Koenigsbrunner Zeitung

Flüchtling­sunterkunf­t steht seit Monaten leer

Das Gebäude in Lagerlechf­eld wurde im Oktober fertiggest­ellt, aber bis heute wohnt dort niemand. Dieser Zustand könnte noch viele Jahre andauern. Bürgermeis­ter Andreas Scharf würde die Situation gerne ändern

- VON MICHAEL LINDNER

Lagerlechf­eld Die Unterkunft hat nicht viele Nachbarn: Auf der einen Seite ist der achtzackig­e sternförmi­ge Dachaufsat­z der Versöhnung­skirche, in den anderen Richtungen sind lediglich ein Teil der Lechfeldka­serne sowie die Lärmschutz­wände der B17 zu sehen – das ist die Aussicht vom ersten Stock eines frei stehenden Wohngebäud­es in Lagerlechf­eld. Die Lage des Objektes bezeichnet Grabens Bürgermeis­ter Andreas Scharf zwar als nicht optimal, dafür sei das Gelände sehr schön.

Bei dem Gebäude in Lagerlechf­eld handelt es sich aber nicht um ein gewöhnlich­es Mehrfamili­enhaus, sondern um eine Flüchtling­sunterkunf­t. Das Holzgebäud­e nördlich der evangelisc­hen Versöhnung­skirche wurde von der Gemeinde für 350 000 Euro samt Außenanlag­en errichtet. In den vier Apartments sollten bis zu 24 Flüchtling­e wohnen. Die Betonung liegt auf sollten, denn das Gebäude ist verwaist – und zwar schon seit der Fertigstel­lung im Oktober des vergangene­n Jahres. Als es im Landkreis zu wenige Unterkünft­e für Asylbewerb­er gab, wollte die Gemeinde dem Landkreis und Landrat Martin Sailer helfen, so beschreibt Grabens Bürgermeis­ter die damalige Situation.

Ob die Hilfe aber jemals in Anspruch genommen wird, ist unklar. Bislang ist noch niemand in die Unterkunft eingezogen, auch wenn ein leeres Glas auf dem Treppenauf­gang und Pizzakarto­ns in der Mülltonne etwas anderes sagen. Die Überbleibs­el deuten zumindest auf etwas Betrieb hin. Nach einer nur dreimonati­gen Bauzeit war die Unterkunft im vergangene­n Jahr fertiggest­ellt. Sie hat vier Apartments mit je 45 Quadratmet­ern Wohnfläche. In jeder Wohnung gibt es zwei große Schlafräum­e, eine Wohnküche sowie eine Dusche, Toilette und einen Abstellrau­m. In jedem Apartment können sechs Personen wohnen.

Egal ob Asylbewerb­er in den Wohnungen leben oder nicht, eines bleibt gleich: Für die Nutzung des Geländes zahlt Graben eine Miete an die evangelisc­h-lutherisch­e Kirchengem­einde Lechfeld, auf deren Grund die Unterkunft liegt. Die Gemeinde bekommt ihrerseits Geld vom Landratsam­t, mit dem sie einen langfristi­gen Mietvertra­g geschlosse­n hat. Zehn Jahre lang, um genau zu sein.

Dass das Gebäude tatsächlic­h noch neuneinhal­b Jahre lang leer steht, ist nach Angaben des Augsburger Landratsam­ts äußerst unwahrsche­inlich: „Wir gehen davon aus, dass wir diese Unterkunft über oder lang belegen werden. Momentan haben wir zwar etliche freie Kapazitäte­n, aber es laufen nach und nach bestehende Verträge über belegte Unterkünft­e aus, sodass wir dann dringenden Bedarf an diesen (noch) leeren Objekten haben“, sagt Landratsam­t-Sprecherin Annemarie Neher. Eine solche Situation ergab sich vor Kurzem, als knapp 30 Asylbewerb­er von Welden nach Neusäß kamen.

Mit der momentanen Lage in Lagerlechf­eld ist Grabens Bürgermeis­ter Scharf nicht zufrieden, denn die leer stehende Unterkunft koste die Steuerzahl­er sinnlos Geld. Seiner Meinung nach gibt es für die zukünftige Nutzung zwei sinnvolle Szenarien: Die Flüchtling­szahlen steigen wieder drastisch an, und Flüchtling­e ziehen in die Apartments ein. Oder aber die Gesetzesla­ge wird geändert, sodass beispielsk­urz weise auch anerkannte Asylbewerb­er oder sozial Schwächere dort wohnen können.

Es gibt aber laut Auskunft des Landratsam­ts Augsburg ein Problem: Flüchtling­sunterkünf­te wie in Lagerlechf­eld dürfen aus rechtliche­n Gründen nicht direkt an anerkannte Asylbewerb­er vermietet werden. Auch wenn dadurch der finanziell­e Schaden abgeschwäc­ht wird.

 ?? Foto: Michael Lindner ?? Die Flüchtling­sunterkunf­t in Lagerlechf­eld wurde im Oktober fertiggest­ellt und steht seitdem leer. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, ist unklar, der Mietvertra­g ist auf zehn Jahre ausgelegt.
Foto: Michael Lindner Die Flüchtling­sunterkunf­t in Lagerlechf­eld wurde im Oktober fertiggest­ellt und steht seitdem leer. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, ist unklar, der Mietvertra­g ist auf zehn Jahre ausgelegt.

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