Stedefreund und der Vampir
Tatort: Blut
ARD, 20.15 Uhr Was da alles sich so verbirgt in dunkler Nacht, um den Zuschauern einige Tage vor Halloween Gänsehaut einzujagen. Heute machen sich drei Freundinnen, die sich bei einem Mädelsabend einen Splatter-Film reinziehen, lustig: „Mann, ist das mies. Wer zum Teufel schaut so was noch an?“
Dabei stößt eine Krummsäbelhand spektakulär durch die Zimmertür und würgt ihr Opfer. Zum Merken: Niemand macht sich im Gruselfilm ungestraft lustig über das Böse. Denn so blutleer wie die Leiche der jungen Frau, die im Park mit massiven Halswunden aufgefunden wird, ist der vorletzte Fall des Duos aus dem Bremer „Tatort“keineswegs. Stedefreund (Oliver Mommsen)“entdeckt nach einer Bissattacke einen grässlichen Verwandlungsprozess an sich selbst.
Ist die junge Nora Harding (Lilith Stangenberg), die mit ihrem Vater (Cornelius Obonya) in einer morbiden Wohngeneinschaft lebt, ein im Dunkel der Nacht zuschlagender Vampir, der sich auch Rinderblut schicken lässt, wenn frisches Rot nicht greifbar ist, um die blutleeren Lippen zu färben? Logisch, dass die spröde Hauptkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) nicht an Lebewesen glaubt, die aus Transsylvanien stammen könnten. Als Gegenpol zu Stedefreund, der dem durchaus erotischen Mythos der bis aufs Blut bissigen Nora unterliegt, braucht es die unterkühlte Lürsen, um das Vampir-Rätsel ans Tageslicht zu holen. Freilich wollen wir nicht verraten, wie das kriminalistische Gruselabenteuer endet.
Die Angst vor dem, was aus dem Schatten droht, hat von jeher die Vampirfilme aus der Kino-Geschichte Deutschlands, Englands und den USA dominiert. Dass dieser „Tatort“mit dem simplen Titel „Blut“so gut funktioniert, hat aber vor allem mit der großartigen, durch und durch gespenstisch wirkenden Lilith Stangenberg zu tun, die ein Gespür für das Genre hat. „Mich interessieren immer die Dinge, die ich nicht aussprechen kann – Phänomene, bei denen ich nicht weiß, was da gerade passiert“, sagt die 30-jährige Schauspielerin. Rupert Huber