Unter den Top Fünf in Bayern
Die Königsbrunner Tauschbörse wird wieder gewürdigt. Beim nächsten Projekt geht es ums Essen
Königsbrunn Die Zeitbörse ist ein Verein in der Brunnenstadt, der seit Gründung im Jahr 1998 stetig auf Erfolgskurs ist. Die Mitgliederzahlen steigen kontinuierlich und das Netzwerk wird immer größer und engmaschiger. Eine solche Entwicklung bleibt natürlich nicht unbemerkt und so hatte die Zeitbörse beim Stammtisch am Dienstagabend im Gasthof Krone gleich zwei Mal guten Grund zum Feiern. Einmal freute man sich über den erreichten zweiten Platz beim „Deutschen Nachbarschaftspreis“. Vorsitzender Jürgen Müller erhielt vor Kurzem die Verdienstmedaille der Bundesrepublik für sein außerordentliches Engagement im Tauschring (seit 2008) und dem Königsbrunner Autoteiler (seit 2012).
Beide Vereine verbindet der Grundgedanke der aktiven Nachbarschaftshilfe und die Möglichkeit, statt Geld sogenannte „Talente“als Zahlungsmittel einzusetzen. Was sich für Neuinteressierte im ersten Moment utopisch anhören mag, ist ein Erfolgsmodell. Vereinfacht dargestellt bedeutet es, dass jedes Mitglied etwas kann. So bäckt Maria gerne Kuchen und Paul mäht gut den Rasen. Dafür bekommen sie, je nach Arbeitsaufwand, Talente auf ihrem Konto gutgeschrieben. Wenn sie dann Hilfe brauchen, bezahlen sie mit den angesparten Talenten.
Anlässlich der Preisverleihung an Jürgen Müller erklärte Bürgermeister Bernd Müller aus Bobingen: „Die Zeitbörse ist ein bayernweites Vorzeigeprojekt und deren perfekt ausgebautes Netzwerk hat einen unheimlichen Mehrwert.“Das sah die Jury des „Deutschen Nachbarschaftspreises 2017“ähnlich und so gehört die Zeitbörse Königsbrunn zu den besten fünf Nachbarschaftsprojekten in Bayern. Insgesamt hatten sich bundesweit 1300 Vereine beworben und die Zeitbörse schaffte es unter die besten fünf Prozent. 66 Preisträger wurden ausgewählt. Verliehen wird der Preis von der Nebenan.de-Stiftung, Kooperationspartner sind das Innenministerium, die Diakonie und die Deutsche Fernsehlotterie. In Bayern belegte das Münchner Projekt „Ein Teller Heimat“den ersten Platz. Weitere Platzierungen wurden nicht vorgenommen. Über den zweiten Platz, den sich die Königsbrunner mit drei anderen Vereinen teilen, freute sich der Vorsitzende trotzdem: „Das ist eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit im Vorstand, für das Engagement unserer Mitglieder und es ist natürlich auch eine große Motivation weiterzumachen und neue Projekte anzustoßen.“
Die Ideen gehen Müller nicht aus. Vor zwei Monaten hat der Verein einen regionalen Lieferdienst für Lebensmittel ins Leben gerufen. Über Internet können die Mitglieder des Tauschringes in Königsbrunn ihre Bestellungen bei der Marktschwärmerei Augsburg aufgeben und einmal wöchentlich holt ein Fahrer die Waren ab und verteilt sie. Der Lieferdienst ist kostenlos, die Lebensmittel werden ganz normal mit Geld bezahlt. Auch hier legt Müller Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein: „Wir fahren mit dem Elektroauto und die Marktschwärmerei erhält ihre Produkte von zwölf Bauern aus der Umgebung.“
Die Bestellung per Internet muss niemanden abschrecken, schließlich gibt es genug Mitglieder, die sich auskennen und ihr Wissen weitergeben. Und mit Talenten bezahlt werden. Stadtrat Wilhelm Terhaag, selbst Mitglied in der Zeitbörse, lobt die Ideen und strebt als Vorsitzender des Gartenbauvereines eine Zusammenarbeit mit der Zeitbörse an.
IMehr im Internet www.zeitboerse koenigsbrunn.de