Historische Karten: So ist die Region gewachsen
Wo heute Häuser stehen, waren einst Wiesen und Felder. Ältere Menschen kennen den Wandel der Landschaft. Noch deutlicher wird er bei einem Blick in die Vergangenheit
Landkreis Augsburg Die Natur weicht Stück für Stück der Bebauung. In den vergangenen Jahrzehnten wuchsen die Städte und Gemeinden im südlichen Landkreis Augsburg immer weiter. Egal ob Neubaugebiete in den Städten oder Gewerbegebiete auf dem Land – die Landschaft ist nach einiger Zeit kaum wiederzuerkennen. Ein Blick in die fernere Vergangenheit zeigt, wie sehr der Mensch seine Umgebung geprägt hat. Das Geoportal des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen für Landesentwicklung und Heimat zeigt Karten aus den Jahren 1817 bis 1856. Obwohl der südliche Landkreis schon damals eine wichtige Rolle in Bayern gespielt hat, sind die Ausmaße im Vergleich zu heute bescheiden.
● Schwabmünchen Die Städte sind extrem gewachsen. Schwabmünchen etwa nimmt heute bedeutende Ausmaße an. Vor allem in Richtung Osten und Westen hat sich die Stadt besonders erweitert. Dies hängt auch mit den in den 1970er-Jahren stattgefundenen Eingemeindungen der Stadtteile Birkach, Klimmach, Mittelstetten und Schwabegg zusammen. Während die Zahl der Einwohner 1840 bei etwa 3500 Personen lag, belief sie sich Ende des vergangenen Jahres auf rund 14 700. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Landwirtschaftsflächen den Wohnungsbauflächen weichen müssen. Obwohl noch immer rund 60 Prozent der Gesamtfläche für Ackerbau und Viehzucht genutzt werden, sinkt die Zahl seit Jahren. Dafür entstehen immer mehr Naherholungsund Neubaugebiete.
● Bobingen Die Stadt Bobingen war vor etwa 200 Jahren noch ein sehr bescheiden wirkendes Dorf. Die Gebäude konzentrieren sich entlang der Hochstraße, abseits davon beginnen die Felder. Doch dies hat sich schnell geändert: Bereits im 19. Jahrhundert begann die Bevölkerung schnell zu wachsen. Im Vergleich: 1831 gab es nur rund 1300 Einwohner. Ende 2016 waren es schon knapp 17500. Dies macht sich auch bei der Anzahl der Wohngebäude bemerkbar. Während es damals nur rund 300 Wohnhäuser gab, gibt es heute schon circa 4200. Allerdings werden auch hier, ähnlich wie in Schwabmünchen, immer weniger Flächen für die Landwirtschaft genutzt. Nach Angaben des Bayrischen Landesamt für Statistik, werden knapp 40 Prozent der Gesamtfläche Bobingens als Ackeroder Weideland für Rinder, Schweine und vor allem Hühner genutzt, doch die Zahl sinkt konstant.
● Königsbrunn Doch am extremsten von allen Städten hat sich Königsbrunn verändert. Einst bestand die heutige Stadt nur aus verstreuten Höfen. Heute hat die Brunnenstadt hingegen große Ausmaße angenommen und übertrifft bei der Einwohnerzahl die anderen Städte im südli- chen Landkreis. Während Königsbrunn 1842 gerade einmal 431 Einwohner zählte, waren es Ende 2015 schon mehr als 29000. Die demographische Veränderung wirkt sich auch auf die Zahl der Wohngebäude aus, auch diese steigt seit Jahren kontinuierlich an. Im Gegensatz dazu wird auch in dieser Stadt die Landwirtschaft immer unwichtiger: Die Flächen müssen seit Jahren den Erfolungs-, Wald- und vor allem den Gebäudeflächen weichen. Seit den 1980er-Jahren ist die Fläche fast um die Hälfte geschrumpft.
● Lechfeld Auch das Lechfeld hat sich sehr verändert. Dort sind nicht nur die Gemeinden gewachsen, heute nehmen auch die Industriegebiete viel Raum ein. Am Beispiel Graben lässt sich die Veränderung am besten verdeutlichen: Seit den 1980erJahren hat sich die Zahl der Gebäuhingegen de- und Freiflächen verzehnfacht. Dies liegt unter anderem auch an der Ansiedlung von Firmen wie Amazon, DHL oder den Logistikzentren der Supermarktkette Lidl und Aldi. Dafür mussten Landwirtschaftsflächen herhalten. Sie wurden auch zu Verkehrsflächen für Straßen umfunktioniert, da der Fokus auf der Weiterentwicklung Grabens als Industriestandort liegt. Trotz der Steigerung der Industrieflächen steigt die Einwohnerzahl von Graben nur langsam: 1840 gab es 358 Einwohner, Ende 2015 waren es dagegen etwa 3800. Ein Teil der Fläche am Lechfeld wurde in den vergangenen 150 Jahren als Armee-Standort genutzt – damals als Übungsplatz der Kanoniere. Heute wird immer noch ein großer Teil der Fläche zwischen Lech und B17 von der Bundeswehr genutzt. »Kommentar