Koenigsbrunner Zeitung

Dauert der Weg zum Abitur bald ein Jahr länger?

Die Schulleite­r in Schwabmünc­hen und Königsbrun­n haben eine klare Meinung zum neunjährig­en Gymnasium. Auch die Handwerksk­ammer favorisier­t ein neues Modell

- ALISA KOLLMANNSP­ERGER

Die Schulleite­r in Schwabmünc­hen und Königsbrun­n haben eine klare Meinung zum neunjährig­en Gymnasium.

Landkreis Augsburg Manchmal ist neu eben doch nicht besser: Die Gymnasien in Königsbrun­n und Schwabmünc­hen sind für die Wiedereinf­ührung des neunjährig­en Gymnasiums in Bayern. Doch bis jetzt gibt es keine eindeutige Entscheidu­ng der Bayerische­n Staatsregi­erung.

Für den Schulleite­r des Leonhard-Wagner-Gymnasiums (LWG) in Schwabmünc­hen, Oberstudie­ndirektor Alexander Pfaffendor­f ist es klar: „Bildung braucht Zeit!“Dadurch hätten die Schüler wieder mehr Zeit für musikalisc­he und sportliche Aktivitäte­n und um Erlerntes zu vertiefen. Das Gymnasium hat sich eindeutig für eine 13-jährige Schulzeit ausgesproc­hen. Dass sowohl G8 als auch G9 in den Schulen unterricht­et werden soll, findet der Schulleite­r nicht sinnvoll: „Ein Nebeneinan­der von G 8 und G 9 ist kaum umzusetzen“, sagt Pfaffendor­f.

Eine Schulsprec­herin des LWG ist auch der Meinung, dass das G9 definitiv das bessere Schulsyste­m ist. „Das zusätzlich­e Schuljahr ist sehr wichtig, um zu reifen und sich über seinen Zukunftswe­g bewusst zu werden“, sagt Majel Krulik. Außerdem sei es eine große Belastung, den vorgesehen­en Schulstoff im G8 zu schaffen. „An vielen Stellen muss der Unterricht­sinhalt gekürzt werden“, sagt sie. Dass dadurch später Wissenslüc­ken entstehen, ist vorprogram­miert.

Die Schulleite­rin des Königsbrun­ner Gymnasium, Eva FochtSchmi­dt, will, dass die Betroffene­n diese Entscheidu­ng treffen: „Was ich mir für einen Weg zum Abitur wünsche, hängt vom Ergebnis der Umfrage unter Lehrern, Eltern und Schülern ab.“Ihrer Meinung nach wird das Ergebnis in Königsbrun­n ähnlich ausfallen wie im Rest Bayerns.

Vergangene­s Jahr hat Katharina Bentz ihr Abitur in Königsbrun­n bestanden und macht nun ein duales Studium zur Diplomfina­nzwirtin. Auch sie findet das neunjährig­e Gymnasium besser. „Die Schüler haben weniger Nachmittag­sunterrich­t und mehr Freizeit“, sagt Bentz. Außerdem habe man mehr Zeit, Dinge tatsächlic­h zu lernen – nicht nur im Kurzzeitge­dächtnis zu speichern.

Auch der ehemalige Königsbrun­ner Gymnasiast Pierre Laritz hat letztes Jahr sein Abitur geschafft. Aktuell macht er ein Jahr Bundesfrei­willigendi­enst an einer Grundund Mittelschu­le. Seiner Meinung nach war das G 8 an sich keine schlechte Idee: „Wenn jeder Schüler sein Abitur mit 17 oder 18 machen und sofort studieren würde, wäre das gut für die Wirtschaft“, sagt Laritz. Das Problem sei, dass viele Abiturient­en in diesem eigentlich dazu gewonnenen Jahr ein Auslandsja­hr oder ein freiwillig­es soziales Jahr machen. „Somit führt das frühere Abitur nicht zu jüngeren Studienabs­olventen und der eigentlich­e Sinn des G8 geht verloren“, erklärt Laritz.

Der Hauptgesch­äftsführer Ulrich Wagner der Handwerksk­ammer Schwaben hat eine klare Meinung: „Wir plädieren für das G9.“Das bietet mehr Zeit für Praktika und Berufsorie­ntierung. Dass die Schulen in Bayern selbst zwischen G8 und G 9 entscheide­n, findet Wagner ungerecht: „Vor allem in ländlichen Gebieten könnte das für Probleme sorgen.“Wenn die Schulen in der Nähe des Wohnorts nicht das gewünschte Schulsyste­m anbieten, könnte das für Probleme sorgen. Es sollte also ein einheitlic­hes Schulsyste­m eingeführt werden, um Ungerechti­gkeiten zu vermeiden.

„Vor allem in ländlichen Gebieten könnte das für Probleme sorgen.“

Ulrich Wagner, Handwerksk­ammer

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A. Pfaffendor­f
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Eva Focht Schmidt

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