Flugzeug kollidiert mit Windrad
Unfall Der Pilot stirbt bei dem Zusammenstoß. Es ist der erste Unfall dieser Art in Deutschland – und er wirft etliche Fragen auf
Melle Zum ersten Mal ist in Deutschland ein Flugzeug mit einem Windrad zusammengestoßen. Der Pilot starb bei dem Unglück am Donnerstagmittag, das nach Angaben der Polizei in der Nähe der niedersächsischen Stadt Melle bei Osnabrück passierte. „Es ist nach unseren Erkenntnissen das erste Mal in Deutschland, dass es eine solche Kollision gab“, sagt der Sprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig, Germout Freitag.
Der Unfall wirft viele Fragen auf. Denn zum Zeitpunkt der Kollision herrschte klare Sicht und der Pilot scheint viel Erfahrung gehabt zu haben. Zunächst war der Grund für das Unglück unklar. Auch die Identität des Piloten wurde noch nicht bekannt gegeben. Nun ermittelt die BFU, wie es zum dem Unglück kommen konnte.
Kurz nach dem Absturz suchten Rettungskräfte ein weit verteiltes Trümmerfeld nach weiteren Opfern ab. Auf Bildern vom Unglücksort waren Wrackteile auch im Gerüst der Anlage zu erkennen. Die Maschine war eine Propellermaschine vom Typ Diamond DA 20 A1, besser bekannt als Katana. Solche Flugzeuge sind wegen ihres sparsamen Motors und ihrer Wendigkeit als Schulflugzeuge beliebt.
Unweit der Unfallstelle befindet sich der Flugplatz Melle-Grönegau. Von dort scheint der Pilot abgeflogen zu sein. Dort kennt man ihn und auch das Flugzeug. „Es handelt sich um eine Vereinsmaschine, der Pilot fliegt seit Jahren und gilt als sehr erfahren“, sagt der frühere Vereinsvorsitzende Gerhard Sperber. Die Bestürzung unter den Club-Mitgliedern sei groß. „In der Anflugrichtung hatte der Pilot die Sonne im Rücken, sodass er auch nicht geblendet worden sein kann“, sagt Sperber.
Nach seinen Informationen fand die Kollision in einer Höhe von 20 Metern statt. Die Feuerwehr vor Ort bestätigt das: Die Windräder in dieser Region seien zwischen 15 und 20 Metern hoch, sagt sie. „Sie haben sich noch weitergedreht“, erzählt Sperber.
Der kleine Flugplatz liegt ein gutes Stück nördlich der A 30. Vor allem Segelfugzeuge starten von dort. Die Landebahn ist etwa 600 Meter lang und asphaltiert. Etwas mehr als zwei Kilometer südlich stehen die beiden Windräder. Für den Bau von Windkraftanlagen in der Nähe von Flugplätzen gebe es strenge Vorschriften, sagt Wolfram Axthelm, Pressesprecher des Bundesverbandes Wind-Energie. So dürfen sie etwa nur in einem bestimmten Abstand zum Flugplatz errichtet werden. Auf der Anflugkarte für den Flughafen Melle-Grönegau sind die beiden Windräder als Hindernisse für den Landeanflug eingezeichnet. Und doch kam es zur Kollision.
In ganz Deutschland gibt es knapp 26 000 Windräder – Offshore-Anlagen nicht mitgerechnet. Die meisten davon stehen in Niedersachsen. Unfälle mit Windrädern sind selten, so der Bundesverband für Windenergie. Dennoch waren sie zuletzt in den Schlagzeilen. Denn Ende Dezember, Anfang Januar waren gleich drei Windräder umgestürzt. Eines bei Grischow in Mecklenburg-Vorpommern, eines im sächsischen Windpark Sitten bei Leisnig und das dritte in der Nähe von Hamburg.