Verschenken Sie noch Bücher?
Morgen ist Welttag des Buches, aber bei Kindern ist Lesen gar nicht mehr so beliebt. Woran das liegen kann
Sie gelten als vom Aussterben bedroht: der Bücherwurm und die Leseratte. Und daran, dass die Menschen heutzutage nicht mehr so viel lesen, wird wohl auch der morgige Welttag des Buches nicht viel ändern. Dass der Griff zum Schmöker nicht mehr üblich ist, bestätigt zum Beispiel Anja Völlger, Leiterin der Augsburger Filiale von Bücher Pustet. Und sie hat eine Vermutung, woran dies liegt: „Durch den inzwischen üblichen Nachmittagsunterricht kommen Kinder kaum noch dazu, in eine Buchhandlung zu gehen und sich für Bücher zu interessieren. Da bleibt höchstens noch Zeit für den Sportverein am Abend.“Sie findet das schade. „So gibt es in jeder Klasse nur noch ein bis zwei Leseratten.“Die übrigen Schüler verpassen dadurch nicht nur spannende Geschichten. Sie schreiben auch schlechtere Noten, glaubt Völlger: „Wer häufig liest, ist auch ein besserer Schüler. Selbst in Fächern wie Mathematik.“
Viele Buchhandlungen verschenken traditionell zum Welttag des Buches eine Geschichte an Schüler. Doch hilft ein solches Präsent, die Freude am Lesen wieder zu wecken? Kunden von Bücher Pustet haben da nicht nur gute Erfahrungen gemacht: „Ich hab meiner Enkelin zuletzt an Weihnachten ein Buch geschenkt – über eine Jugendbande. Das hat man mir hier empfohlen“, erzählt Helmut Deml. Aber: „Sie wollte das Buch gar nicht. Sie sei nicht interessiert an so was.“Deshalb hat Helmut Deml beschlossen, jetzt erst mal keine Bücher mehr zu verschenken. Roswita Erades hat solch unangenehmen Erfahrungen bisher nicht gemacht. Aber sie achte auch besonders darauf, dass das Buch zu dem Beschenkten passt. „Für meinen Sohn habe ich vor Kurzem etwas über Management geholt. Meiner Enkelin kaufe ich gerade ein Buch mit griechischen Sagen.“Dabei sucht sie bewusst Anregung in der Buchhandlung und nicht im Internet.
Das Verschenken von Büchern aufgegeben hat Uta Westen. „Ich kenne niemanden, der noch wirklich liest.“Nur für ihre neunjährige Tochter kauft sie noch Bücher. Die lese sie dann mit ihr: „Das ist dann, wie sich selbst zu beschenken.“
„Die Schüler empfinden Bücher als Pflichtlektüre, für die es am Ende eine Note gibt. Mit dem Welttag des Buchs sollen die Kinder wieder einen spielerischen Umgang mit Literatur erfahren“, sagt Anja Völlger. Um dieses zu erreichen, veranstaltet Bücher Pustet am 26. April auch eine Lesung. Um 11.45 Uhr wird Bildungsstaatssekretär Georg Eisenreich zwei fünften Klassen der Goethe-Mittelschule vorlesen.