Die Stadt fällt wieder über 60 Bäume
Natur Noch im Februar muss an einigen Orten städtisches Grün abgeholzt werden. Es geht dabei auch um die Sicherheit. Umweltreferent Reiner Erben verspricht Ersatzpflanzungen. Die größten Eingriffe gibt es im Süden
Wenn in Augsburg Bäume gefällt werden, gehen Bürger oft vehement dagegen auf die Barrikaden. Städtisches Grün ist wertvoll und obwohl Augsburg mit gut 80 000 Bäumen in öffentlichen Anlagen und an Straßen als sehr grün gilt, beklagen die Menschen jede Fällung. Den größten Aufschrei gab es vergangenes Jahr, als die Stadt ankündigte, dass am Herrenbach 96 Bäume gefällt werden – und dass man schon wenige Tage später damit starten würde.
Kritisiert wurde damals nicht nur die Fällung an sich, sondern auch der Fakt, dass die Stadt die Maßnahme schlecht und sehr kurzfristig kommuniziert hatte. In der Auseinandersetzung erzielten Anwohner und Naturschützer zumindest einen Teilerfolg: Am Ende kamen nur 46 Bäume weg.
Und die Aktionen gegen Fällungen, die im Verein „Baum-Allianz Augsburg“gebündelt werden, gehen weiter. Proteste gab es erst in der vergangenen Woche, als am Rand des Siebentischwalds wieder Bäume gefällt wurden. Der Tennisclub Augsburg (TCA) hat allerdings die Genehmigung, 25 Bäume entfernen zu lassen. Grund: Auf dem Areal soll eine neue Tennishalle errichtet werden. 45 neue Bäume sollen als Ersatz gepflanzt werden.
Nicht zuletzt weil Baumfällungen jedes Mal auf öffentliches Interesse stoßen, geht die Stadt Augsburg nun in die Offensive. Sie hat am Mittwoch eine Liste veröffentlicht, auf der eine Reihe neuer Baumfällungen aufgelistet ist. Über 60 Bäume müssen demnach noch im Februar weg, aufgeteilt auf verschiedene Standorte. Die Arbeiten werden laut Stadt jetzt erledigt, weil die Vogelbrutzeit noch nicht begonnen hat. Stichtag ist der 1. März.
Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) betont, für jede Fällung gebe es Gründe: Es gehe darum, Unfallschwerpunkte im Stadtgebiet zu entschärfen und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Steht ein Baum einer geplanten Ampel im Weg, müsse er weg. Gefällt werde zudem, wenn Bauvorhaben von der Stadt gebilligt seien. Folgende Fällungen stehen noch in diesem Monat an:
● Universitätsstraße (Univiertel) Der Innovationspark ist ein Bauprojekt mit vielen Institutsgebäuden. Viel Grün im Umfeld gehört zum Konzept, weshalb entlang der geplanten Forschungsallee 200 Bäume gepflanzt werden. Es werden aber auch Bäume entfernt. Eine neue Straße, die an die Universitätsstraße angebunden wird, ist betroffen. 27 Linden sowie Büsche an der Universitätsstraße kommen weg.
● Ammanstraße (Lechhausen) Hier ist der Neubau eines BMW-Autohauses vorgesehen. Um das Baufeld freizumachen, werden in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde Sträucher und 18 Bäume entfernt. Als Ausgleich werden zum Teil auf dem Baugrundstück wieder Bäume gepflanzt, heißt es. Auch der Siebenbrunnenbach, der durch das Grundstück fließt, werde vitalisiert und sein Verlauf naturnäher gestaltet. In seiner Nähe werden Steine und Wurzelgehölze platziert, um die Entwicklung von Lebensräumen kleiner Reptilien, Amphibien und Vögel zu unterstützen. Weitere Ersatzpflanzungen gibt es nordöstlich der Ammanstraße im Bereich des nahegelegenen Grenzgrabens bei der Abfallverwertungsanlage.
● Senkelbachstraße (Stadtjägerviertel) Hier kommen Büsche weg. Zudem werden drei kleinere Bäume gefällt. Dieser Schritt sei nötig, um später auf dem Areal eine ökologische Ausgleichsfläche zu schaffen. Die Planungen sehen vor, dass der Senkelbach teilweise ausgeleitet wird und auf einer Länge von knapp 100 Metern naturnah fließen kann. In seinem Umfeld soll sich Auengebüsch entwickeln, auch mehrere Einzelbäume werden gepflanzt.
● Otto-Lindenmeyer-Straße (Textilviertel) Straße und Gehwege werden erneuert, ein Baum kommt weg. Die stadtbildprägende Allee bleibe aber erhalten. Als Ausgleich wird an einem geeigneten Ersatzstandort mit verbesserten Standortbedingungen in der Otto-Lindenmeyer-Straße ein neuer Baum gepflanzt.
● Schillstraße (Firnhaberau) Im Zuge des barrierefreien Ausbaus einer Bushaltestelle wird bei der Einmündung „Am Grünland“eine Mittelinsel gebaut. Dafür müssen zwei Pappeln in der Nähe der Haltestelle weichen. Ersatzpflanzungen sind nicht erforderlich, so die Stadt, da Pappeln nicht der Baumschutzverordnung unterliegen. ● Eichleitnerstraße (Göggingen) Im Kreuzungsbereich Eichleitnerstraße/Unterfeldstraße, an dem es häufig zu Unfällen kommt, wird eine Ampel aufgestellt. Ein Baum vor Hausnummer 6 wird entfernt.
● Benedikt-Kern-Weg (Lechhausen) Der Weg soll zwischen Derchinger Straße und Steinerner Furt zu einem gemeinsamen Geh- und Radweg ausgebaut und mit einer energiesparenden LED-Beleuchtung ausgestattet werden. Deshalb werden zwischen Allensteinstraße und Steinerner Furt einzelne Bäume und Büsche entfernt.
● Kaufbachbrücke An der Ecke Friedberger Straße und Siebentischstraße kommen neun Bäume weg. Grund: Die Brücke wird verbreitert. Dem Neubau stehen einzelne Bäume im Weg. Ersatzpflanzungen sind laut Stadt geplant.
Die Baum-Allianz hat sich bislang noch nicht zu diesen neuesten Fällungen geäußert. Ihr oberster Ansatz ist es laut eigenen Angaben, sich für den Erhalt und Ausbau des Baum- und Heckenbestandes im Stadtgebiet und anderen Regionen einzusetzen. Bäume und verbundene Grünzonen müssten integraler Bestandteil der Stadtentwicklung sein.