IG Metall macht Druck bei Premium Aerotec
Mehr als 1000 Mitarbeiter protestieren gegen den geplanten Stellenabbau. Sie fordern unter anderem, dass künftig keine Aufträge mehr nach außen vergeben werden. Die Gewerkschaft macht der Unternehmensleitung Vorwürfe
Geschätzt mehr als 1000 Mitarbeiter von Premium Aerotec haben gestern Mittag vor dem Werk in der Haunstetter Straße gegen den angekündigten Stellenabbau protestiert. Wie berichtet will der Flugzeugteile-Zulieferer in Augsburg 500 von insgesamt 3700 Jobs streichen – betroffen sind vor allem Leiharbeiter. Grund ist die Auftragsflaute beim Mutterkonzern Airbus. Die Gewerkschaft IG Metall fürchtet einen weiteren Stellenverlust in Augsburg auch beim Stammpersonal.
Betriebsrat und IG Metall riefen die Belegschaft am Dienstag dazu auf, in einem ersten Schritt in den kommenden drei Tagen die Arbeitszeit soweit wie möglich zu reduzieren. Die Mitarbeiter sollten nur zu den vorgeschriebenen Kernarbeitszeiten im Werk sein. Überstunden und Sonderschichten am Wochenende, wenn Auslieferungen anstehen, solle es zunächst nicht geben. „Ohne uns fliegt kein Airbus. Diese Botschaft soll auch in Toulouse ankommen“, sagte Betriebsrats-Vorsitzender Sebastian Kunzendorf. Die französische Stadt ist der Sitz des Flugzeugbauers.
IG Metall fordert von Premium Aerotec, ab sofort keine Aufträge mehr fremdzuvergeben, solange nicht sichergestellt ist, dass das eigene Werk gut ausgelastet ist. Nach Möglichkeit sollte die Fertigung fremdvergebener Bauteile schnellstmöglich wieder zu Premium Aerotec zurückgeholt werden. So lasse sich ein Großteil des geplanten Abbaus vermeiden. Die gestrige Aktion der Gewerkschaft in den Ferien wurde relativ kurzfristig anberaumt, nachdem in den kommenden Tagen Gespräche im Unternehmen anstehen.
Gewerkschaft und Betriebsrat fürchten, dass der Standort Augsburg mittelfristig weiter leiden könnte. Bis zum Jahr 2020 gilt bei Premium Aerotec ein Standortsicherungskonzept, das der Stammbelegschaft eine Beschäftigungsgarantie bietet – wie es danach weiterDie geht, ist offen. Das Unternehmen plane „im Windschatten“des aktuellen Auftragsrückgangs möglicherweise weitere Einsparungen, so Roberto Armellini, Vize-Chef der IG Metall in Augsburg.
Die Unternehmensleitung habe bisher kein Zukunftskonzept für den Standort vorgelegt. Man warte seit dem Sommer vergangenen Jahres auf Antworten. „So lässt man den Standort langsam ausbluten“, sagt Armellini. Nötig sei auch, mehr Geld in Forschung und Entwicklung zu stecken.
Auch angebliche Überlegungen von Premium Aerotec, die Fertigungsflächen zu reduzieren, indem man etwa Hallen vermietet, kritisierte die IG Metall scharf. „Um schnell und flexibel reagieren zu können, braucht man alle Hallen“, so Armellini. Andernfalls habe man in Augsburg keine Chance, von Airbus den Zuschlag für den Bau von Flugzeugkomponenten für Typen zu erhalten, die sich aktuell gut verkaufen.
Augsburg ist konzernintern relativ stark vom Stellenabbau betroffen, weil hier Teile für den RiesenFlieger A380 und den Militärtransporter A400M hergestellt werden. Der A400M ist ein Sorgenkind von Airbus – er ging mit Jahren Verspätung in die Luft, die Entwicklung war deutlich teurer und die Nachfrage geringer als geplant. Beim A380 ist das Interesse der Fluggesellschaften geringer als erhofft.
„So lässt man den Standort langsam ausbluten.“