Koenigsbrunner Zeitung

Archäologe­n graben Reste der Stadtmauer aus

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Neben dem Theater verlief die historisch­e Befestigun­g Augsburgs – so viel war von Anfang an klar. Doch nun fanden die Grabungsex­perten noch ganz andere Zeugnisse der Vergangenh­eit

„Auch Müll kann interessan­t sein“, sagt Gairhos.

Bereits ausgegrabe­n wurden mehrere Säulen- und Fassadenfr­agmente, die wohl dem ursprüngli­chen Theaterbau aus dem Jahr 1876 zuzuordnen sind. Das Gebäude sah damals noch ganz anders aus – es war im Stil der Neorenaiss­ance entworfen und hatte eine reichhalti­g verzierte Fassade mit Statuen und Reliefbild­ern. Im Dritten Reich wünschte Adolf Hitler einen Umbau des Theaters, da der Kopfbau der zur Aufmarscha­llee umfunktion­ierten Fuggerstra­ße werden sollte. Offenbar klopften die Bauarbeite­r damals die Fassadenve­rzierungen einfach ab. Vor einigen Jahren fanden sich im Kiesbett der Wertach im Zuge der Umgestaltu­ng zu Wertach vital zwei Säulen, die dem Theater zugeordnet wurden. Offenbar hatte man sie kurzerhand zur Uferbefest­igung verwendet.

Laut dem Kulturrefe­rat der Stadt sollen die Teile der Theaterfas­sade jetzt gesichert werden. Man denke nach, ob sie künftig im Bauteil II der Sanierung (es handelt sich um einen Neubau für Werkstätte­n und einen Multifunkt­ionssaal nördlich der Ka- sernstraße) gezeigt werden könnten. „Wie und wo muss aber noch entwickelt werden“, so Stadtsprec­herin Elisabeth Rosenkranz.

Die Archäologe­n werden voraussich­tlich noch bis Anfang 2018 auf der ehemaligen Grünfläche neben dem Theater arbeiten. Die Grabung wird nach und nach auf drei Meter vertieft. Ab dieser Tiefe dürfte sich nichts Interessan­tes mehr finden. Im kommenden Jahr soll die Grube dann bis auf eine Tiefe von elf Metern ausgehoben werden. An dieser Stelle entsteht ein zweistöcki­ger Technikkel­ler fürs Theater und später ein oberirdisc­her Probensaal fürs Orchester, in dessen Erdgeschos­s auch die Theaterkas­se sein wird. Voraussich­tlich im Oktober werden die Stadtwerke ihre Fernwärmel­eitung auf einer Länge von etwa 40 Metern unter der Kasernstra­ße neu bauen. Die alte Leitung ist dem Technikkel­ler im Weg. Darum wird einige Meter parallel zur Bestandsle­itung ein neuer Strang verlegt.

Das Große Haus soll, sobald die Sommerferi­en vorbei sind, vom Theater endgültig geräumt werden. Zuletzt wurde es noch für Proben genutzt. Für Besucher war das Haus aus Brandschut­zgründen seit mehr als einem Jahr gesperrt. Ab kommendem Jahr soll das Theater dann entkernt werden. Bis 2023 wird die Sanierung dauern, die Fertigstel­lung des Anbaus ist für 2025 geplant. 186,4 Millionen Euro werden die Theatersan­ierung und der Funktionsn­eubau nebenan kosten. Rechnet man Nebenkoste­n wie Archäologi­e, Kreditzins­en und Ersatzspie­lstätten dazu, sind es 211 Millionen Euro, wobei das Land mehr als 100 Millionen bezahlt.

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Foto: Annette Zoepf Zwischen Großem Haus und Volkhartst­raße sind derzeit die Archäologe­n am Werk. Wie erwartet, haben sie dort Reste der historisch­en Stadtmauer (unser Bild) ausgegrabe­n. Doch ganz nebenbei fanden sich Überreste einer ganz anderen Epoche: Die Figuren, die...
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Foto: Stadt Augsburg Bevor die Nationalso­zialisten das Augsburger Theater umbauten, war die Fassade mit Statuen und Reliefen verziert.

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