewesen. Für seine Partei werde der bevorstehende OB-Wahlkampf – aller Voraussicht nach gegen die Zweite Bürgermeisterin Eva Weber – ein Stück weit leichter als gegen einen Amtsinhaber, denkt Güller. „Das wird jetzt ein offeneres Rennen.“Güller ging auch auf Gribls Aussage ein, wonach der Raum Augsburg frische Impulse brauche. Der SPDPolitiker: „Den Eindruck haben wir auch.“ ● Nach dem Mai 2020, wenn er als Rathauschef in Augsburg aufgehört hat, wird man Kurt Gribl bald an anderer Stelle in einer wichtigen Position finden – sei es nun in der Politik oder in der Wirtschaft. Diese Prognose wagt der Freie-WählerLandtagsabgeordnete und Fraktisammengearbeitet.“ onschef im Kreistag, Fabian Mehring: „Das täte uns als Region auch gut.“Die Zusammenarbeit mit dem CSU-Politiker aus der Stadt sei auch bei gegensätzlichen Interessenslagen immer „angenehm und kollegial“gewesen.
● Dass die Person des Augsburger Oberbürgermeisters auch für das Land wichtig sei, unterstreicht Max Deisenhofer (Grüne). Ob es nun um den Ausbau der Bahnlinien oder um Unternehmensansiedlungen gehe, die Interessen von Stadt und Land kreuzten sich in vielen Bereichen, so der Landtagsabgeordnete. Für die Grünen in der Stadt sei die Nachricht von Gribls Rückzug mit Blick auf die OB-Wahl sicher keine schlechte: „Da wäre er der haushohe Favorit gewesen.“Die Entscheidung Gribls, nicht mehr zur Wahl anzutreten, nötige ihm auch „einen gewissen Respekt“ab, so Deisenhofer. Andere Politiker klammerten sich oft an ihre Ämter.
● Zeitgleich mit Gribl trat im Frühjahr 2008 Landrat Martin Sailer (CSU) sein Amt an. Beide Politiker suchten in den vergangenen Jahren oft den Schulterschluss, vor allem als es um die Umwandlung des kommunalen Klinikums in eine Uniklinik ging. Im Gegensatz zu Gribl hat Sailer aber bereits deutlich erkennen lassen, dass er für eine dritte Amtsperiode zur Verfügung steht. Zu Gribls Rückzug wollte sich Sailer auf Anfrage unserer Zeitung gestern nicht äußern. Begründung: „Zu seinen Beweggründen weiß ich auch nichts Näheres.“