Ulrichswerkstätten zeigen sich von bester Seite
Besucher bekommen ausführliche Einblicke und kurzweilige Unterhaltung
Schwabmünchen Luftballons flattern auf dem sonnenbeschienenen Platz vor dem Haus St. Ulrich in der warmen Luft. Kinder machen Riesenseifenblasen, eine lange Schlange bildet sich vor dem Eisstand. Fröhliche Rufe ertönen über dem Platz und überall begrüßen sich die Menschen freudig. Der Tag der offenen Tür der Ulrichswerkstätten der Caritas ist trotz des heißen Sommerwetters sehr gut besucht. Im älteren Gebäude St. Ulrich und auch im Haus St. Wolfhard drängen sich die Besucher und blicken interessiert in die zahlreichen Produktionsstätten und Fördergruppen. Führungen finden statt und Angestellte und Mitarbeiter geben gerne Auskunft über ihre Arbeit.
Doch auch die Unterhaltung kommt nicht zu kurz. Im idyllischen Garten hinter dem Speisesaal unterhält die Band Rebel Yell, dort findet später auch das fiebrig erwartete „CAB-Derby“, Beschäftigte gegen Mitarbeiter, statt. Im Lagerkino sind bei frischen Popcorn informative Kurzfilme zu sehen und ein paar Türen weiter bietet das beliebte UW-Café Kaffeespezialitäten an. Im Speisesaal erwarten die Besucher Kässpatzen, Salatbuffet und ein reichhaltiges Kuchenbuffet, im Haus St. Wolfhard locken Kresseund Radieschenbrote und verführerisch duftende Waffeln.
Nach dem Leitspruch „Gemeinsam verschieden sein“arbeiten aktuell 206 Beschäftigte in den Werkstätten. Viele Mitarbeiter haben geistige Behinderungen, daneben gibt es einige mit psychischen Erkrankungen oder mit erworbenen Hirnschädigungen, etwa aufgrund von Unfällen. Laut Einrichtungsleiterin Katja Weh-Gleich schätzen die Kunden – Firmen wie Demharter, Eberle, Topstar und Ikusto – besonders die Zuverlässigkeit und Sorgfalt Werkstattbeschäftigten. Dabei gelte es, stets eine Balance zu halten zwischen wirtschaftlichen Anforderungen, wie der Produktivität und Abgabefristen, und den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter.
Gertrud zum Beispiel faltet sorgfältig Wundpflaster für Erste-HilfePäckchen des Outdoor-Herstellers Tatonka zusammen und steckt sie in kleine Tütchen. Die Kleinschrittigkeit, mit der hier gearbeitet wird, steht der in der freien Wirtschaft konträr gegenüber, wie Weh-Gleich erklärt. Dort werden Arbeitsschritte möglichst oft in große Einheiten zusammengefügt, hier werde auf möglichst kleine Schritte gesetzt, um diese verständlicher zu machen und mehr Menschen am Ergebnis zu beteiligen. Im Berufsbildungsbereich können sich die Beschäftigten nach Schulabschluss dafür qualifizieren; hier erwerben sie Kompetenzen in den verschiedensten Bereichen.
Daneben bietet die Einrichtung auch denjenigen Menschen einen Ort, die aufgrund von Mehrfachbehinderungen und hohem Unterstützungsbedarf nicht in einen Arbeitsplatz eingebunden werden können. Stolz ist die Einrichtung auf das eigene Produkt CABito, ein barrierefreies Informationssystem, das aus den täglichen Erfahrungen und Bedürfnissen der Menschen in den UWA heraus entwickelt wurde. Neben dem Einsatz in der eigenen Einrichtung wird die Maschine an einen immer größer werdenden Kundenstamm geliefert, Entwicklung, Montage und Vertrieb werden in Schwabmünchen abgewickelt.
Im Kunstatelier gibt es Weidengeflochtenes und schön gestaltete Karten zu kaufen. In den Räumlichkeiten ist die Bandbreite der dort hergestellten Kunstobjekte zu bewundern. Nähen, Stricken, Sticken, Weben, bildliches Gestalten mit verschiedensten Materialien, Siebdruck, Filzen, Mosaikarbeiten geder hören zum Repertoire. Die Künstler arbeiten auch auf Auftrag, gestalten beispielsweise für Zettler und Schöffel Weihnachtskarten und für das Singoldsand Festival Dekoration. Ihr neuestes Projekt heißt „beWEGt gärtnern“. Dazu werden unter anderem schön gestaltete Pflanzkästen aufgestellt und mit Kräutern oder Naschpflanzen bestückt. Die Initiatoren hoffen, ihr Projekt in Zusammenarbeit mit der Stadt in ganz Schwabmünchen ausführen zu können.
Mitarbeiterin Melanie, die im Atelier herumführt, ist stolz auf ihren Preis, den Lothar-Späth-Förderpreis, den sie 2014 gewonnen hat. Und die Freude, hier arbeiten zu können und Wertschätzung zu erhalten, ist ihr, wie so vielen an diesem Tag, anzusehen.
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