Der Weltkrieg in Bobingen und in Aniche
Im Annahof sind die Auswirkungen in zwei heute befreundeten Städten zu sehen
In diesem Monat jährt sich zum 100. Mal das Ende des Ersten Weltkrieges. Der Verein „Gegen Vergessen - Für Demokratie“erinnert an diesen Jahrestag mit der Ausstellung „Erster Weltkrieg in Bobingen und Aniche“im Evangelischen Forum Annahof in Augsburg vom 5. bis 29. November. Diese Ausstellung zeigt den Kriegsalltag jener Jahre im Vergleich einer bayerisch-schwäbischen und einer nordfranzösischen Stadt. Letztere war Kriegsschauplatz und wurde durch den Krieg schwer gezeichnet. Heute sind beide Orte durch eine Städtepartnerschaft verbunden.
Die Ausstellung versucht, Brücken zu bauen, Erinnerung wach zu halten und Verständnis zu schaffen. Vergleichbare Projekte von Kommunen, die gegenseitige Geschichte kennenzulernen, gibt es wenige. Zu sehen war die Dokumentation bereits in Aniche und ab September 2014 für über vier Monate im Rathaus von Bobingen. Damals erinnerte sie an den Beginn des Ersten Weltkriegs, der 1914 ausbrach. Zwei Jahre lang hatten Mitglieder der Archivgruppe des Heimatvereins D’ Hochsträßler recherchiert und geforscht. Das Ergebnis präsentieren sie in einer Dokumentation auf 73 Tafeln.
Corinna Kammerer, die Vorsitzende des Heimatvereins, berichtete damals: „Wir haben uns auf Bobingen konzentriert, auf die Auswirkungen, die der Krieg hier hatte.“Man wolle zeigen, welche Nöte und Ängste die Menschen im Krieg auszuhalten hatten, welchen Herausforderungen sie sich stellen mussten und welches Elend der Krieg mit sich brachte.
Fündig wurde die Archivgruppe im Stadtarchiv, bei Privatleuten und vor allem in der Sammlung des Bobinger Heimatforschers Georg Fritz. Die Dokumentation umfasst Sterbebilder der Gefallenen, die Elisabeth Fritz fast vollständig gesammelt und aufbewahrt hat. Sie zeigt Gräber in Bobingen und den Stadtteilen, erhaltene Briefe, die vom Kriegsalltag in Bobingen berichten. Außerdem Briefe und Postkarten, welche die Soldaten von der Front nach Hause schickten. „Besonders interessant sind die, die an der Zensur vorbeigeschmuggelt wurden“, verspricht Corinna Kammerer.
Einen Eindruck vom früheren Bobingen geben Fotografien aus der Zeit um 1900. Ihnen werden Fotos gegenübergestellt, welche die gleiche Situation heute zeigen und somit die Veränderungen im Stadtbild verdeutlichen. Hinzugekommen sind Bilder aus Aniche, welches ebenfalls vieler seiner Söhne im Krieg verlor, zudem auch noch selbst zum Kriegsschauplatz gehörte.
Eine weitere Intention der Präsentation ist es, zu sensibilisieren, dass der Frieden offenbar nicht selbstverständlich ist. „In heutiger Zeit, wo an vielen Ecken der Welt neue Kriegsherde aufbrechen, lohnt der Blick zurück. Geschichte wiederholt sich immer wieder“, hieß es dazu schon 2014 im Programm.
Zur Eröffnung der neuen Präsentation am 5. November um 19 Uhr in Augsburg wird der Geschäftsführer von „Gegen Vergessen - Für Demokratie“in Berlin, Michael Parak, anreisen und einen Vortrag halten, in dem er neben dem Thema Erster Weltkrieg auch auf die Anfänge der Demokratie 1918/19 eingehen wird. Ermöglicht wird die neuerliche Ausstellung durch das Forum Annahof, dem Heimatverein „D’Hochsträßler“und Reinhold Lenski aus Bobingen. (pit)