Von den Künstlern lernen
Berühmt werden die wenigsten. Den meisten Künstlern würde es ja schon reichen, wenn sie anständig von ihrer Leidenschaft leben könnten. Aber auch das gilt für viele nur eingeschränkt. Und was machen die Künstler? Sie suchen sich einen Broterwerb, sie leben bescheiden, aber sie hören nicht auf. Und das gilt nicht nur für die bildenden Künstler.
Es gibt Schauspieler, Musiker, Schriftsteller, denen es ähnlich geht, die finanziell immer nur kämpfen und trotzdem nicht von ihrer Kunst lassen können. Als Zuschauer, als Zuhörer, als Leser ahnt man oft nicht, gegen wie viele Widerstände manches Werk geschaffen wird. Man nimmt es als gegeben hin, freut sich mehr oder weniger und erwartet weiteres. Wenn diejenigen, denen die Aufmerksamkeit, Achtung und Anerkennung nur bedingt zu Teil werden, sich davon entmutigen ließen, würde etwas fehlen.
Die Leidenschaft und die Leidensfähigkeit kann man von Künstlern lernen. Ein besonders schönes Beispiel dafür gab jüngst in Italien ein Schauspieler. In dem kleinen Ort Gallarate wollte er auftreten. Es kam aber kein zahlender Zuschauer. Giovanni Mongiano spielte trotzdem – im Publikum saßen die Kassiererin und die Regieassistentin. Hinterher sagte er, wenn er es nicht gemacht hätte, hätte er es bereut und die Nacht nicht schlafen können. Das wirkt auf den ersten Blick absurd, etwas spielen, obwohl es niemand sehen will. Auf den zweiten Blick zeigt das einen Künstler mit einer vorbildlichen Einstellung. Es spielen, weil er es spielen muss, auch wenn an diesem Abend niemand dafür bezahlen wollte.
Und solches kommt, in abgeschwächter Form, ja so viel öfter vor. Es gibt auch in Augsburg Künstler, Literaten, Sänger, Musiker, Schauspieler, Tänzer, die kaum von ihrer Berufung leben können und trotzdem nicht aufgeben; es gibt Interpreten, die in schlecht besuchten Veranstaltungen ihr Bestes geben. Sie alle bereichern das kulturelle Leben der Stadt.
*** „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.