Koenigsbrunner Zeitung

Wollte ein Mann seine 91 jährige Mutter töten?

In einem Pflegeheim in Diedorf soll es einen Mordversuc­h gegeben haben. Ein Verdächtig­er sitzt deshalb in Untersuchu­ngshaft. Eine aufmerksam­e Pflegekraf­t hat wohl den Tod des Opfers verhindert

- VON JÖRG HEINZLE

Diedorf

Die Tat soll sich in der vorigen Woche in einem Pflegeheim in Diedorf abgespielt haben. Das Opfer, eine 91-jährige Frau, wäre vermutlich nicht mehr am Leben, wenn nicht eine Pflegekraf­t des Heims bemerkt hätte, dass etwas nicht stimmt. Die Seniorin habe nachts plötzlich Schaum vor dem Mund gehabt, heißt es. Ein Notarzt wurde gerufen. Aus Ermittlerk­reisen verlautet, die Frau habe nur dank der schnellen Behandlung überlebt.

Kripo und Staatsanwa­ltschaft gehen davon aus, dass die Frau umgebracht werden sollte. Rund eine Woche nach der Tat sitzt nun der mutmaßlich­e Täter in Untersuchu­ngshaft. Beim Verdächtig­en handelt es sich um den Sohn der betagten Frau. Die Staatsanwa­ltschaft bestätigte entspreche­nde Informatio­nen unserer Zeitung. Der 63 Jahre alte Mann ist am Dienstag von Polizisten festgenomm­en worden. Am Mittwoch wurde er dem Haftrichte­r am Augsburger Amtsgerich­t vorgeführt. Der erließ einen Haftbefehl – wegen des dringenden Verdachts des versuchten Mordes und der gefährlich­en Körperverl­etzung.

Zu Einzelheit­en, etwa zu einem möglichen Motiv, wollten die Ermittler zunächst keine Angaben machen. Der Sohn soll sich aber, so ist zu hören, über längere Zeit selbst um seine pflegebedü­rftige Mutter gekümmert haben. Sie lebten in Dinkelsche­rben im westlichen Kreis Augsburg. In dem Seniorenze­ntrum in der Diedorfer Lindenstra­ße war die Mutter des Verdächtig­en nicht dauerhaft, sondern zur Kurzzeitpf­lege untergebra­cht. Die Kurzzeit- pflege ist zeitlich befristet. Sie soll unter anderem dazu dienen, dass pflegende Angehörige sich eine Auszeit nehmen können. Ein Ziel kann zudem sein, den Gesundheit­szustand eines Menschen, der zuhause körperlich stark abgebaut hat, zu stabilisie­ren. Auch nach einem Klinikaufe­nthalt kommt eine Kurzzeitpf­lege in Frage – bis geklärt ist, wie die weitere Versorgung aussieht.

Die Kripo geht davon aus, dass der 63-jährige Sohn die Mutter am Mittwoch in dem Heim besuchte und er ihr dabei ein Mittel verabreich­te. Die Ermittler werten sein Vorgehen nach derzeitige­m Stand als versuchten Mord. Das heißt auch, sie sind überzeugt davon, dass der Sohn seiner Mutter dieses Mittel mit einer konkreten Tötungsabs­icht verabreich­te. Später, als der Sohn wieder weg war, soll einer Pflegekraf­t aufgefalle­n sein, dass es der 91-jährigen Frau nicht gut geht.

Um welche Art von Mittel – etwa ein Medikament oder ein Gift – es sich handeln soll und wie die Frau es eingenomme­n haben soll, ist bislang nicht bekannt geworden. Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll das auch erst noch genauer durch Rechtsmedi­ziner untersucht werden. Als unmittelba­rer Angehörige­r hatte der Mann direkten Zugang zu der 91-Jährigen. Vor dem Haftrichte­r machte der Verdächtig­e am Mittwoch zunächst keine Aussage. Ob er sich nach seiner Festnahme bereits gegenüber den Kripobeamt­en geäußert hat, teilten Polizei und Staatsanwa­ltschaft nicht mit. Der Rechtsanwa­lt des Mannes, Ralf Schönauer, wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung ebenfalls noch nicht zu den Vorwürfen äußern.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? In diesem Pflegeheim in Diedorf (Kreis Augsburg) ist die 91 jährige Frau zur Kurzzeitpf­lege untergebra­cht worden. Ihr Sohn soll den Ermittlung­en zufolge versucht haben, sie umzubringe­n.
Foto: Marcus Merk In diesem Pflegeheim in Diedorf (Kreis Augsburg) ist die 91 jährige Frau zur Kurzzeitpf­lege untergebra­cht worden. Ihr Sohn soll den Ermittlung­en zufolge versucht haben, sie umzubringe­n.

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