Die Saubermänner aus der Hunnenstraße
Die Pero AG liefert aus Königsbrunn kompakte Anlagen für die Reinigung technischer Teile in alle Welt. Im neuen Kompetenz-Zentrum konnten sich jetzt Fachbesucher von Vielfalt und Qualität der Lösungen überzeugen
Königsbrunn
Was haben eine Kugelschreiberspitze und das Rad eines Schnellzugs gemein? Nicht viel, aber sie könnten beide durch Reinigungsmaschinen der Pero AG aus Königsbrunn gegangen sein. Das Unternehmen bietet nach eigener Aussage seit über sechs Jahrzehnten „beste Lösung für die optimale Reinigung von Werkstücken“. Dies hat das Pero-Team Fachbesuchern aus vielen Ländern bei speziellen „Anwendertagen“demonstriert.
Seit den Anfängen – die Peter Erbel Reinigungs- und Oberflächentechnik (Pero) wurde 1953 in Augsburg-Pfersee gegründet – nutzt man Lösemittel für die Reinigung. Später kamen auch speziellere Chemikalien, sogenannte wässrige Medien, hinzu. „Wir suchen immer das beste Medium für die Bedürfnisse des Kunden“, erläutert Walter Mück vom Pero-Marketing.
Teile müssen oft mehrmals während eines Fertigungsprozesses gereinigt, manchmal auch oberflächenbehandelt werden. Bei Kleinteilen muss dies in sehr großen Stückzahlen möglich sein – und immer ist die Zeit ein ganz wichtiger Faktor. Lösemittel seien da oft unverzichtbar, sagt Mück.
Das lässt sich nachvollziehen, wenn Mück die Rückwand der meistverkauften Reinigungsmaschine öffnet. Um die Arbeitskammer gruppieren sich Tanks mit Flüssigkeiten zum Reinigen und Spülen oder Konservieren, verschiedene Filter, Pumpen und eine Vielzahl von Leitungen. Mück verweist auf die Destillationseinheit, die den Schmutz aus dem Reinigungsmittel zieht. „Wir fahren mit dem Lösemittel immer im Kreis“, betont er, „und verlieren kaum etwas davon.“In der Arbeitskammer kann ein Vakuum erzeugt werden, so lassen sich die Teile schnell und energieeffizient trocknen.
Pero hat eine breite Palette von Maschinen für eine Vielzahl von Anforderungen entwickelt: etwa für die Reinigung von Krümmern und Auspuffrohren für Kraftfahrzeuge.
Zu den Anwendertagen hat das Unternehmen auch zwölf Partner aus den Bereichen Wasseraufbereitung, Chemie und Filtertechnik eingeladen. „Das ist immer eine Dreiecksgeschichte“, bemerkt Hartwin Greifenstein von der Mark Metallwarenfabrik GmbH in Spital am Pyhrn in Oberösterreich. Die Spezialisten der Firmen müssen gemeinsam mit dem Kunden neue Lösungen für neue Anforderungen entwickeln. „Das funktioniert hier sehr, sehr gut“, lobt Greifenstein. Wohl deshalb hat seine Firma, die 2001 die eigene Galvanik-Reinigung stillgelegt hatte und dann mit einer gebrauchten Pero-Maschine anfing, seitdem drei neue gekauft. Die vierte wird gerade montiert.
Vor drei Jahren hat die Pero AG das Areal der insolventen PraktikerKette erworben – ein Glücksfall für sie. Nun konnte man direkt neben dem Hauptsitz die Produktionsfläche verdoppeln und zudem einen schon länger gehegten Plan umsetzen: Für rund 4,5 Millionen Euro wurde ein 1100 Quadratmeter großes Kompetenz-Zentrum eingerichtet, in dem über 15 Reinigungsmaschinen für Vorführungen bereitstehen.
Solch ein Kompetenz-Zentrum wollte die Firma eigentlich im Zweigwerk in Gotha in Thüringen errichten, das sie 1992 nach dem Ende der DDR erwarb. „Aber da kam uns eine Rezession dazwischen“, erzählt Horst Erbel. Der Sohn von Firmengründer Peter Erbel übernahm Mitte der 1960er-Jahre die Firmenleitung und führte das Unternehmen dann mit seinen Brüdern Egon und Heinz-Dieter. Sechs bis sieben Rezessionen habe er in diesen fünf Jahrzehnten erlebt, schildert er, die schlimmste musste man 2009 durchstehen. „Da hatten wir nur noch 30 Prozent der Aufträge.“Doch so eine Flaute biete auch die Chance, Produkte neu zu überdenken. „Wenn man auf Hochtouren produziert, macht man das ja nicht“, sagt Erbel.
Die letzte Krise hat Pero erfolgreich durchschritten und seit 2012 Umsatz und Zahl der Mitarbeiter erheblich gesteigert. Der 81-Jährige sieht aber neue Herausforderungen auf das Unternehmen zukommen und fühlt sich noch fit genug, sie anzugehen. „Unsere Hauptkunden hängen am Verbrennungsmotor“, stellt Horst Erbel fest, man müsse sich aber auf den Trend zum Elektromotor einstellen. Und der weltweite Wettbewerb wird auch für Pero rauer. Den Hauptwettbewerber habe ein chinesisches Unternehmen gekauft, er erhalte jetzt günstige Bauteile aus China, erzählt Erbel. Er ist überzeugt: „Wir müssen rationalisieren und unsere Produkte weiterentwickeln, um unsere Position zu halten.“