Kirche öffnet sich Geschiedenen
Wiederverheiratete dürfen im Einzelfall zur Kommunion
Dürfen geschiedene Katholiken, die wieder heiraten, die Kommunion empfangen? Nach Auffassung der deutschen Bischöfe soll dies künftig möglich sein – im Einzelfall und unter bestimmten Voraussetzungen. Dies gilt ebenfalls für die Beichte. Das geht aus einem Dokument zum Papst-Schreiben „Amoris laetitia“hervor, das gestern veröffentlicht wurde.
Franziskus hatte in dem Schreiben im April 2016 nach den Synoden über Ehe und Familie die Zulassung von Wiederverheirateten zur Kommunion in Einzelfällen angedeutet.
Mehr als neun Monate rangen die deutschen Bischöfe um eine gemeinsame Position dazu. Nun folgen sie dem Papst und betonen, dass der Empfang der Kommunion nicht generell freigegeben werde, dass er jedoch nach einem „Prozess der Entscheidungsfindung“und in Begleitung eines Seelsorgers möglich sei. Konkreter werden sie nicht. Beob- achter sprechen von einer Öffnung, nicht aber von einer Revolution.
Über das Thema wird heftig gestritten: Wiederverheiratete leben nach Ansicht der Kirche im Zustand schwerer Sünde und in einer „irregulären Situation“. Während progressive Katholiken für eine Zulassung zur Kommunion eintreten, fürchten konservative Katholiken wie die Kardinäle Joachim Meisner oder Gerhard Ludwig Müller um die Reinheit der Lehre.