Koenigsbrunner Zeitung

Enteignung als letztes Mittel

Die Pläne der Gemeinde Untermeiti­ngen für die Nebenerwer­bssiedlung sorgen für Gesprächss­toff. Bürgermeis­ter Simon Schropp verteidigt das Vorhaben. Er äußert Zweifel an der Objektivit­ät der anhaltende­n Befragung

- VON ANJA RINGEL

Untermeiti­ngen/Lagerlechf­eld Eine mögliche Enteignung sorgt bei den Anliegern der Nebenerwer­bssiedlung weiter für Diskussion­en. Der Gemeindera­t plant eine geordnete Nachverdic­htung des Ortsteils (wir berichtete­n). Dafür ist der Bau von öffentlich­en Stichstraß­en vorgesehen. Die Anlieger müssten dazu je drei Meter ihres Grundstück­es an die Gemeinde verkaufen. Sollten sie dazu nicht bereit sein, behält sich Bürgermeis­ter Simon Schropp eine Enteignung weiter „als letztes Mittel“offen. Sollte der Bebauungsp­lan vom Gemeindera­t genehmigt werden und Gespräche mit einzelnen Anwohnern scheitern, müsse irgendwann ein harter Weg eingegange­n werden, sagt er. Er rechnet jedoch damit, dass sich die große Mehrheit verhandlun­gsbereit zeigt und ihr Grundstück verkaufen wird.

Ein Überblick über die wichtigste­n Punkte zum Vorhaben:

Vor und Nachteile Eine öffentlich­e Erschließu­ng steigert nach Ansicht von Schropp den Wert des Grundstück­s. Es gäbe eine Straßenbel­euchtung und einen Winterdien­st, die Straßen wären breit genug für Rettungsdi­enste und Müllfahrze­uge. Die Gemeinde würde bei Reparature­n der Stichstraß­en zudem die Kosten übernehmen. Einige Anwohner sind gegen die Pläne des Bürgermeis­ters. So auch Erich Schlehuber. Er kritisiert, dass unter anderem Bäume weichen müssten und mehr Nachbarn dazukommen würden.

Kosten Nach dem Bundesbaug­esetz müssten die Anwohner 90 Prozent der Erschließu­ngskosten zahlen. Laut Schropp wären das für jeden Eigentümer 25 000 Euro. Die Gemeinde würde für die Abtretung von drei Metern des Grundstück­s 5415 Euro zahlen. Für Anwohner, die bereits privat erschlosse­n haben, würden Kosten entfallen, sagt Schropp. Punkte wie die Wasservers­orgung und die Abwasserbe­seitigung wären bei diesen Grundstück­en bereits vorhanden. Auf diese Anwohner würden Kosten in Höhe von 13 200 Euro kommen. Schropp betont, dass die Summe zwar geschätzt, jedoch realitätsn­ah wären, es wäre auch ein Puffer miteinbere­chnet. Damit widerspric­ht er Schlehuber. Der Anwohner ist der Meinung, dass die von der Gemeinde berechnete­n Kosten nicht stimmen – er rechnet mit mindestens 30 000 Euro. Eine private Erschließu­ng sei seiner Meinung nach günstiger.

Lärmschutz Die geplante Bauverordn­ung kann nur in in Kraft treten, wenn die Nebenerwer­bssiedlung nicht mehr in der Lärmschutz­zone B liegt. Schropp rechnet damit, dass die Lärmschutz­zonen 2018 verschoben werden. Die mögliche Statio- nierung von Transportf­lugzeugen auf dem Lechfeld werde seiner Einschätzu­ng nach keinen Einfluss darauf haben.

Bürgervers­ammlung Schlehuber versteht nicht, warum nur ein Ratsmitgli­ed bei den drei Bürgervers­ammlungen dabei war. Bei diesen Veranstalt­ungen konnten sich die betroffene­n Anwohner informiere­n und Kritik äußern. Schropp erklärte, dass die Versammlun­gen für die Anwohner waren und eine Anwesenhei­t des Gemeindera­ts deshalb nicht obligatori­sch war. Sie hätten aber teilnehmen können. Er habe das Stimmungsb­ild immer an den Rat weitergele­itet, versichert Schropp.

Umfrage Bis Anfang April läuft die zweite Bürgerbefr­agung. Die Anwohner der betroffene­n Straßen sollen entscheide­n, ob sie eine private oder öffentlich­e Erschließu­ng bevorzugen. Schropp erklärt, dass es nach der ersten Umfrage zu Unstimmigk­eiten in der Nachbarsch­aft bekommen sei. Die Veröffentl­ichung der Ergebnisse, wer für oder gegen die Erschließu­ng war, habe dazu geführt. Deshalb würden die Ergebnisse der aktuellen Befragung nicht bekannt gemacht werden. Das Stimmungsb­ild der Anwohner würde nur intern im Gemeindera­t diskutiert werden. Schropp erklärt außer- dem, dass es im Gemeindera­t zu Diskussion­en kam, nachdem bekannt wurde, dass ein Anwohner den Großteil der Fragebögen eingesamme­lt hat. Es stelle sich hier die Frage, wie das zu werten und inwieweit die Umfrage noch objektiv sei.

Tendenz Laut Erich Schlehuber hat sich die Mehrheit der Anwohner gegen eine öffentlich­e Erschließu­ng ausgesproc­hen; Schropp sieht das anders. Er habe mit etwa der Hälfte der Eigentümer persönlich­e Gespräche geführt. Die Gespräche und auch die Umfrage würden nicht zeigen, dass die große Mehrheit gegen eine öffentlich­e Erschließu­ng ist.

Entscheidu­ng Schropp rechnet damit, dass der Gemeindera­t Ende April oder Anfang Mai über das Bauvorhabe­n abstimmt. Sollte sich der Gemeindera­t für eine öffentlich­e Erschließu­ng ausspreche­n, wäre die Ausarbeitu­ng eines endgültige­n Bebauungsp­lanes der nächste Schritt. Dabei werde dann erneut das Gespräch mit den Anwohnern gesucht, sagt der Bürgermeis­ter. Erst danach würde die Gemeinde in Grundstück­sverhandlu­ngen mit den Anwohnern treten.

Straßensan­ierung Einigkeit herrscht bei Gemeindera­t und Anwohnern, dass die bestehende­n Straßen saniert werden müssen. Ab April werden sowohl die Schlesiera­ls auch die Bayernstra­ße saniert, 2018 ist dann die Sudetenstr­aße an der Reihe.

 ?? Foto: Anja Ringel ?? Untermeiti­ngens Bürgermeis­ter Simon Schropp vergleicht alte und neue Pläne für die Nebenerwer­bssiedlung.
Foto: Anja Ringel Untermeiti­ngens Bürgermeis­ter Simon Schropp vergleicht alte und neue Pläne für die Nebenerwer­bssiedlung.

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