Noch ein Hochhaus für Augsburg
Städtebau Neben dem Büroturm von Kuka, der ab Anfang 2019 in die Höhe wachsen soll, gibt es jetzt auch Planungen eines Projektentwicklers für ein 60 Meter hohes Gebäude im Innovationspark. Was im Inneren entstehen soll
Augsburg könnte innerhalb weniger Jahre gleich zwei Hochhäuser bekommen: Neben dem Kuka-Büroturm mit 80 Metern, für den Anfang 2019 die Bauarbeiten starten sollen, plant eine Projektgesellschaft namens A-Town High ein knapp 60 Meter hohes Gebäude im Innovationspark. Möglicherweise schon kommendes Jahr soll der Bauantrag eingereicht werden, vor Kurzem kaufte das Unternehmen aber das Grundstück von der Stadt Augsburg. Vertreter der Firma unterstrichen im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats die Ernsthaftigkeit ihrer Pläne. Die beiden Projekte sind die ersten Hochhausbauten in Augsburg seit etwa 30 Jahren.
Die Stadt schreibt für das Areal im Innovationspark im Bebauungsplan ein Hochhaus als Erkennungsund Identifikationspunkt vor. In dem Gebäude, das 18 Stockwerke haben soll, sind ein sogenanntes Boardinghouse und Büros geplant. Im Erdgeschoss denkt man über Gastronomie und möglicherweise auch Einzelhandel nach. Das Boarding-House bietet möblierte Apartments für Personen, die beispielsweise für einen Forschungsaufenthalt, die Arbeit an einem Projekt oder eine Dissertation nach Augsburg in den Innovationspark kommen. Es handle sich bei dem Boarding-House um ein Zwischending zwischen Wohnungen und Hotel, sagt Peter Weis, einer der Geschäftsführer des Augsburger Unternehmens Audax. „So etwas hat in Augsburg bisher gefehlt.“
Audax stemmt das Projekt zusammen mit dem Münchner Investor Weissmanngroup. Der futuristische Gebäudekomplex Weitblick 1.7 im Innovationspark, für den kürzlich der Spatenstich stattfand, wird von Audax zusammen mit der Firma Leitwerk umgesetzt.
Wie das Gebäude von außen aussehen wird, ist noch unklar. A-Town High hat angekündigt, im nächsten Schritt mehrere renommierte Architekturbüros mit einem Entwurf zu beauftragen. Ziel sei, ein „herausragendes architektonisches Wahrzeichen“zu schaffen, sagt David Kink, Geschäftsführer von Audax. Voraussichtlich soll bis zum Frühjahr feststehen, wie das Gebäude von außen aussehen wird. Dann gehe man in die genauen Planungen und werde die Baupläne zur Genehmigung einreichen, so Kink.
Seit einigen Jahren erlaubt die Stadt in ausgewählten Bebauungsplänen Hochhäuser, um Neubau- quartiere quasi mit Wahrzeichen auszustatten. In kleinerem Maßstab hat die Stadt das schon im SheridanPark mit dem dortigen Bürogebäude getan, das allerdings nur rund 26 Meter misst. Auch am Rande der Schleifenstraße im Textilviertel würde der Bebauungsplan ein Hochhaus fürs Wohnen hergeben. Einen Bauwerber dafür gibt es aber nicht, was wohl wirtschaftliche Gründe hat. Hochhäuser sind im Bau recht teuer, und dann gehen auch noch relativ große Teile der Fläche für Versorgungsleitungen, Flure, Aufzüge und Treppen drauf – die Wohnungs- und Mietpreise, um den Bau zu refinanzieren, sind aktuell vor allem in Metropolen zu holen, wo auch bei Mietpreisen von 17 Euro aufwärts niemand mit der Wimper zuckt.
In Augsburg haben Hochhäuser nie große Verbreitung gefunden. Der 1972 fertiggestellte Hotelturm ist das prominenteste Beispiel, aus den 60er- und 70er-Jahren stammen auch die meisten der anderen Hochhäuser wie Schwabencenter oder das Wohnhaus an der Sportanlage Süd – alle sind um die 70 Meter hoch. Das „jüngste“Hochhaus – das Klinikum – ist inzwischen auch schon 35 Jahre alt.
Dabei hätte Augsburg in den 70er-Jahren beinahe eine große Hochhaus-Siedlung bekommen. Ende der 60er-Jahre stellte das Stadtplanungsamt Ideen vor, die sieben Hochhausketten mit bis zu 16 Stockwerken auf dem Areal des heutigen Uni-Viertels vorsahen. Mehr als 5000 Menschen hätten dort Platz finden sollen. Die städtebauliche Idee war, den Raum so zu gliedern, dass die Bewohner sich wohlfühlen, und gleichzeitig so zu verdichten, dass die Bürger in Kommunikation zueinander treten. Manche Ideen finden sich auch heute wieder, etwa, dass Auto- und Fußgängerverkehr voneinander getrennt sein sollten. Nach anfänglicher Begeisterung gab es Bedenken wegen der Trabantenstadt, 1971 wurde ein neues Konzept beschlossen, das eine deutlich niedrigere Bebauung mit Mehrfamilienhäusern vorsah, die Innenhöfe bilden sollte. Dieses Konzept wurde letztlich umgesetzt.
Dass Hochhäuser heute eine Lösung für die Wohnungsprobleme in Augsburg sein könnten, sieht man bei der Stadt nicht so. Zwar bringe man viele Wohnungen auf wenig Grund unter, aber gleichzeitig wachsen die einzuhaltenden Abstandsflächen mit der Gebäudehöhe, gibt das Stadtplanungsamt zu Bedenken. Am Ende sei nichts gewonnen, zumal Hochhäuser auch genug Freiflächen für Bewohner bräuchten, um zu funktionieren. Im Innenstadtbereich seien Hochhäuser wegen ihrer Auswirkungen auf die Stadtsilhouette ohnehin kritisch zu sehen.
Schon deutlich konkreter als das Hochhausprojekt im Innovationspark ist der geplante Kuka-Turm in Lechhausen. Wie berichtet möchte Kuka dort Anfang kommenden Jahres mit dem Bau eines 80 Meter hohen Bürohochhauses beginnen. Es wäre nach Hotelturm und St. Ulrich das dritthöchste Gebäude in Augsburg (Gaskessel und Fabrikschornsteine nicht mitgezählt). Kuka benötigt zusätzliche Büroflächen, nachdem ein Teil der Mitarbeiter aktuell seinen Schreibtisch in provisorisch aufgestellten Containern stehen hat. Inzwischen hat Kuka das bei Hochhausbauten renommierte Frankfurter Architekturbüro schneider+schuhmacher mit dem Entwurf beauftragt.