Geheimtreffen im Gymnasiums Streit
CSU-Bildungspolitiker sind „auf der Zielgeraden“. Tendenz: Es geht zurück zum G9
Augsburg/München Die Tagesordnung der letzten Landtagssitzung hatte es ja schon in sich. Stichworte: Bayern-Ei und Medizin-Touristen. Doch ein mindestens ebenso spannendes Thema wurde danach im Geheimen besprochen. Dutzende CSU-Abgeordnete zogen sich nach der Sitzung am Mittwochabend stundenlang zurück, um an der Zukunft des bayerischen Gymnasiums zu basteln. „Wir gehen jetzt auf die Zielgerade“, sagt ein Abgeordneter, der beim Treffen des Arbeitskreises Bildung dabei war.
Dass die wieder in Richtung G 9 führen dürfte, zeichnet sich immer deutlicher ab. Zuletzt hatte sich sogar der CSU-Nachwuchs, die Junge Union, klar für das neunjährige Gymnasium ausgesprochen. Ginge es nach den Familien in Bayern, wäre die Sache auch schon längst entschieden. Fast 80 Prozent von über 30000 bayerischen Eltern votierten in einer Umfrage der Landes-Eltern-Vereinigung kürzlich dafür, zum neunjährigen Gymnasium zurückzukehren.
Der Plan von Kultusminister Spaenle (CSU) sieht hingegen bisher vor, dass jede Schule künftig selbst über acht oder neun Jahre entscheidet. Im Gesetz bliebe nach aktuellem Stand aber das G 8 als offizielle Schulform verankert. Übereinstimmende Angaben mehrerer CSU-Abgeordneter legen etwas anderes nahe: Eine Wahlmöglichkeit für jede einzelne Schule scheint vom Tisch zu sein. Diese wäre schwer zu organisieren, außerdem drohen ganze Landstriche ohne G8 zu sein, wenn die überwältigende Mehrheit der Schulen das G 9 beantragt. Auch der Großteil der Schulleiter in Schwaben wünscht sich eine klare Entscheidung. Die bekommen sie möglicherweise auch: „Die Tendenz ist, dass wir das auf landespolitischer Ebene entscheiden müssen“, sagt ein Abgeordneter.
CSU-Bildungsexperte Peter Tomaschko, der sich zuletzt immer wieder für die neunjährige Variante stark gemacht hatte, betonte gestern gegenüber unserer Zeitung: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass es zu einem grundständigen G9 kommen wird.“Den Lehrplan Plus, der im nächsten Schuljahr an den bayerischen Gymnasien eingeführt wird, sieht der Abgeordnete aus dem Landkreis Aichach-Friedberg dafür als gute Grundlage. In der Auslegung lasse dieser „den Schulen sehr viel Freiheit“.
Wann die Zukunft des bayerischen Gymnasiums auf lange Sicht und in einem Spitzengespräch bei Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) endgültig besiegelt wird, ist aber noch immer offen – offiziell zumindest.